Das Geschäft mit den Kampfkindern

  24 Februar 2017    Gelesen: 581
Das Geschäft mit den Kampfkindern
Bank ist erst elf, sein Bruder Benz ist 15 Jahre alt. Wie Zehntausende Kinder verdienen sie Geld mit Muay Thai, Thailands Nationalsport. Sie kämpfen, um zu überleben - und träumen von der großen Karriere in Bangkok.
Sein erster Gegner an diesem Freitagabend ist eine Mücke. Bank tänzelt in kurzer Sporthose durch den Boxring und schlägt seine nackten Fäuste in die Luft. Einmal, zweimal, dreimal. Die Mücke ist schneller.

Bank ist elf Jahre alt, er hat seinen Spitznamen von seinem Vater, weil der hoffte, dass sein Sohn ihn einmal reich machen wird. Die Hälfte seines Lebens hat Bank in diesem Ring mit den zerschlissenen Seilen verbracht.

Der Ring ist in Hua Hin aufgebaut, einem Badeort am Golf von Thailand. Er steht auf vier Betonwänden, gefüllt mit Holzspänen, darauf liegen eine geflickte Plane und ein fleckiger, hellbrauner Teppich, der nach Schweißfüßen riecht. Über dem Quadrat, an einem Holzpfahl, der das Dach stützt, hängt der Skelettschädel eines Wasserbüffels. Er soll Glück bringen. In vier Stunden wird Bank ein paar Straßen weiter in einer Boxhalle unter dem Gegröle Dutzender Menschen einem anderen Elfjährigen gegenüberstehen. Er wird ihm die Fäuste auf die Brust schlagen, den Ellenbogen ins Gesicht stoßen und seine Knie in die Rippen rammen. Er wird das machen, was er am besten kann: Thaiboxen.

Muay Thai, wie es in der Landessprache heißt, ist eine der härtesten Kampfsportarten der Welt, ein unerbittliches Duell der Extremitäten. Ein spitzer Ellenbogen kann die Haut aufreißen wie ein scharfes Messer, ein Tritt gegen den Kopf in Sekundenschnelle bewusstlos machen. Wieso setzen Eltern ihre Kinder dieser Gefahr aus?

Quelle : spiegel.de

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