Emmanuel Macron ist der Überraschungskandidat bei den französischen Präsidentschaftswahlen. Die Strategie, seinem Ultraliberalismus mittels vermeintlich linker Einsprengsel einen neuen Anstrich zu geben versucht, findet vor allem bei den Medien großen Anklang.
Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Böses im Busch, was Sand ins Getriebe des Strahlemanns und vermeintlichen europäischen Justin Trudeau zu streuen versucht. Glaubt man der unabhängigen, kritischen Qualitätspresse, und dies nicht zu tun, gibt es bekanntlich keinen Grund, ist Macron Zielscheibe eines Destabilisierungsversuches. Dieser soll ihm den Weg in den Élysée-Palast versperren.
Der große Puppenspieler, der dabei die Fäden zieht, wohnt – Sie haben richtig geraten - im Kreml. Richard Ferrand, der rechte Arm des Kandidaten, stellte diese These erst am 14. Februar einer Kolumne für die französische Zeitung Le Monde auf. Und rief dazu auf, dieser von einer ausländischen Macht eingefädelten Verschwörung gegen den Hoffnungsträger Einhalt zu gebieten.
Wie sieht es aber nun aus, zwei Wochen nach dem Aufruf? Der junge Kandidat kann mit fast einem Viertel der beabsichtigten Wählerstimmen rechnen und könnte es gut in die Stichwahl schaffen, schenkt man den aktuellen Umfragen Glauben.
Das lässt sich sicherlich durch die Tatsache erklären, dass seit Monaten keine Woche vergeht, ohne dass die großen politischen Wochenzeitschriften in Frankreich ihn auf der Titelseite abbilden würden. Bis jetzt hat es die schreckliche russische Propaganda nicht geschafft, diese Tendenz umzukehren. Es wäre ja sonst auch zum Verzweifeln…
Das finstere Triumvirat aus Cyberangriffen, Trollen und RT
Ganz anders sein ernsthaftester Konkurrent, François Fillon. Dieser muss sich ohne Unterlass gegen einen medialen und politischen Sturm wehren. Dieser entzündet sich nicht einmal an seinem rechtsliberal-konservativen Programm, von dem man halten mag, was man will.
Nein, es geht um Enthüllungen über angebliche Scheinbeschäftigungen und alleine schon deshalb sieht er sich endlosen Schikanen ausgesetzt. Zusätzlich präsentiert ihn der Medienmainstream als den Liebling des Gottseibeiuns aller Anständigen, des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der bekanntlich auch die französischen Wahlen beeinflussen will.
Aber nun mal ernsthaft: Worauf stützt Herr Ferrand eigentlich seine Warnungen?
Zunächst setzt er kunterbunt unterschiedlichste Facetten des russischen Komplotts zusammen. Man kennt sie ja langsam: Unablässige und massive Cyberangriffe; entfesselte Kreml-Kumpane, die in den sozialen Medien falsche Nachrichten ("Fake News") verbreiten und natürlich der unverschämte Einfluss von RT und Sputnik in der französischen Öffentlichkeit.
Diese beiden Medien werden vollständig vom russischen Staat finanziert", entrüstet sich der Abgeordnete der Sozialistischen Partei und Macron-Anhänger, also sind sie "eher klassische Propagandaorgane als Informationsmedien".
Wenn wir das richtig verstanden haben, macht also eine Finanzierung aus öffentlichen Mitteln aus jedem Medien-Mitarbeiter einen Propagandisten des untersten Ranges. Gilt das dann eigentlich auch für France 24, die BBC oder die Deutsche Welle, die den Auftrag haben, die Stimme ihres jeweiligen Landes in die Welt zu tragen?
Zudem weist Ferrand insbesondere auf zwei angebliche Verleumdungen hin. Zunächst hat Sputnik die Äußerungen eines Abgeordneten der rechten Partei Les Républicains wiedergegeben, denen zufolge Emmanuel Macron "von einer sehr reichen Schwulen-Lobby finanziert". Damit werde auf eine auf eine versteckte Homosexualität des Kandidaten angespielt.
Gerüchte und Tatsachen
Es ist natürlich zu verurteilen, wenn ein Kandidat aufgrund seines Privatlebens angegriffen wird. Dabei ist es völlig irrelevant, ob die Behauptungen stimmen oder nicht. Sie sind schon allein deshalb unangebracht, weil dadurch die politische Debatte gestört wird.
In diesem Fall hilft sie sogar, vom wahren Problem des ehemaligen Wirtschaftsministers abzulenken, das in dessen Ultraliberalismus besteht. Man kann jedoch auch davon ausgehen, dass ihm die Behauptungen über seine angebliche sexuelle Neigung beim Kern seines politischen Zielpublikums nicht schaden werden.
Der zweite Grund der Empörung ist jedoch ganz anderer Natur. Emmanuel Macron sei, so erklären Kritiker, ein "amerikanischer Agent im Dienste einer Bankenlobby". Aber was soll diese angebliche Bankenlobby eigentlich anderes sein als ein anderer Name für die "Finanzwelt", die François Hollande bereits in seiner Kampagne im Jahre 2012 zu seinem Erzfeind erklärt hatte? Was danach folgte, ist bekannt.
Bei dieser Darstellung handelt es sich aber auch nicht um ein Gerücht über sein Privatleben, sondern um eine allgemein bekannte und inhaltlich nachprüfbare Feststellung: Der junge Macron war, bevor er stellvertretender Generalsekretär im Élysée-Palast wurde, Banker und dann Teilhaber bei Rothschild.
Das widerspricht zwar weder dem Gesetz noch den guten Sitten - zumindest nicht in ihrer gegenwärtig akzeptierten Form. Aber es legt zumindest den Gedanken nahe, dass jene paar Freunde, die Macron dazu geraten haben, sich in das Rennen um die Präsidentschaft zu begeben, möglicherweise eher unter Investmentbankern zu finden sind als beispielsweise unter Arbeitern von Renault.
Wenn man diesen Gedanken nicht für abwegig hält und darauf aufbauend erwartet, dass Macron eher geneigt sein könnte, die Interessen Ersterer eher zu vertreten als die der Letztgenannten: Ist das dann tatsächlich eine ganz schreckliche Verleumdung?
Tatsächlich gehe es aber noch um etwas ganz Anderes, meint Richard Ferrand. In Wirklichkeit versuchen die Mächte der Dunkelheit den Kandidaten der selbst gegründeten Bewegung "En marche!" mit solcher Hartnäckigkeit zu obstruieren, weil dieser "der einzige unter den Präsidentschaftskandidaten [ist], der sich für ein starkes Europa ausspricht".
Alles Russenknechte außer Macron
Jetzt wissen wir es endlich: Mit einem so populären Thema würde Emmanuel Macron bereits im ersten Wahlgang gewinnen, gäbe es nicht diesen russischen Präsidenten, der mit seinen Ränkespielen die französischen Wähler in Geiselhaft nimmt – und sich nach einhelliger Meinung der westlichen Geheimdienste dann auch noch anschickt, das Gleiche mit den deutschen Nachbarn zu tun.
Das Feindbild Putin ist offenbar nicht nur für Ferrand der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der französischen Präsidentschaftswahlen. Nur drei Tage nach der Veröffentlichung seines Aufrufs in Le Monde bedauerte ein Chronist der gleichen Tageszeitung in einer Analyse unter dem Titel "Eine Präsidentschaftswahl unter Einfluss", dass drei der vier wichtigsten Kandidaten im Rennen um die Präsidentschaft dem Leibhaftigen im Kreml "eine offene Bewunderung – oder zumindest Sympathie – entgegenbringen“.
Auf diese Weise würden einige damit "Partei für den Fremden" ergreifen, denn:
Putin ist unsere nationale Obsession.
Zumindest, was den Medienmainstream anbelangt, ist diese Behauptung kaum von der Hand zu weisen. Wetten werden angenommen, dass diese "Obsession" bis zum Wahltag auch weiter bedient werden wird. Und wahrscheinlich auch noch danach.
Quelle: rt deutsch
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