Alle Zeichen stehen auf Krieg: Angespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel

  07 März 2017    Gelesen: 490
Alle Zeichen stehen auf Krieg: Angespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel
In Südkorea trafen nach erfolgreichen Raketentests Pjöngjangs erste Teile des THAAD-Systems ein. Somit schufen die USA noch vor der Wahl vollendete Tatsachen. Nordkorea gab an, dass die Raketentests auch US-Stützpunkte in Japan zum Ziel hatten.
Teile des umstrittenen THAAD-Raketenabwehrsystems sind mittlerweile in Südkorea eingetroffen. Vier erfolgreiche Raketentests des nordkoreanischen Regimes beschleunigten den Entschluss, die Abwehrvorrichtungen auf südkoreanischem Boden aufzustellen.

Das Raketenabwehrsystem soll die Möglichkeiten Seouls und Washingtons verstärken, nordkoreanische Raketen abzuwehren. Der amtierende Premier und Präsident Hwang Kyo-ahn erhob unter dem Eindruck der jüngsten Tests Pjöngjangs die Forderung, die THAAD-Applikationen umgehend aufzustellen. Bereits nach wenigen Stunden war die erste Lieferung vor Ort. Diese soll sich nun auf einem US-Stützpunkt befinden.

Das THAAD-System bekämpft die feindliche Rakete mittels einer eigenen Abfangrakete. Es ortet den Angriff durch einen Radar. Das Potenzial des Militärgeräts für das Abfangen von Langstreckenraketen ist jedoch begrenzt. Pjöngjang gab bekannt, dass der Raketenabschuss von Militärübungen begleitet wurde, die US-Stützpunkte in Japan anvisierten. Aus Furcht vor einem tatsächlichen Angriff erhöhte auch Japan die Alarmbereitschaft.

In einem Krisengespräch zwischen dem japanischen Premierminister Shinzo Abe und dem US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump bekräftigten beide Seiten ihre Allianz im Kriegsfall. Trump bat Abe darum, diese Nachricht der Unterstützung der Japaner an seine Bevölkerung zu kommunizieren.

Am Mittwoch soll ein Treffen des UN-Sicherheitsrats stattfinden, um mögliche weitere Schritte gegen Nordkorea zu besprechen. Peking hatte vor der THAAD-Aufstellung gewarnt, dass China mit Härte reagieren würde, falls das amerikanische Kriegsgerät tatsächlich seinen Weg auf die koranische Halbinsel finden würde. China fürchtet, dass die USA und ihre Verbündeten das System auch zur Spionage gegen die Volksrepublik nutzen könnten. Geng Shuang, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, sagte dazu:

Wir verurteilen die Entscheidung zur Aufstellung des THAAD-Systems und werden die notwendigen Schritte einleiten, um unsere Sicherheitsinteressen zu verteidigen. Südkorea und die USA werden die Konsequenzen tragen müssen.

Peking hat auch bereits erste Schritte unternommen, um seine Drohung wahrzumachen. Nachdem die südkoreanische Firma Lotte den Amerikanern einen ihrer Golfplätze im Wege eines einem Landtausches bereitgestellt hatte, bekam die Firma die Wut der Chinesen zu spüren. Vor den Geschäften Lottes protestierten Chinesen gegen die Firma und die südkoreanische Regierung. Sie hielten Plakate hoch, auf denen geschrieben stand:

Südkoreas Lotte hat China den Krieg erklärt. Lotte unterstützt THAAD. Mach, dass du China verlässt!

Insgesamt 23 Einzelhandelsgeschäfte Lottes in China wurden nach dem Beschluss geschlossen. Dies betraf unter anderem Regionen in Dadong an der Grenze zu Nordkorea - eine Gegend, die für den wirtschaftlichen Austausch zwischen Pjöngjang und Peking bekannt ist. Aber auch an der Ostküste und im südlichen Changzhou unterbanden die Behörden den weiteren Betrieb.

Als Grund für die Schließungen gaben die chinesischen Autoritäten offiziell an, dass die Geschäfte Mängel in der Feuersicherheit aufwiesen. Die Webseite Lottes fiel einem Hackerangriff zum Opfer. Andere südkoreanische Firmen sorgen sich ebenfalls davor, bald von einem wirtschaftlichen Boykott durch Chinas betroffen zu sein. Ab Mitte März hat die chinesische Regierung alle Pauschalreisen nach Südkorea eingestellt. Chinesen wurden angehalten, nicht mehr in einem der Lotte-Kaufhäuser einzukaufen.

Nordkorea sieht sich unterdessen international immer weiter isoliert. Nach dem Mord an Kim Jong-Uns Halbbruder Kim Jong-Nam in Malaysia wurde der aus Nordkorea für Kuala Lumpur abgestellte Botschafter zu einer Persona non grata erklärt. Acht Nordkoreaner gelten als Verdächtige im Mordfall, zwei bis drei von ihnen sollen sich in der nordkoreanischen Botschaft versteckt gehalten haben.

Bisher wurden eine Vietnamesin und eine indonesische Frau verhaftet. Dem Botschafter und seinem Gefolge blieben 48 Stunden Zeit, um die diplomatische Vertretung zu verlassen. Als Reaktion hierauf hinderte Nordkorea nun elf malaysische Staatsbürger an der Ausreise. Malaysia wiederum tat es dem isolierten Staat gleich und drohte damit, Nordkoreaner erst wieder aus dem Land zu lassen, sobald Pjöngjang allen malaysischen Staatsbürgern die Ausreise genehmigt hat.

RT Deutsch hatte jüngst über den geheimen Cyberkrieg der Amerikaner gegen nordkoreanische Raketen berichtet. Das Pentagon-Programm Left of Launch soll diese schon vor ihrem Start aufhalten. Dass dennoch vier Raketen erfolgreich getestet wurden, wirft die Frage auf, ob das System der Funktionsstörung nicht gegriffen hatte oder wissentlich fehlschlug, um den Schritt zur THAAD-Aufstellung beschleunigen zu können.

In Südkorea kursieren zudem Vermutungen, dass die schnelle Lieferung des THAAD-Systems mit dem Amtsenthebungsverfahren der nicht mehr amtierenden Präsidentin Park zusammenhängt. Die Amerikaner wollten auf diese Weise einem möglichen für THAAD negativen Wahlausgang entgegenwirken. Einer der führenden Präsidentschaftskandidaten, Moon Jae-In plante nach seiner Wahl eine neue Diskussion zu diesem Thema einzuleiten. Der Sprecher der oppositionellen Demokratischen Partei, Woo Sang-Ho hierzu:

Unser Standpunkt ist, dass wir THAAD der kommenden Regierung überlassen, um so Zeit zu gewinnen, um mit den Nachbarländern zu kommunizieren, und bevor eine endgültige, unwiederbringliche Entscheidung getroffen wird.

Nun ist die unwiederbringliche Entscheidung aber offenbar bereits gefallen. Das Verteidigungsministerium in Seoul widersprach zwar dieser Annahme. Die vollständige Aufstellung des THAAD-Systems soll bis Ende März abgeschlossen sein. Die Wahlen in Südkorea werden aber erst danach stattfinden.

Quelle: rt deutsch

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