Hunderte Pflegedienste unter Betrugsverdacht

  30 Mai 2017    Gelesen: 1016
Hunderte Pflegedienste unter Betrugsverdacht
Sonderermittler sind laut Berichten einem bundesweiten Netzwerk von Pflegediensten, Patienten und Ärzten auf der Spur, das Schäden in Höhe von einer Milliarde Euro pro Jahr verursachen könnte.

Rund 230 russisch-eurasische ambulante Pflegedienste stehen Berichten zufolge im Verdacht, in Deutschland ein System für Abrechnungsbetrug aufgebaut zu haben - teils bundesweit. Dabei seien nicht erbrachte Leistungen abgerechnet worden, berichten der Bayerische Rundfunk und die Zeitung "Die Welt" am Dienstag unter Berufung auf den Abschlussbericht einer Sonderermittlungsgruppe von Bundeskriminalamt und Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen.

Die ambulanten Pflegedienste sollen zudem Pflegedokumentationen gefälscht und nicht qualifizierte Pflegekräfte eingesetzt haben. Der mutmaßliche Betrug habe auf allen Ebenen stattgefunden - durch die Betreiber der Pflegedienste, durch Leistungsempfänger und Angehörige, durch Ärzte und Apotheken, heißt es in den Berichten. (Wie die Masche funktioniert, lesen Sie hier.)

Regionale Schwerpunkte der Pflegemafia seien Nordrhein-Westfalen und Berlin. Allein in diesen beiden Bundesländern hätten 141 verdächtige Unternehmen ihren Sitz. Weitere Fälle seien in Niedersachsen, Brandenburg und Bayern aufgedeckt worden.

Auch Geldwäsche und Glücksspiel?

Gut zwei Drittel der Einzelunternehmen seien über Netzwerke bundesweit miteinander verbunden. Den Angaben zufolge wurde das Netzwerk überwiegend von Berlin aus gesteuert und hat die Pflegekassen um hohe Summen betrogen. Den jährlichen Schaden nur im Bereich der Intensivpflege schätzen seriöse Anbieter wie die Deutsche Fachpflege Gruppe auf etwa eine Milliarde Euro.

Viele der beschuldigten ambulanten Pflegedienste und ihre Betreiber sollen auch in diverse andere kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen sein, darunter Geldwäsche, Schutzgeldzahlungen und Glücksspiel. Unter den ehemaligen Firmenbetreibern sollen sich auch Personen befinden, die von den Behörden als Auftragsmörder verdächtigt werden.

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Karl Josef Laumann, kritisierte die Manipulationen scharf. "Gerade im Pflegebereich zu betrügen, finde ich besonders makaber", sagte der CDU-Politiker am Dienstag im SWR2-"Tagesgespräch". Pflege brauche aber einen Mittelweg: Es müsse so kontrolliert werden, dass Betrugsfälle aufgedeckt werden könnten - Familien und Pfleganbieter beschwerten sich andererseits aber über Bürokratie bei zu vielen Kontrollen.

Quelle : spiegel.de

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