Löw zögert, Vogts verspottet Aserbaidschan

  26 März 2017    Gelesen: 704
Löw zögert, Vogts verspottet Aserbaidschan
Vor dem WM-Qualifikationsspiel in Baku definiert Bundestrainer Joachim Löw das Ziel: Durchziehen heißt das Motto für die DFB-Elf. Ein hungriger Sami Khedira ist da ganz seiner Meinung, während ein Ex-Trainer sich verbal vergaloppiert.
Was sagt der Bundestrainer?

Die Frage, wer denn nun den famosen Lukas Podolski ersetzen soll, der sich beim knappen Sieg gegen England mit einem Knaller der ganz besonderen Art hollywoodesk aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verabschiedet hatte, die hatte Joachim Löw bereits am Mittwoch beantwortet: "Jetzt muss Thomas Müller wieder treffen." Zur Sicherheit aber setzt er morgen in Baku gegen Aserbaidschan (ab 18 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) zudem auf Mario Gomez, dem er versprach, von Beginn an spielen zu dürfen: "Die letzten Spiele in Wolfsburg hat er immer getroffen. Wir brauchen ihn da vorne."

Ansonsten sei die Vorgabe klar definiert: "Wir wollen erst einmal bis zum Sommer diese Qualifikation ohne Punktverlust durchziehen. Ich bin überzeugt, wenn wir mit der richtigen Konzentration ins Spiel gehen, dass wir auch gewinnen werden." Da sollen auch die "widrigen Umstände", die lange Anreise und die Zeitumstellung, nicht zu sehr ins Gewicht fallen. "Das ist keine Ausrede." Auch Löw weiß, dass seinem Team auf dem Weg zur Weltmeisterschaft, die am 14. Juni 2018 in Russland beginnt, in der Gruppe C nicht mehr allzu viel passieren kann. Die deutsche Mannschaft hat die ersten vier von insgesamt zehn Spielen gewonnen, dabei 16 Tore erzielt und keinen Treffer kassiert. Der Vorsprung auf Nordirland und Aserbaidschan, die in der Tabelle die Plätze zwei und drei belegen, beträgt fünf Punkte. Zur Erinnerung: Der Gruppenerste darf direkt zum Turnier, die acht besten von nun Gruppenzweiten bekommen noch eine Chance in zwei Playoffpartien. Hat hier jemand langweilig gesagt?

Wer ist Mitarbeiter des Tages

Sami Khedira - allein schon deshalb, weil er bei der Pressekonferenz in Baku neben Löw auf dem Podium saß. Und weil er, wie der Bundestrainer ankündigte, sein Team als Kapitän anführen wird. Der Mittelfeldspieler von Juventus Turin machte einen sehr ausgeruhten Eindruck, geschniegelt in weißer Trainingsjacke, den Bart gestutzt, die Frisur saß. "Einige Jungs waren heute in der Stadt, aber ich habe es vorgezogen, mich im Hotel pflegen zu lassen." Das bezog sich allerdings auf rein sportspezifische Wohltaten, Massagen und so. Abgesehen ist er mit sich, der Welt und der DFB-Elf zufrieden. In der etwas holprigen Qualifikation für die EM in Frankreich habe man nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Brasilien gemerkt, "dass 95 Prozent nicht reichen". Jetzt aber, nach dem Aus im Halbfinale gegen Italien im vergangenen Sommer sei der Hunger wieder da. Wie Löw versprach er: "Das wollen wir jetzt so bis zum Ende durchziehen. Deswegen hoffe ich, dass wir morgen dort wieder anfangen, wo wir im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres aufgehört haben."

War sonst noch was?

Berti Vogts kennt sich aus in Aserbaidschan. Der ehemalige Bundestrainer und Tatort-Star ("Erstatte Anzeige, solche Leute haben den falschen Beruf. Gib dem Kaninchen eine Möhre extra. Es hat uns das Leben gerettet.") hat schließlich die Fußballer aus dem Kaukasus von 2008 bis 2014 trainiert. Im Interview mit der "Fußball-Bild" teilte er nun seine Erkenntnis mit der Öffentlichkeit und der deutschen Mannschaft: "Solange es Unentschieden steht, haben die Aserbaidschaner ein unfassbares Selbstvertrauen. Das kann man sich kaum vorstellen." Als Beispiel führte er an: "Wenn ich Aserbaidschaner wäre, würde ich behaupten, ich könnte auch heute noch in der Bundesliga spielen!" Schieße der Gegner aber ein Tor, "zweifeln die Spieler sofort an sich, machen Fehler". Fünf oder sechs Spieler der Aserbaidschaner könnten in der Bundesliga oder Premier League mitspielen, behauptete Vogts, der aber ganz genau zu wissen glaubt, warum sie das nicht tun: "Sie sind zu bequem, das ist das große Problem. Und sie verdienen zu viel Geld. Oder die Dolmetscher haben mich immer falsch übersetzt, wenn ich den Spielern gesagt habe, dass sie ins Ausland wechseln sollen." Berti Vogts kennt sich aus.

Wer spielt, wer fehlt?

Aber auch sportlich hat Khedira seinen Wert - zumal Julian Weigl sich am Mittwoch verletzt hat. Bei der Abschiedsparty für Lukas Podolski und dem glücklichen Sieg gegen England hatte der Dortmunder im defensiven Mittelfeld neben Toni Kroos gespielt und sich eine Prellung im linken Oberschenkel zugezogen. Khedira hingegen ist wieder fit, hätte aber auch bei Weigls Anwesenheit den Platz neben Kroos in der Startelf bekommen. Auch Julian Draxler und besagter Gomez sind wieder dabei, Mesut Özil hingegen hat immer noch Rücken, bemüht sich aber.

Und sonst? Da Manuel Neuer fehlt, wird wohl Marc-André ter Stegen das Tor hüten, beim 1:0 gegen England hatte er das ausgesprochen prima gemacht. Festlegen wollte sich der Bundestrainer da allerdings nicht, er zögert noch. Erst wolle er sich noch mit Torwarttrainer Andreas Köpke beraten "und dann eine Entscheidung treffen". Klar, ter Stegen habe klasse gehalten, aber die beiden anderen, also Bernd Leno und Kevin Trapp, hätten auch toll trainiert. Neben Mats Hummels wird Benedikt Höwedes innen verteidigen, wie Löw sagte. Die Außendienstmitarbeiterstellen in der Viererkette sind vermutlich an Joshua Kimmich, rechts, und Jonas Hector auf der linken Seite vergeben, auf den offensiven Außenbahnen werden Müller, der ja treffen soll, und Draxler erwartet, ganz vorne, klar, Gomez. Die Aufstellung der DFB-Elf könnte also so aussehen: Marc-André ter Stegen - Joshua Kimmich, Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Jonas Hector - Sami Khedira, Toni Kroos - Thomas Müller, Mesut Özil, Julian Draxler - Mario Gomez.

Quelle: n-tv.de

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