Wie sich die Weltbevölkerung entwickeln wird

  02 Januar 2017    Gelesen: 1029
Wie sich die Weltbevölkerung entwickeln wird
Fast 7,5 Milliarden Menschen bevölkern die Erde. Schon bald könnten neun von zehn in einem Entwicklungsland leben. Nur auf einem Kontinent schrumpft die Bevölkerungszahl.
Wäre die Welt ein Dorf mit nur 100 Einwohnern, dann wären zehn von ihnen Europäer. Fünf wären Nord-, acht Lateinamerikaner, einer käme aus Ozeanien, 16 stammten aus Afrika, 60 aus Asien. Im Durchschnitt bekämen die Frauen 2,5 Kinder, 26 der Einwohner wären noch keine 15 Jahre alt, acht älter als 64. Das beschriebene Dorf bildet Zahlen des Jahres 2016 ab, die dem Datenreport der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) entnommen wurden.

Die Stiftung mit Sitz in Hannover hat zum neuen Jahr auch eine voraussichtliche Zahl der auf der Erde lebenden Menschen veröffentlicht: Am 1. Januar 2017 lebten demnach rund 7.473.690.000 Menschen auf unserem Planeten. Das waren etwa 83 Millionen mehr als vor einem Jahr, was ziemlich genau der Bevölkerungszahl Deutschlands entspricht. Derzeit wächst die Weltbevölkerung in jeder Sekunde um durchschnittlich 2,6 Erdenbürger.

Die Statistiker der Vereinten Nationen gehen derzeit davon aus, dass in 33 Jahren voraussichtlich 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden. Umgerechnet auf das Dorf hieße das, die Zahl seiner Bewohner würde jährlich um etwa eine Person ansteigen. 2050 würden also schon 133 Menschen in dem Dorf leben. Bis Ende des Jahrhunderts könnten bereits 11,2 Milliarden Menschen auf unserem Planeten zu Hause sein.

Dabei wird auch in Zukunft der größte Teil der Menschheit aus Asiaten bestehen. Allerdings wird ihre Zahl wesentlich langsamer ansteigen als in anderen Regionen der Erde. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen wächst die mit 4,4 Milliarden Menschen bevölkerungsreichste Region der Erde bis zum Jahr 2100 auf rund 4,9 Milliarden Menschen an. China wird dabei als Land mit der derzeit größten Einwohnerzahl wahrscheinlich schon im Jahr 2022 von Indien abgelöst werden. In Afrika wird sich die Bevölkerung von heute 1,2 auf voraussichtlich knapp 4,4 Milliarden Menschen bis zum Ende des Jahrhunderts fast vervierfachen. Damit steigt der Anteil Afrikas an der Weltbevölkerung von heute 16 auf dann 39 Prozent.

Ursachen dieses rasanten Anstiegs sind vor allem ungewollte Schwangerschaften und die junge Altersstruktur, aber auch der Wunsch nach mehr als zwei Kindern je Paar. Jedes Jahr werden in Entwicklungsländern 74 Millionen Mädchen und Frauen ungewollt schwanger. Hauptgründe dafür sind nach Angaben der Stiftung Weltbevölkerung „fehlende Gleichberechtigung sowie mangelnde Sexualaufklärung und Verhütungsmöglichkeiten“.

Mehr als 220 Millionen Frauen können in Entwicklungsländern nicht verhüten, „obwohl sie das gerne möchten“, wie die DSW schreibt. „Wenn alle Paare frei entscheiden könnten, wann und wie viele Kinder sie bekommen, würden 52 Millionen ungewollte Schwangerschaften vermieden, ließe sich das Leben von rund 70.000 Frauen retten, die jährlich an Schwangerschaftskomplikationen sterben, und es würden 500.000 Neugeborene weniger sterben. Zudem würden 24 Millionen Abtreibungen vermieden“, heißt es dazu. Die Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern ist noch immer sehr hoch: In Afrika südlich der Sahara sterben 62 von 1000 lebendgeborenen Kindern bei der Geburt oder innerhalb des ersten Lebensjahrs. Im Vergleich dazu liegt die durchschnittliche Säuglingssterblichkeit in Deutschland bei 3,2 je 1000 Lebendgeborenen.

Rasanter Anstieg in den ärmsten Ländern

Insgesamt aber bekommen Frauen heute im Durchschnitt viel weniger Kinder als noch vor einem halben Jahrhundert: 1960 waren es fünf, heute nur noch 2,5 Kinder. Besonders hoch ist die Kinderzahl pro Frau aber in den Entwicklungsländern. Nach Angaben der Vereinten Nationen bekommen Frauen in den 48 am wenigsten entwickelten Ländern durchschnittlich mehr als vier Kinder. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Bevölkerung in den ärmsten Ländern von derzeit rund 938 Millionen Menschen auf voraussichtlich 1,9 Milliarden verdoppeln. Damit wird sich auch der Anteil der Menschen, die in Entwicklungsländern leben, weiter stark erhöhen: 1950 lag er noch bei 68 Prozent, 2010 bereits bei 82 Prozent. Im Jahr 2050 werden voraussichtlich neun von zehn Menschen in einem weniger entwickelten Land leben.

Schon heute ist jeder dritte Mensch in einem Entwicklungsland ein Kind oder ein Jugendlicher. In Afrika sind sogar 41 Prozent der Einwohner unter 15 Jahren. Diese Jugendgeneration erreicht erst in einigen Jahren ihr fortpflanzungsfähiges Alter und wird dann ein Grund für den weiterhin rasanten Anstieg der Bevölkerungszahl in armen Ländern sein.

Ganz anders stellt sich die Situation in den anderen Regionen der Erde dar. In Nordamerika wird die Einwohnerzahl zwar weiter steigen, doch bis Ende des Jahrhunderts vermutlich nur von 358 auf 500 Millionen. Auch in Lateinamerika und der Karibik wächst die Bevölkerung nur von 634 auf 721 Millionen, ihr Anteil an der Weltbevölkerung sinkt von neun auf sechs Prozent. Europa ist der einzige Kontinent, auf dem die Bevölkerung zurückgehen wird. Derzeit leben hier noch 738 Millionen Menschen, bis 2100 werden es nach den Prognosen der Vereinten Nationen nur noch 646 Millionen sein. Der europäische Anteil an der Weltbevölkerung wird also voraussichtlich von heute zehn auf sechs Prozent schrumpfen.

Das heißt, in dem fiktiven Dorf mit seinen 100 Einwohnern haben sich im Jahr 2100 die kontinentalen Zugehörigkeiten stark geändert. Nur noch sechs Europäer wären am Ende dieses Jahrhunderts übrig, vier wären Nord-, sechs Lateinamerikaner. Weiterhin käme ein Bewohner aus Ozeanien. Die Zahl der Afrikaner aber hätte sich von 16 auf 39 mehr als verdoppelt, die Zahl der Asiaten wiederum wäre von 60 auf 44 zurückgegangen.


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