Brahim Abdeslam war ein fauler Kiffer

  19 November 2015    Gelesen: 805
Brahim Abdeslam war ein fauler Kiffer
Die Attentäter von Paris riefen religiöse Parolen. In ihrem bisherigen Leben spielte der Glauben allerdings eine ziemlich untergeordnete Rolle. Drogen waren umso wichtiger.
Zwei Jahre war Naima mit Brahim Abdeslam verheiratet. Ihr Ex-Mann war am vergangenen Freitag einer der Selbstmordattentäter von Paris. Er sprengte sich vor dem Comptoir Voltaire, einem Café, in die Luft. Von anderen Anschlagsorten berichten Überlebende, dass die Angreifer "Allahu akbar" riefen, bevor sie das Feuer eröffneten.

Doch Brahim war zumindest in ihrem gemeinsamen Leben alles andere als ein gottesfürchtiger Mann. Naima beschreibt vielmehr in der britischen "Daily Mail" einen verschwenderischen Typen, der seine Tage damit verbrachte, Alkohol zu trinken und Dope zu rauchen. Das Paar hatte keine Kinder, auch weil Brahim, obwohl er ausgebildeter Elektriker war, zu faul gewesen sei, sich um einen Job zu kümmern.

Stattdessen habe er seine Tage damit verbracht, zu Hauses DVDs anzusehen und arabischen Hip-Hop zu hören, während er besonders gern Bier und Wodka trank, berichtete die inzwischen 36-Jährige. In die Moschee sei ihr Mann niemals gegangen, den Ramadan habe er nur geachtet, weil er von ihrer Familie dazu gezwungen worden sei. Naima und Brahim hatten sich 2004 in einer Bar in Brüssel kennengelernt. "Er lud mich ins Restaurant ein oder ins Kino oder wir hörten zusammen arabische Musik. Ich war glücklich und verliebt." Zwei Jahre später heirateten die beiden standesamtlich mit nur 20 Gästen. Nicht einmal sein Vater, seine Mutter oder sein Bruder Salah seien gekommen. "Sie waren keine besonders enge Familie. Sie waren modern. Jeder hatte sein eigenes Leben."

Kein Geld, nur Joints

Die Beziehung verschlechterte sich jedoch zusehends. Der Grund: Brahims Faulheit. "Seine Lieblinksaktivitäten wurden Kiffen und Schlafen." Ihr Mann habe täglich gekifft, drei bis vier Joints seien die Regel gewesen. Das Paar lebte von Arbeitslosengeld, hatte ständig Geldsorgen. An Kinder sei unter diesen Umständen nicht zu denken gewesen. 2008 trennten sich Naima und Ibrahim einvernehmlich, wurden allerdings erst 2013 geschieden.

In seiner Jugend sei ihr Ex-Mann ein Unruhestifter gewesen. Zweimal habe er wegen Diebstahls im Gefängnis gesessen, einmal drei und einmal sechs Monate. Schließlich bekam er einen Job in einer Bar in Molenbeek, jenem Viertel, das nun für immer mit den Anschlägen verbunden sein wird. Man habe dort das Haschisch riechen können, das in den Räumen geraucht wurde. Später soll er zusammen mit seinem Bruder Salah ein Lebensmittelgeschäft betrieben haben, das jedoch 2011 pleiteging, berichteten belgische Zeitungen. Im März 2013 machte er schließlich ein eigenes Café auf. Doch Anfang November wurde das "Les Beguines" wegen des Drogenkonsums der Gäste geschlossen. Danach soll es verkauft worden sein.

Als sie gehört habe, ihr Ex-Mann sei an den Anschlägen in Paris beteiligt, habe sie das kaum glauben können. "Ich habe keine Erklärung. Ich bin schockiert. Vielleicht war es das Haschisch, alles ist möglich." Britischen Medienberichten zufolge wurden in den Wohnungen, die die Attentäter angemietet hatten, auch Spritzen gefunden. Unklar ist noch, ob sie zum Bau der Sprengsätze oder möglicherweise zur Injektion von Drogen genutzt wurden.

Naima verlor den Kontakt zu Brahim, der sich offenbar nach der Trennung radikalisierte und schließlich nach Syrien ging, um sich dort dem Terror des IS anzuschließen.


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