Bayern droht der Abwehr-Ausfall

  18 April 2017    Gelesen: 653
Bayern droht der Abwehr-Ausfall
Der FC Bayern geht mental angeschlagen ins Rückspiel gegen Real Madrid. Auch personell drohen Probleme. Was passiert, wenn mit Mats Hummels und Jérôme Boateng beide Innenverteidiger nicht auflaufen?
Bayern-Präsident Uli Hoeneß will gar keine Diskussionen über die personellen Probleme seiner Mannschaft aufkommen lassen. "Egal, wer spielt, jeder wird sich reinknallen", sagte der 65-Jährige nach der Ankunft in Madrid. "Es kommt nicht auf Namen an."

Wenn die Bayern am Abend (20.45 Uhr High-Liveticker SPIEGEL ONLINE; TV: Sky) in der Champions League bei Titelverteidiger Real Madrid antreten, wird aber auch Hoeneß froh sein, wenn aus dem Trio der angeschlagenen Superstars nicht nur - wie von Trainer Carlo Ancelotti angekündigt - Stürmer Robert Lewandowski auf den Rasen zurückkehrt. Die Innenverteidiger Mats Hummels und Jérôme Boateng reisten mit nach Spanien und nahmen auch am Abschlusstraining teil. Ob sie zum Einsatz kommen, entscheidet sich trotzdem erst am Spieltag.

Was passiert, wenn Hummels und Boateng ausfallen?

Für Ancelotti steht gegen sein ehemaliges Team viel auf dem Spiel. Der Italiener war im vergangenen Sommer nach drei perfektionistischen Jahren unter Pep Guardiola euphorisch empfangen worden, appellierte nach Anpassungsproblemen an die Geduld, seine Mannschaft müsse erst im Frühjahr Bestform erreichen. Ancelotti schien recht zu behalten. Bis zur 1:2-Niederlage im Hinspiel gegen Real wirkten die Münchner über Wochen wie ein selbstbewusstes Rennpferd, das aus Dank über eine etwas längere Leine jederzeit im Höchsttempo galoppieren konnte.

Doch eine Halbzeit mit einem Platzverweis und zwei Gegentoren scheint dieses Selbstvertrauen zerstört zu haben. Und so wirkt es wie Ironie, wenn Ancelottis Champions-League-Titel-Plan schon im Viertelfinale - eine Runde früher als dreimal unter Guardiola - scheitern oder er seine Personalprobleme in der Abwehr mit bewährten Ideen seines Vorgängers erfolgreich kompensieren sollte.

Gegen Leverkusen in der Bundesliga probte Ancelotti in der Schlussphase bereits den Ernstfall. In der 72. Minute wechselte er für den in Madrid gesperrt fehlenden Javi Martínez Philipp Lahm ein. Nicht, um den Kapitän in die Innenverteidigung zu stellen, Lahm gab lautstark ein Kommando an Joshua Kimmich weiter und so beendeten die Bayern das Spiel mit Kimmich und David Alaba im Abwehrzentrum.

So wird die Innenverteidigung ohne Boateng und Hummels auch in Madrid aussehen, Spekulationen über eine Verschiebung von Routinier Xabi Alonso oder einen Einsatz des Reservespielers Nicolas Feldhahn bleiben genau das: Spekulationen. Alonso ist für Reals Konterfußball zu langsam und Feldhahn wurde bisher noch nicht mal in der Bundesliga eingesetzt. Für Kimmich und Alaba spricht:

Erfahrung. Unter Guardiola spielte das Duo in der vergangenen Saison gegen Juventus und Benfica in der Innenverteidigung, Verletzungen und das fehlende Vertrauen in Medhi Benatia und Serdar Tasci sorgen auch für sechs gemeinsame Einsätze in der Bundesliga.
Schnelligkeit. Real wird nach dem Hinspielerfolg auf überfallartigen Konterfußball setzen. Kimmich und Alaba bringen die nötige Geschwindigkeit mit, um in Abwesenheit des verletzten Gareth Bale gegen Cristiano Ronaldo und Karim Benzema bestehen zu können.
Flexibilität. Beide haben auch schon mehrmals bewiesen, sich innerhalb kürzester Zeit gedanklich auf die neue Aufgabe einstellen zu können.
Anders als im Sturmzentrum, wo der fehlende Ersatz für Lewandowski Fragen zur Personalpolitik der Bayern nötig macht, ist die Kaderplanung in der Abwehr nicht das ursächliche Problem. Der im Winter zum FC Schalke verliehene Holger Badstuber würde Ancelotti zwar eine Option mehr bieten, aber die Verantwortlichen der Bayern schätzten die Fitness und Form des 28-Jährigen richtig ein.

Einzig bei der Bekämpfung von Reals zweiter großen Stärke neben dem von Toni Kroos und Luka Modric initiierten Umschaltspiel wäre Badstuber in Madrid eine Hilfe. Bei Standardsituationen wird Real mit Ronaldo, Benzema und vor allem mit Sergio Ramos einen extremen Vorteil genießen, dem Kimmich (1,76 Meter) und Alaba (1,80 Meter) wenig entgegensetzen können.

Der FC Bayern geht deshalb zum ersten Mal seit Jahren als Außenseiter in ein Viertelfinal-Rückspiel der Champions League.

Quelle:spiegel

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