Opel-Deal soll in drei Wochen stehen

  19 Februar 2017    Gelesen: 1120
Opel-Deal soll in drei Wochen stehen
Binnen drei Wochen sollen General Motors und Peugeot Citroën den Verkauf des Autobauers absegnen. Mehr als 6000 Jobs könnten dann wegfallen. Vielleicht geht alles sogar noch schneller.
Die Automobilhersteller General Motors (GM) und PSA Peugeot Citroën wollen nach Informationen der „Welt am Sonntag“ innerhalb der kommenden zwei bis drei Wochen einen endgültigen und mit den Aufsichtsräten abgestimmten Plan für die Zukunft von Opel vorlegen. Sogar eine Vereinbarung bereits am kommenden Donnerstag, wenn PSA seine Bilanz vorlegt, gilt als möglich.

Eine Kooperation oder Allianz von PSA und Opel seien mögliche Optionen, aber alles laufe derzeit auf einen kompletten Verkauf des Europageschäfts von GM an die Franzosen hinaus, hieß es in Aufsichtsratskreisen. Kommt es dazu, soll die Übernahme innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen sein.

Wie aus Verhandlungskreisen verlautet, soll Opel-Chef Karl-Thomas Neumann bereits vor zwei Wochen über einen möglichen Verkauf der GM-Tochter informiert worden sein. Er soll unter PSA zunächst an der Spitze von Opel bleiben. Beim Kaufpreis spielt eine wichtige Rolle, wer die milliardenschweren Pensionsverpflichtungen von Opel übernimmt.

Die Belegschaft und die Öffentlichkeit waren erst in dieser Woche über die Verhandlungen informiert worden, nachdem die Verhandlungen bekannt geworden waren. Die Bundesregierung reagierte irritiert darauf, erst so spät von den Gesprächen erfahren zu haben.

6250 Stellen müssen wohl gestrichen werden

Am Donnerstag will Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) zu ihrem Amtskollegen Michel Sapin nach Paris reisen, um mit ihm über die Zukunft von Opel zu sprechen. Der französische Staat ist einer der großen Aktionäre von PSA. Zypries und die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Opel-Standorten (Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen) drängen auf eine Standortsicherung für alle deutschen Werke sowie eine Anerkennung der Beschäftigungs- und Investitionszusagen bis 2020 und darüber hinaus.

Laut einem Bericht der „Bild am Sonntag“ hat PSA Peugeot bereits zugesichert, Opel bei einer Übernahme eigenständig weiterzuführen und die vier deutschen Standorte zu erhalten. Dies sei die Botschaft des PSA-Generalsekretärs Olivier Bourges bei Gesprächen am Donnerstag im Kanzleramt in Berlin gewesen, berichtete die „BamS“. Bourges habe zudem zugesagt, bestehende Verträge würden nicht angetastet. Damit seien betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2018 in Deutschland ausgeschlossen. Darüber hinaus würden bis mindestens 2020 Investitionszusagen für die Werke Eisenach, Rüsselsheim und Kaiserslautern sowie das Ersatzteilzentrum in Bochum gelten. Die Kaufverträge mit der Opel-Mutter General Motors sollten bis spätestens zum Genfer Autosalon in zweieinhalb Wochen unterzeichnet sein, so die „BamS“.

Übernahme soll nicht feindlich erscheinen

Laut der Zeitung sprach Bourges am Donnerstag zwei Stunden lang mit dem Bund-Länder-Koordinator für Opel, Matthias Machnig, sowie Bundeskanzlerin Angela Merkels Wirtschaftsberater Lars-Hendrik Röller und Verkehrs-Staatssekretär Michael Odenwald.

Bei der Bundesregierung war am Samstagabend auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme zu dem Bericht erhältlich.

Die „BamS“ zitierte allerdings Kanzleramts-Chef Peter Altmaier mit den Worten, die Bundesregierung werde die Gespräche sorgfältig begleiten und darauf dringen, dass die Interessen der Opel-Beschäftigten gewahrt blieben. Das Automobil sei seit über 100 Jahren eine deutsche Erfolgsgeschichte. „Ich möchte, dass das auch so bleibt. Dazu brauchen die großen deutschen Automobilunternehmen wie Opel eine Überlebens- und Entwicklungsperspektive für die nächsten Jahrzehnte.“

Die Zeitung zitierte zudem Arbeitnehmerkreise, Peugeot bemühe sich, die Übernahme nicht feindlich erscheinen zu lassen. Bereits für die kommende Woche würden Opel-Verantwortliche erwarten, dass PSA-Vertreter in größeren Runden konkrete Eckpunkte der geplanten Übernahme vorlegten.



Neben der Politik zeigen sich die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat grundsätzlich aufgeschlossen für einen Kauf Opels durch PSA. Sie betonen die Chancen nach einer Trennung von GM. Allerdings sind nach Meinung von Experten in diesem Fall Tausende Arbeitsplätze in Gefahr. Das Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen hat in einer Untersuchung, die der „Welt am Sonntag“ vorliegt, errechnet, dass die Franzosen bei Opel jährliche Kostensenkungen in Höhe von 500 Millionen Euro realisieren müssten, um den Autobauer zu sanieren. In Arbeitsplätze umgerechnet müssten 6250 Stellen gestrichen werden.

„Das Aus ganzer Werke ist daher nicht ausgeschlossen“, sagte CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer. Im vergangenen Jahr hatte das GM-Europageschäft ein Minus von 257 Millionen Euro verbucht. Da sich die Lage für Opel in den kommenden Jahren durch den bevorstehenden Brexit nicht verbessern werde und darüber hinaus weitere Risiken entstünden, könne man die Gewinnzone ohne Stellenstreichungen nicht erreichen.

EU-Abgasregeln sollen GM zu teuer gewesen sein

GM-Chefin Mary Barra hatte vor drei Monaten bei einem Besuch in Berlin noch die Erfolge von Opel und die gemeinsame Zukunft mit GM betont. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ haben aber die schärferen Grenzwerte für den CO2-Ausstoß in der EU zu einem Umdenken geführt. Ab 2020 gilt ein Grenzwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer für Neuzulassungen.

Peugeot ist auf einem guten Weg, diesen Wert zu erreichen; Opel ist weit davon entfernt. Laut dem Center of Automotive Management kamen die Modelle 2016 im Schnitt auf 128 Gramm CO2 pro Kilometer. „Die Amerikaner haben nachgerechnet, wie viel sie investieren müssten, um die Opel-Motoren bis 2020 sauber genug zu bekommen – und sich dann für einen Verkauf entschieden“, sagt ein Insider.

Quelle: welt. de

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