Le Pen wird die Niederlage vorausgesagt – aber ein Pfad zum Sieg ist noch offen

  26 April 2017    Gelesen: 526
Le Pen wird die Niederlage vorausgesagt – aber ein Pfad zum Sieg ist noch offen
Die Vorsitzende der französischen Partei „Front National“ (FN), Marine Le Pen, erklärte am Dienstag, sie verlasse zeitweilig ihren Posten, um sich komplett ihrer Präsidentschaftskandidatur zu widmen und alle Franzosen zu vereinen, schreibt die Zeitung „Wedomosti“ am Mittwoch.
In der ersten Wahlrunde hatte Le Pen 21,53 Prozent der Stimmen erhalten und neben dem Zentristen Emmanuel Macron (23,75 Prozent) die Stichwahl erreicht. Diese ist für den 7. Mai angesetzt, und einen Monat später findet in Frankreich die Parlamentswahl statt.

Laut der jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos dürfte Macron bei der Stichwahl mit 62 Prozent der Stimmen rechnen, während nur 38 Prozent der Befragten sich bereit zeigten, Le Pen zu unterstützen.
Praktisch alle Studien noch vor der ersten Wahlrunde hatten ergeben, dass die FN-Chefin bei der Stichwahl gegen jeden anderen Kandidaten verlieren würde. Ähnlich war die Situation bei der Präsidentschaftswahl 2002 gewesen, als Jean-Marie Le Pen, der Vater der jetzigen Präsidentschaftskandidatin, zwar die Stichwahl erreichte, dann aber gegen Jacques Chirac verlor.

„Europa ist begeistert, die Märkte sind beruhigt, das französische Establishment ist überzeugt, dass Le Pen nicht den Präsidentenposten übernimmt“, schrieb jüngst die britische „Financial Times“. „Dennoch sieht FN einen Pfad zum Sieg am 7. Mai.“

„Le Pens zweiter Platz in der ersten Wahlrunde ist sicherlich ein Fortschritt bei ihren langjährigen Versuchen zum Rebranding der ‚Front National‘, die sich einst auf den von ihrem Vater propagierten Fremdenhass und Antisemitismus gestützt hatte“, so das „Wall Street Journal“.

Marine Le Pen habe in den letzten Jahren ziemlich viele neue Anhänger auf ihre Seite ziehen können, vor allem unter ‚Blaumännern‘, aber diese unterstützen sie nicht bedingungslos“, meint Antoine Jardin vom Forschungszentrum Sciences Po.
„Gerade unter ihnen gab es viele Wähler, die sich der Stimme enthielten. Aber wer zu den Wahlurnen kommt, der stimmt für Le Pen. Die Protestwähler des Ultralinken Melenchon könnten sich ebenfalls der Stimme enthalten, aber auch das würde Le Pen passen. Unter den rechten Wählern von Francois Fillon werden sich wohl nur wenige Le Pen zuwenden, vor allem sehr konservative Katholiken.“

Jewgeni Ossipow vom russischen Institut für allgemeine Geschichte vermutete seinerseits, dass Le Pen von Macrons Fehlern profitieren könnte. „Bei den Fernsehdebatten vor der ersten Wahlrunde zeigte sie sich viel stärker als Macron, der sich ein paar kleine Fehler erlaubte (…), als er beispielsweise den französischen Kolonialismus verurteilte und sagte, es würde keine französische Kultur geben. Allerdings lernt Macron aus seinen Fehlern. Dennoch könnte Le Pen Macron Paroli bieten und ziemlich gut abschneiden, selbst wenn ihre Siegchancen eher gering sind“, so der Experte.

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