NSA-Datensammler drohen 200 Jahre Haft

  10 Februar 2017    Gelesen: 618
NSA-Datensammler drohen 200 Jahre Haft
Er hortete Geheimdokumente im Gartenhäuschen: Gegen den ehemaligen NSA-Mitarbeiter Harold Martin wird wegen Diebstahls Anklage erhoben. Noch immer ist unklar, was er mit seinem Schatz machen wollte.
20 Jahre lang soll der IT-Experte Harold Martin vertrauliche Dokumente des US-Militärs, der National Security Agency (NSA) und der Central Intelligence Agency (CIA) gestohlen und bei sich zu Hause aufbewahrt haben. Nun muss sich der frühere externe Geheimdienstmitarbeiter vor Gericht verantworten. Die US-Regierung hat am Mittwoch den 52-Jährigen vor dem US-Bundesgericht in Maryland angeklagt.

Das FBI hatte Martin im August festgenommen und Tausende Seiten mit Dokumenten beschlagnahmt, die teilweise von der US-Regierung als "geheim" und "streng geheim" klassifiziert worden waren. Bei einem Diebstahl solcher Dokumente bestehe laut dem Gericht eine Gefahr für die nationale Sicherheit, da die Daten an die Öffentlichkeit gelangen könnten. Die Akten lagerte Martin offenbar in seinem Auto und einem Schuppen im Garten. Außerdem fanden die Beamten etwa 50 Terabyte an Daten auf mehreren Computern und Speichermedien.

Was Martin wirklich mit den Geheimdokumenten anfangen wollte, ist bisher noch immer unklar. Er wird zwar für den Diebstahl und den Besitz der Dokumente angeklagt, allerdings nicht dafür, die Daten weitergegeben oder verkauft zu haben. Bislang gibt es somit keine Anzeichen dafür, dass er wie Whistleblower Edward Snowden die geheimen Informationen veröffentlichen wollte.

Verteidigung beschreibt Martin als Messie

Auch die Anwälte des Angeklagten betonen immer wieder, dass ihr Mandant kein Whistleblower sei. Nach Angaben des Tech-Magazins "The Register" bezeichnet ihn die Verteidigung eher als Messie, der "seine Familie und sein Land liebt" und die Dokumente ohne Hintergedanken einfach mit nach Hause genommen habe. Harold Martin sitzt derzeit noch in Haft.

Als Mitarbeiter der Consultingfirma Booz Allen Hamilton hat Martin über die Jahre hinweg für die jeweiligen Behörden eine Sicherheitsfreigabe erhalten, die ihm Zugang zu den geheimen Dokumenten verschafft hat. Aufgrund der enormen Menge des entwendeten Geheimdienstmaterials gilt der mutmaßliche Diebstahl als einer der größten Fälle in der Geschichte der US-Geheimdienste. Selbst Snowden besaß offenbar längst nicht so viele Informationen wie Martin.

Der IT-Spezialist arbeitete unter anderem auch für die Elite-Hacker der NSA, die Tailored Access Operations. Dieses Team infiltriert Computer und Netzwerke im Ausland, schneidet riesige Datenmengen mit und setzt für ihre Aufträge auch Spionagewerkzeuge wie USB-Wanzen und manipulierte Bildschirmkabel ein. Ziele der Angriffe sind vor allem Terror-Organisationen. Auf der Liste der Hacker stehen nach Informationen Snowdens aber auch ausländische Behörden, unter anderem die Regierung in China.

Gleicher Arbeitgeber wie Snowden

Auch während seiner Zeit bei dieser Spezialeinheit soll Martin geheime Dokumente gestohlen haben. Nach Angaben der "Washington Post" soll sich Martin vor allem an Spionagesoftware bedient und mehr als 75 Prozent der Programme aus einer Datenbank kopiert haben.

Harold Martin stand nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Dezember 1993 bis August 2016 bei mindestens sieben Dienstleistern unter Vertrag, die Aufträge von der Regierung erhalten haben. Einer dieser Dienstleister ist das Beratungsunternehmen Booz Allen Hamilton, das auch Snowden beschäftigt hatte. Die Technologieberater arbeiteten unter anderem für den US-Geheimdienst NSA.

Brisantes Material von Geheimdiensten und Militär

Laut Anklageschrift soll Martin von 1996 bis 2016 geheime Dokumente vorsätzlich gestohlen und aufbewahrt haben. "Die Anklage wirft Harold Martin vor, zwei Jahrzehnte lang schamlos das Vertrauen missbraucht zu haben, das die Regierung ihm entgegengebracht hat, indem er Dokumente mit streng geheimen Informationen gestohlen hat", sagte der zuständige Staatsanwalt Rod J. Rosenstein. In den mutmaßlich gestohlenen Dokumenten seien unter anderem Schwächen und Stärken des Militärs dokumentiert, zudem gehe es um Spionageziele der CIA und Operationen wie den Start eines Satelliten.

In 20 Punkten wirft der Staatsanwalt dem Angeklagten vor, die Dokumente bewusst in seinem Auto zu sich nach Hause gebracht und dort aufbewahrt zu haben, ohne sie dem zuständigen Regierungsmitarbeiter auszuhändigen. Für jeden dieser Fälle sieht das Gesetz eine Höchststrafe von zehn Jahren vor. Sollte Martin in allen Punkten schuldig gesprochen werden, dann droht dem Angeklagten eine Freiheitsstrafe von bis zu 200 Jahren. Am Dienstag beginnt der Prozess gegen den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter.

Quelle : spiegel.de

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