Saudi-Arabiens Riese will nach New York

  23 Februar 2017    Gelesen: 670
Saudi-Arabiens Riese will nach New York
Wie viel ist das größte Ölförderunternehmen der Welt wert? Zwei Billionen, zehn Billionen Dollar? Der Gigant aus Arabien will an die Börse und hat sich die ersten Partner für den Riesen-Deal ins Boot geholt.
Saudi Aramco spielt in einer eigenen Liga. Allein die Größenordnung der Rohölreserven, die das Unternehmen hält, verdeutlicht das. Rund 260 Milliarden Barrel hortet das größte Ölförderunternehmen der Welt - mehr als zehn mal so viel wie etwa der Mitbewerber ExxonMobil aus Texas. Die tägliche Produktion spielt sich in ähnlichen Sphären ab: 10 Millionen Barrel - mehr als die inländische Produktion aller US-Ölfirmen zusammen. Dieser staatliche Riese mit einem Wert, der selbst die wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt klein aussehen lässt, will jetzt an die Börse.

Die "Financial Times" schätzte den Wert einmal auf rund 10 Billionen Dollar, Der "Economist" spricht einfach von "Billionen von Dollar" und die Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" rechnet vor, dass Saudi Aramco allein auf der Grundlage seiner Ölreserven etwa 2,5 Billionen Dollar wert sein müsse. In jedem Fall ist es das wertvollste Unternehmen der Welt. Und es wäre der größte Börsengang der Geschichte.

Die US-Investmentbanken JP Morgan und Morgan Stanley sollen Finanzkreisen zufolge den Schritt organisieren. Saudi Aramco plant eine erste Emission in Höhe von 100 Milliarden Dollar. Zunächst ist geplant, bis zu fünf Prozent des Unternehmens an die Börse zu bringen. Zudem suche Saudi Aramco eine weitere Bank, die die Aktien bei Investoren in China vermarkten soll. Beste Chancen habe die britische HSBC, die dort besonders stark ist. In der engeren Wahl seien noch fünf Institute, unter ihnen ICBCI und CICC aus China.

Was passiert nach dem Börsengang?

Erstaunlich ist auch die Wahl des Beratungspartners für die Zeit vor dem Börsengang: Die Saudis entschieden sich dabei für die verhältnismäßig kleine Investmentbank Moelis. Die letzten Börsengänge die die New Yorker begleiteten waren die des Koffer-Herstellers Samsonite (1,3 Milliarden Dollar) und des Plastikröhren-Herstellers Polypipe Group (400 Millionen Dollar).

Unklar ist, wie sich das Unternehmen durch den Börsengang entwickeln wird. Bleibt es bei seinem Kerngeschäft Öl und Gas oder verwandelt sich es in ein multinationales Energiekonglomerat? Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet von zwei Parteien innerhalb des Konzerns. Eine bevorzuge die Konzentration auf den traditionellen Markt Öl und Gas, damit die Papiere einen möglichst hohen Wert behalten. Durch Engagements in Bereichen, in denen das Unternehmen weniger Expertise besitzt, könnte das Wachstum letztlich gebremst werden, heißt es.

Andere Vertreter glaubten, dass in der Diversifizierung des Unternehmens die Zukunft liegt - analog zu dem Plan, ganz Saudi-Arabien von der Abhängigkeit vom Öl zu lösen. Saudi Aramco ist seit Jahren im Geschäft mit erneuerbaren Energien tätig und es gibt kein festes Indiz, dass der Börsengang diese Aktivitäten bremsen könnte.

Mit dem Geld von dem Börsengang soll die Wirtschaft des Landes bis 2030 unabhängiger vom Öl gemacht werden. Es ist ein Schritt von vielen, um die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren. Dem stellvertretenden Kronprinz Mohammed bin Salman, der treibenden Kraft hinter dem Börsengang, schwebt eine Bewertung von mindestens zwei Billionen Dollar vor. Die Aktien sollen an der Börse in Riad, aber auch an einem internationalen Finanzplatz notiert werden. Favorit ist die New Yorker Börse, aber auch London, Toronto und Singapur haben noch Chancen.

Dabei ist noch unklar, ob nur das Ölgeschäft von Saudi Aramco an die Börse gebracht werden soll oder das gesamte Konglomerat, das auch in anderen Branchen tätig ist. Saudi Aramco und die genannten Banken wollten sich nicht zu den Informationen äußern.

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