Unangenehme Wahrheiten oder armenische Geschichte als Fälschungskonstruktion?

  27 Januar 2017    Gelesen: 2972
Unangenehme Wahrheiten oder armenische Geschichte als Fälschungskonstruktion?
Samir Hasanov
Doktorand an der Universität zu Köln


„Facundus est error, cum simplex sit veritas“ – „Lüge klingt eloquent, Wahrheit dagegen simpel“ lautet der berühmte lateinische Spruch. Das „Vermögen“ der armenischen Intellektueller über Jahrhunderte hinweg präzedenzlose und größtenteils verblüffende Geschichtsmythen über „sich von Meer zu Meer erstreckendes Großarmenien“ auszudenken und sich dabei materielles wie politisches Erbe anderer Volksgruppen anzueignen, lehnt sich im Grunde genommen an diese Maxime an und sorgte selbst unter zahlreichen armenischen Historikern, Sprach-, Literaturwissenschaftlern sowie bei prominennten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die die Betätigung ihrer Vorfahren als meisterhafte Faktendreher bestätigen, für großes Erstaunen. Einige Beispiele verdienen hierbei erwähnt zu werden:

„Die Entstehung der armenischen Geschichte ist mit vielen Schattenseiten behaftet. Armenier haben ähnlich wie die Römer, Griechen, Perser und andere Nationen ihre eigenen mythischen Helden. Doch ohne sich auf glaubwürdige historische Quellen zu stützen, griffen unsere Nationalhistoriker meist zu Märchengestalten“ (K. Basmatschyan: „Neue Geschichte der Armenier: 1375-1920“, Paris 1922);

•„Erste armenische Dynastie setzt sich etwa nicht aus realen, sondern aus Kreaturen der imaginären Erzählungen zusammen. Moses von Choren, Vater der armenischen Historiographie, stamme nicht aus dem 5. Jahrhundert, sondern sei ein Geschichtsverfälscher aus dem 7. Jahrhundert“ (Aykazyan: „Armenische Geschihte“, Paris 1919);

•„Ein Großteil armenischer Lieder und Melodien sind von denen der Türken (Aserbaidschaner) verinnerlich worden. Bis heute bin ich in mehreren Siedlungsgebieten der Armenier gewesen, mit der Hoffnung, rein armenische Musik zu hören. Dies ist mir leider nicht geglückt. (M. Nalbadyan: „Über antike Gedichte und Gesänge“, komplett erfasste Gedichtsammlungen, 1. Band, Jahr unbekannt);

•„Ein Teil der in Karabach lebenden Armenier ist Nachfahren der antiken Albaner. Der andere Teil kam als Flüchtlinge aus dem Iran bzw. der Türkei und fand auf aserbaidschanischem Boden Schutz vor Verfolgungen und Diskriminierungen. (B. Ischchanyan: „Völker des Kaukasus“, St. Petersburg 1916);

•„Unsere Sprache besteht bis zu 50 Prozent aus türkischen Wörtern“; „Türkisch (Aserbaidschanisch) hat unsere Sprache so weit durchgedrungen, dass Gesänge, Gedichte und Sprichwörter ähnlich wie türkisch (aserbaidschanisch) klingen. (Chatschatur Abovyan: „Wunden von Armenien“, Eriwan 1939, S. 41f. bzw. 80f.)

Die Liste lässt sich endlos verlängern. Tatsache jedoch ist: Armenien als Staat hat sich nie richtig seiner unsauberen Vergangenheit gestellt und hält an dieser „Tradition“ seit seiner Unabhängigkeit 1991 weiter fest. Seit Generationen wird den Menschen in Armenien ein verzerrtes und betrügerisches Bild von geschichtlichen Realitäten eingepflanzt, um keine Zweifel an „glorreichen Errungenschaften“ des Armenientums zu lassen. Die allen voran auf dem extremen Chauvinismus bzw. Nationalismus gegenüber Türken und Aserbaidschanern basierte Strategie der armenischen „Historiker“ und „Wissenschaftler“ wird seit geraumer Zeit praktiziert und peilt an, der internationalen Weltgemeinschaft das Bild einer stets diskriminierten und verfolgten Nation zu vermitteln. Der „unermesslichen Leidensgeschichte“ jedoch steht die Affinität zum Verschweigen eigener Verantwortung entgegen, die ihren Niederschlag im vorsätzlichen Ignorieren oder Verdrehung historisch belegter Wahrheiten, dem totalen Unschuldsbewusstsein (wie etwa im Falle des Chodjali-Genozids am 26. Februar 1992) oder der Annexion von international als aserbaidschanisch anerkannten Territorien (Berg-Karabach und sieben angrenzende Provinzen) findet. Heutzutage ist Armenien womöglich das einzige Land der Welt, das Territorialansprüche gegenüber seinen Nachbarn Türkei und Aserbaidschan erhebt. Nicht einmal Georgien, der christlich-orthodoxe Nachbar, ist vor diesen dreisten Forderungen (armenische Historiographie betrachtet die angrenzende georgische Provinz Dschawachetien als „urarmenisch“) gefeit. Außerdem bildet Armenien anders als Georgien und Aserbaidschan als monoethnisches Land den krassen Gegenpol zur ethnischen Vielfalt im gesamten Südkaukasus, wobei 99 Prozent der Bevölkerung sich aus ethnischen Armeniern zusammensetzt.

Armenien versus Kaukasus Albanien

Das politisch-kulturelle Erbe des kaukasischen Albaniens (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Staat auf dem Balkan), des Vorgängerstaates des heutigen Aserbaidschans, der zwischen 3. Jh. v. Chr. – 7. Jh. n. Chr. existierte, ist im Laufe des 20. Jahrhunderts den beispiellosen Falsifizierungen der armenischen Historiker und Wissenschaftler ausgesetzt, mit wohlüberlegtem Ziel, das gesamte Vermächtnis des einst christlich geprägten Albaniens zu armenisieren und den Anspruch zu zementieren, nur Armenier seien Ureinwohner auf diesen Gebieten gewesen. Dabei brach der Hauptstreit zwischen armenischen und aserbaidschanischen Gelehrten vor allem im Hinblick auf die administrativen Grenzen des kaukasischen Albaniens aus. Mit jeden erdenklichen Mitteln behauptet die armenische Seite, dass südliche Grenzen Albaniens am Fluss Kura (der sich durch große Teile Aserbaidschans erstreckt und im Kaspischen Meer mündet) endeten, um auf diese Weise die angeblich jahrtausendelange Zugehörigkeit Berg-Karabachs zu Armenien „unter Beweis zu stellen“. Die Interpretation der aserbaidschanischen Forscher hingegen deuten darauf hin, das Siedlungsareal der Albaner würde sich bis auf die Gebiete am Fluss Aras (Grenzfluss zwischen Aserbaidschan und dem Iran) ausdehnen. Diese Auffassung vertritt selbst der antike griechische Geschichtsschreiber und Geograph Strabon (63 v. Chr. – 23 n. Chr.), der davon ausgeht, dass albanische Stämme sowohl das linke, als auch rechte Ufer des Flusses Kura besiedelten, wobei nicht nur Karabach, sondern auch östliche Gebiete des Göktscha-Sees (der heutige Sewan-See in Armenien) zum deren Herrschaftsgebiet zählten. Vervollständigt wurden südliche Grenzen Albaniens dahingehend durch Nachitschewan im Süd-Westen und Talisch-Gebirge im Süd-Osten. Der Hauptkaukasus-Gebirgskamm im Norden bildete die Trennlinie zu Sarmatien. Schließlich in ostwestlicher Richtung erstreckte sich das antike Albanien vom Kaspischen Meer bis nach Iberien (Georgien).

Es ist anzumerken, dass das kaukasische Albanien als Staat in Form eines Stammesbundes (gegenwärtig vergleichbar mit einer Konföderation) bestehend aus 26 Stämmen existiert hatte. Unter diesen ethnischen Gruppen sind Kaspier, Udiner, Geler, Legen, Gargaren, Sodier, Zavdeen, Eren etc. zu erwähnen, die über eigene Sprachen (nord-östliche Gruppe der kaukasischen Sprachen) und jeweils eigenes Idiom verfügten. Einige dieser Stämme sprachen sogar einen der Dialekte des Alt-Türkischen. Unter den oben aufgeführten Gruppen haben nur Udinen die vergangenen Jahrhunderte überdauert und leben heutzutage im Nord-Westen Aserbaidschans (in den Städten Oghus und Qabala). Anthropologische Analysen laufen darauf hinaus, dass ein Großteil der aserbaidschanischen Bevölkerung vom physischen Typus her von ansässigen albanischen Volksgruppen abstammt und somit als eines der autochthonsten Völker des Südlichen Kaukasus klassifiziert werden kann. Demgegenüber gehen die Wurzeln der Armenier auf Phryger, auf eine indoeuropäische Ethnie zurück, die von ihrem ursprünglichen Abstammungsgebiet auf dem Balkan nach Kleinasien (in die heutige Türkei) und von dort aus im 8. Jh. v. Chr. weiter ostwärts zum Euphrat auswanderten. Diese in der Forschungslandschaft kaum beachtete These der aserbaidschanischen Wissenschaftlerin Farida Mammadova setzte den Mythos über vermeintlich ewige Präsenz der Armenier in Karabach und im Allgemeinen auf dem Territorium des modernen Armeniens vollkommen außer Kraft. In ihrer noch in den 1970-er Jahren fertiggestellten Dissertation „Politische Geschichte und historische Geographie des Kaukasischen Albaniens“ beruft sich die im Bereich der Altsprachen spezialisierte Mammadova auf von armenischer Seite bis dahin verheimlichte albanische Inschriften an Kirchenmauern in Armenien und lieferte entsprechende Erklärungsmuster. Kühner Auftritt und nüchterne Gegenüberstellungen einer damals noch jungen Forscherin, die dadurch den wohlgehüteten Background des Armenientums ins Wanken brachte, rief eine regelrechte Hysterie zugleich tiefgehende Verunsicherung unter armenischen Geschichtsschreibern hervor. Schon allein der Versuch, eine öffentliche Diskussion über die Vergangenheit der armenischen Historiographie zu entfachen, wurde als nicht hinnehmbare Provokation wahrgenommen. Statt mit sachlichen und stichhaltigen Beweismaterialien den verlautbarten „Unterstellungen“ entgegenzutreten, startete die „intellektuelle“ Schicht Armeniens eine nie dagewesene Hetzjagd gegen Mammadova, um erstens ihre Verhaftung bei sowjetischer Obrigkeit zu veranlassen und anschließend die Veröffentlichung und Verbreitung der Forschungsergebnisse zu vereiteln, was ihr letztendlich gelang. Die Publikation der Arbeit erfolgte erst nach der Auflösung der Sowjetunion.

Neben dem Rückgriff auf das antike Zeitalter lassen auch die Umwälzungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Maske der armenischen Lügenfassade gnadenlos herunterreißen. Das Russische Zarenreich, das zu diesem Zeitpunkt als Sieger zweier russisch-persischer Kriege hervorgegangen war, ließ gemäß dem Vertrag von Türkmentschay 1828 60 Tausend Armenier aus dem Osmanischen Reich und 80 Tausend aus dem Iran in nordaserbaidschanischen Khanaten (Königtümern) Irewan (Eriwan), Nachitschewan und Karabach ansiedeln, um im Sinne der Machtpolitik ein christliches Bollwerk gegen muslimische Aserbaidschaner aufzubauen. Somit vollzog sich der zweite Exodus größeren Ausmaßes, der Armenier in die Südkaukasusregion führte. 150 Jahre später 1978 gedachte armenische Gemeinde Berg-Karabachs diesem besonderen Anlass, indem in der Stadt Agdere (Mardakert) ein Denkmal gesetzt wurde. Mit dem Beginn des armenischen Separatismus in Karabach Ende der 1980er verschwand das Monument plötzlich von der Bildfläche, um die Spuren zu verwischen und den Mythos der „zeitlosen“ armenischen Präsenz in diesem geographischen Raum nicht zu gefährden.

Die nahezu panische Angst, durch winziges Bedenken an felsenfest geglaubter Geschichtsinterpretation weltweit bloßgestellt zu werden, verfolgt die armenische Öffentlichkeit und Diaspora seit Jahrzehnten. Gefangen in engstirnigen Sorgen und der ideologisch erstarrten Wahnwelt werden alternative vor allem jedoch eigene Darstellungen in Verruf bringende Auslegungen, ohne dabei wissenschaftlich-historischer Aufklärung dienende Auseinandersetzungen auszutragen, kategorisch abgelehnt. Zudem werden derartige Initiativen wagende Personen oder gesellschaftliche Gruppen nicht zuletzt angetrieben von übermäßigen nationalistischen Gefühlen öffentlich dämonisiert, beleidigt oder mit dem Tod bedroht. Den harschen Gegenwind der Nationalisten müssen selbst armenische Politiker, die sich mutig um die Artikulation der Wahrheit bemühen, auf eigenem Leibe erfahren wie etwa Grant Bagratian, früherer Premier-Minister Armeniens, der 2015 in sozialen Netzwerken sein Schweigen brach und eben die Auffassung vertrat, die ganze armenische Geschichte sei von Grund auf gefälscht worden und beruhe ausschließlich auf Sagen. Gleichermaßen äußern einige armenische Historiker ihre skeptische Haltung. Bei den Fragestellungen, wer die Armenier sind und wo diese überhaupt hergekommen sind, tappt etwa der Gelehrter Manuk Abegjan als einer von mehreren einheimischen Intellektuellen im Dunklen: „Welche Herkunft haben die Armenier? Wann und wo sind sie entstanden? Mit welchen Stämmen traten sie nach ihrem Werdegang in Kontakt? Wie wurden ihre Sprache und ethnische Zusammensetzung dadurch beeinflusst? Wir haben keine klaren und konkreten Argumente auf diese Fragen“ (Manuk Abegjan: Die Geschichte der armenischen Literatur“, Jerewan 1975, S. 11.)

Fehlende moralische Pflicht für Gerechtigkeit

Mit diesem kleinen geschichtlichen Diskurs appelliert das folgende Schreiben an deutsche Leserinnen und Leser, die Augen angesichts derart schlüssiger Fakten nicht zu verschließen, den Tatsachen ins Auge zu blicken und bei den Vorurteilen über den Tellerrand hinaus zu schauen. Der Begriff Armenien beschränkt sich nicht nur auf das „Genozid-Thema“. Zweifelsohne profitieren Armenier auch in Deutschland von ihrem besonderen Status als das einst von Türken „benachteiligte“ christliche Volk, vor dessen „tragischen“ Schicksal die Deutschen gewissermaßen eine Mitverantwortung trügen. Eine offene und differenzierte Auseinandersetzung mit konspirativen Aktivitäten der Armenier, die sich hauptsächlich nach infamen Fälschungen und Meinungsmanipulationen ausrichten, scheint angesichts dieses Umstands in weiten Teilen der deutschen Politik und Gesellschaft ein Tabu zu sein. Verstärkt durch mediale und politische Gehirnwäsche geht die Verharmlosung bzw. Verschönerung oben erwähnter Aktionen mit der Kreierung misstrauischer und grundsätzlich feindseliger Attitüde gegenüber Aserbaidschanern einher, und das in Zeiten zunehmender Entfremdung, die durch islamistische Terroranschläge noch mehr verschärft wird.

Aserbaidschan ist zwar ein muslimisches Land, blickt dafür aber mit Stolz auf seine 200-jährige konstant gepflegte säkular-liberale Traditionen zurück. Es ist ein Land, das sich mehr als 20 jahrelang gegen armenische Verlogenheit aufbegehrt und unter den Folgen des von Armenien angezettelten Konflikts um Berg-Karabach leidet. Dabei ist unsere Erwartung nichts geringeres als gerechte Beurteilung der deutschen Politik und Öffentlichkeit. Die schlimmste Art der Ungerechtigkeit ist die vorgespielte Gerechtigkeit (Platon).

Erschienen auf alumniportal-aserbaidschan

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