An der Börse in Paris schoss der Auswahlindex CAC40 um bis zu 4,1 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 5268 Punkte in die Höhe. Der EuroStoxx50 kletterte um 3,5 Prozent auf den höchsten Stand seit August 2015. Als sicher geltende Anlagen wie Gold und Bundesanleihen flogen dagegen aus den Depots. Der Euro stieg zeitweise auf ein Fünfeinhalb-Monats-Hoch über 1,09 Dollar.
Bei der ersten Runde der Wahlen am Sonntag siegte Macron mit 23,8 Prozent der Stimmen. Er stellt sich nun am 7. Mai in der Stichwahl Le Pen von der rechtsextremen Partei Front National, die auf den zweiten Platz kam. Früheren Umfragen zufolge hat Macron gute Chancen, neuer Präsident Frankreichs zu werden.
Analyst Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank bezeichnete den Macron-Erfolg als positives Ergebnis für Europa. "Die politischen Unsicherheiten, die zur Schwäche des Euro und zum Kapitalabzug aus Europa geführt haben, sind zwar noch nicht vollständig bereinigt, aber immerhin zu 90 Prozent." An den Finanzmärkten wüchsen nun Hoffnungen auf dringend benötigte Reformen in Frankreich, sagte der Chefökonom der VP Bank, Thomas Gitzel. "Möglicherweise kann Macron tatsächlich der streikfreudigen französischen Bevölkerung einen neuen wirtschaftspolitischen Kurs schmackhaft machen."
BANKEN HAUSSIEREN NACH MACRON-ERFOLG
Besonders begehrt bei Investoren waren Banken. Deutsche Bank gewannen 6,2 Prozent, Commerzbank 9,5 Prozent. Sie waren mit Abstand die gefragtesten Werte im Dax. Die französischen Häuser Societe Generale, BNP Paribas und Credit Agricole zogen um je rund acht Prozent an. UniCredit gehörten mit einem Plus von 8,5 Prozent zu den Top-Werten an der italienischen Börse. Der europäische Banken-Index schoss um 6,4 Prozent in die Höhe, so viel wie kein anderer Spartenindex.
Analysten der Deutschen Bank empfahlen Anlegern, ihr Engagement bei Banken der Euro-Zone nun zu erhöhen. Die Banker des Brokerhauses Kepler Cheuvreux stuften französische Geldhäuser auf "overweight" von "neutral" nach oben.
Anleiheinvestoren deckten sich mit französischen Bonds ein. Die Rendite der zehnjährigen Titel fiel im Gegenzug auf den tiefsten Stand seit Mitte Januar. Die als quasi risikolos geltenden deutschen Staatsanleihen standen dagegen auf den Verkaufslisten, ihre Rendite stieg auf 0,345 Prozent.
Die wieder gefundene Risikofreude von Anlegern war auch beim Goldpreis zu spüren. Eine Feinunze verbilligte sich um 1,4 Prozent auf ein Zwei-Wochen-Tief von 1266 Dollar.
ERST STICHWAHL WIRD DIE UNSICHERHEIT BEENDEN
Zahlreiche Analysten warnten aber auch vor zu viel Euphorie. Erst nach der Stichwahl werde klar sein, ob der Börsenliebling Macron oder die Euro-Gegnerin Le Pen in den Elysee-Palast einziehen. "In zwei Wochen Wahlkampf kann noch viel passieren", sagte der Chefanlagestratege der Deutschen Bank, Ulrich Stephan. "Die große Frage ist, wie sich die traditionellen Wähler der großen klassischen Parteien verhalten und wer sie überzeugen kann." Sollte Le Pen in zwei Wochen das Rennen machen, sei mit massiven Verwerfungen an den Börsen zu rechnen, sagte Gitzel von der VP Bank. Experten rechnen mit einem Absturz des Euro und Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten.
Quelle. reuters.de
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