Nepal erwartet Rekordzahl an Everest-Bergsteigern

  07 Mai 2017    Gelesen: 884
Nepal erwartet Rekordzahl an Everest-Bergsteigern
Dieses Wochenende machen sich in Nepal die ersten Sherpas auf dem Weg zum Gipfel des Mount Everest. In diesem Jahr werden dort so viele Bergsteiger erwartet wie nie zuvor. Doch die Kritik an den Massenbesteigungen ist groß.
Die Behörden in Nepal erwarten in diesem Jahr eine Rekordzahl von Bergsteigern, die den Mount Everest besteigen wollen. Wie das Amt für Tourismus mitteilte, wurden Lizenzen an 372 Bergsteiger vergeben, die den Aufstieg auf den höchsten Berg der Welt erlauben.

Hinzu kommen noch rund 400 lokale Bergführer, Köche und Gepäckträger, die die Bergsteiger beim Aufstieg unterstützen. Insgesamt werden sich demnach 42 Expeditionsteams auf den Weg zum 8848 Meter hohen Gipfel machen. Im vergangenen Jahr hatte Nepal Lizenzen für 34 Teams und 289 Bergsteiger vergeben. Eine Lizenz zum Aufstieg auf den Mount Everest kostet in Nepal 11.000 US-Dollar pro Person.

Schon im vergangenen Jahr war die hohe Zahl an Bergsteigern kritisiert worden - auch weil viele von ihnen nicht die nötige Klettererfahrung mitbringen. Hinzu kommt, dass die Saison am Everest kurz ist, in der Regel erlaubt das Wetter nur im Mai den Aufstieg. Sobald die Prognose gut ist, starten Dutzende den Aufstieg - am sogenannten Hillary Step, am Südsattel und am Gipfel kann es zu gefährlichen Staus kommen.

"So etwas kann man sich kaum vorstellen, wenn man es nicht selber miterlebt hat", sagte der Südtiroler Bergführer Toni Stocker SPIEGEL ONLINE im Juni 2016."Da waren etwa 150 Bergsteiger vom Südsattel unterwegs zum Gipfel, alle standen sich gegenseitig im Weg. Einige von ihnen waren völlig unerfahren, Touristen staksten in der Todeszone über 7000 Metern."

Bereits an diesem Wochenende könnten die ersten Menschen den Aufstieg schaffen. "Diesen Samstag werden die ersten Sherpas sich auf den Weg zum Gipfel machen", sagte Temba Tsheri Sherpa, Organisator einer der Expeditionen. "Sie werden die Ersten sein, die den Berg in dieser Saison komplett besteigen." Das Wetter werde wahrscheinlich erstmals in dieser Saison gut genug sein, um den Aufstieg zu wagen.

"Wir haben 2017 die größte Zahl an Lizenzen seit vielen Jahren vergeben", sagte Durga Dutta Dhakal, ein leitender Beamter im Amt für Tourismus. "Ein Grund dafür ist, dass viele Kletterer noch Lizenzen aus dem Jahr 2015 haben. Deren Gültigkeit haben wir verlängert, nachdem wegen des schweren Erdbebens alle Expeditionen abgesagt werden mussten."

Im Jahr 2015 hatte ein Erdbeben der Stärke 7,8 große Teile Nepals und auch das Basislager am Mount Everest verwüstet. 19 Bergsteiger kamen ums Leben, zum ersten Mal seit Jahrzehnten stand kein Mensch auf dem Gipfel. Im Jahr zuvor starben 16 Menschen, als eine Lawine den gefährlichen Khumbu-Eisbruch verschüttete.

Danach erreichte zwar die Chinesin Wang Jing den Gipfel, jedoch war ihr Aufstieg umstritten. Sie hatte sich in einem Helikopter über den verschütteten Khumbu-Eisbruch fliegen lassen.

Ueli Steck im Kloster Tengboche bestattet

Jahr für Jahr sterben Bergsteiger beim Versuch, den Everest zu besteigen. In der diesjährigen Klettersaison hat es nun das zweite Todesopfer gegeben: Ein 85-jähriger Nepalese sei am Samstag im Basislager gestorben, meldeten mehrere Medien unter Berufung auf die Behörden. Demnach wollte Min Bahadur Sherchan es als ältester Mensch, der je den Everest erklommen hat, auf den Gipfel schaffen. Die genaue Todesursache war zunächst unklar. Den Informationen aus dem Basislager zufolge habe er wahrscheinlich einen Herzstillstand erlitten, hieß es. Sherchan wäre im Juni 86 Jahre alt geworden.

Vor rund einer Woche verunglückte in Nepal der für seine gewagten Hochgeschwindigkeits-Aufstiege weltweit bekannte Bergsteiger Ueli Steck.

Der Schweizer starb am Sonntagmorgen auf einer Vorbereitungstour für ein Rekordprojekt - der Doppelbesteigung des Everest (8848 Meter) und des Nachbarbergs Lhotse (8516 Meter). Zu dem Unglück kam es während einer Trainingstour am knapp 7900 Meter hohen Nuptse, einem Nachbargipfel des Everest. Der 40-Jährige rutschte offenbar aus und stürzte über 1000 Meter in die Tiefe.

Am Donnerstag wurde Stecks Leiche im buddhistischen Kloster von Tengboche, das am Trekkingpfad zu den Himalaya-Gipfeln liegt, eingeäschert und in der Nähe begraben. "Er liebte das Land und hatte viele Freunde dort", kommentierte Stecks Sprecher Andreas Bantel die Beisetzung am Fuße des Himalaya-Gebirges.

Quelle : spiegel.de

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