Ermittler nehmen verdächtigen Islamisten fest

  13 April 2017    Gelesen: 392
Ermittler nehmen verdächtigen Islamisten fest
Im Fall des Anschlags auf den BVB rücken laut Bundesanwaltschaft zwei Islamisten "in den Fokus der Ermittler". Einer der beiden wird vorläufig festgenommen. Bekennerschreiben legen einen islamistischen Hintergrund nahe.
Einen Tag nach dem Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Das teilte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Köhler, mit. Der Mann wurde Medienberichten zufolge im nordrhein-westfälischen Wuppertal gefasst. Bei ihm soll es sich um einen 25-jährigen Iraker handeln. Den Berichten zufolge wird ihm eine Nähe zur Terrormiliz "Islamischer Staat" vorgeworfen.

Ermittler prüften nach dem Anschlag auf den Bus der Fußballmannschaft des Bundesligisten Borussia Dortmund Verdachtsmomente gegen zwei mutmaßliche Islamisten, hieß es von der Staatsanwaltschaft lediglich. In diesem Zusammenhang seien die beiden Männer "in den Fokus der Ermittler" geraten, sagte Behördensprecherin Frauke Köhler.

Am Ort des Anschlags seien drei textgleiche Bekennerschreiben gefunden worden. "Danach erscheint ein islamistischer Hintergrund des Anschlags möglich." Unter anderem werde in den Schreiben der Abzug von Bundeswehr-Tornados aus Syrien und "die Schließung der Ramstein Air Base" gefordert.

Die Bundeswehr unterstützt die Angriffe der US-Luftwaffe in Syrien auf Stellungen der Terrormiliz IS mit Aufklärungsflügen. Im pfälzischen Ramstein befindet sich das Hauptquartier der US-Luftwaffe in Europa. Das Bekennerschreiben werde derzeit "insbesondere unter islamwissenschaftlichen Gesichtspunkten geprüft", so Köhler. Eine abschließende Bewertung des Schreibens sei noch nicht möglich.

Bei dem zweiten Tatverdächtigen soll es sich übereinstimmenden Medienberichten zufolge um einen 28-jährigen Deutschen aus Fröndenberg im Kreis Unna handeln. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft wurden die Wohnungen von zwei Verdächtigen durchsucht. Es werde geprüft, ob gegen den Festgenommenen Haftbefehl beantragt werde.

Sowohl ein Sprecher von Bundesinnenminister Thomas de Maizière als auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger nannten es nach den Erfahrungen mit früheren Anschlägen ungewöhnlich, dass in Tatortnähe Bekennerschreiben gefunden wurden.

Jäger sprach vor Journalisten davon, die Attentäter wollten "eine größtmögliche Öffentlichkeit" erzielen. Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Täter weitere Anschläge verüben wollten. In den Bekennerschreiben heißt es Medienberichten zufolge, ab sofort stünden Sportler und andere Prominente "in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen" auf einer "Todesliste des Islamischen Staates."

Das Bundesinnenministerium hat derweil keine Informationen, die für eine besondere Terror-Bedrohungslage vor dem am Abend geplanten Champions-League-Spiel von Borussia Dortmund sprechen. Seinem Haus seien keine entsprechenden Hinweise bekannt, sagte ein Sprecher von Innenminister de Maizière. Er kündigte an, der Minister werde das Spiel am Abend nach dem Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus aus Solidarität auf der Zuschauertribüne verfolgen.

Der Sprecher betonte, die Entscheidung dafür, das Spiel am Abend nachzuholen, sei von den Sicherheitsbehörden am Ort in Nordrhein-Westfalen getroffen worden. Dazu habe es einen Austausch zwischen Landes- und Bundesbehörden gegeben. Das Bundeskriminalamt (BKA) sei vom Generalbundesanwalt mit den Ermittlungen beauftragt worden. Beim BKA werde derzeit eine sogenannte "Besondere Aufbauorganisation" zu den Vorgängen in Dortmund aufgebaut.

Über ein Bekennerschreiben, das auf einer linksradikalen Internetseite aufgetaucht war, sagte die Sprecherin Köhler, nach einer ersten Bewertung bestünden "ernste Zweifel an dieser Bekennung". Auf dem fraglichen Portal können Nutzer ohne vorherige Prüfung Material veröffentlichen.

"Glück, dass nichts Schlimmeres passiert ist"

Vor dem Viertelfinal-Spiel der Dortmunder gegen Monaco in der Champions League waren am Vorabend drei Sprengsätze nahe des BVB-Busses gezündet worden. Dortmunds Abwehrspieler Marc Bartra wurde schwer an Hand und Arm verletzt und operiert. Ein Polizist erlitt ein Knalltrauma und einen Schock. Die Ermittler gehen von einem gezielten Angriff aus.

Die in Dortmund verwendeten Sprengsätze seien "mit Metallstiften" bestückt gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft am Tag nach dem Anschlag mit. Einer dieser Metallstifte habe sich in die Kopfstütze eines der Sitze im Bus gebohrt. "Wir können daher von Glück sagen, dass nichts Schlimmeres passiert ist."

Die Sprengsätze hätten eine Splitterwirkung von mehr als 100 Metern gehabt, sagte Köhler weiter. Welcher Art der Zündmechanismus und der verwendete Sprengstoff seien, werde gegenwärtig kriminaltechnisch untersucht. "Aufgrund der Tatmodalitäten" sei von einem terroristischen Hintergrund auszugehen. Deshalb habe die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. "Die genaue Motivlage des Anschlags ist allerdings noch unklar." Der Generalbundesanwalt ist zuständig, wenn Ermittlungen die innere Sicherheit betreffen.

Quelle: n-tv.de , hvo/dpa

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