Geschichte der aserbaidschanischen Region Berg-Karabach

  24 November 2015    Gelesen: 2080
Geschichte der aserbaidschanischen Region Berg-Karabach
Sowohl der gebirgige als auch der flache Teil von Garabagh ("Karabach" auf Russisch) waren schon immer wirtschaftlich und politisch verbunden. Karabach befindet sich zwischen dem Kaukasusgebirge und den Flüssen Kur und Araz und ist eine der historischen Provinzen Aserbaidschans. In der Antike und im Frühmittelalter hieß der gebirgige Teil dieser Region Arsak und war Teil eines Staates, welcher seit dem dritten Jahrhundert vor Christus „Kaukasisches Albanien“ genannt wurde und im nördlichen Teil Aserbaidschans lag. Die Bevölkerung dieses Landes (Vorfahren der heutigen Aserbaidschaner) wurde 313 zum Christentum bekehrt. Albanien behielt seine Unabhängigkeit trotz Aggression durch Armenien bis zum achten Jahrhundert. Seit dem zwölften Jahrhundert wurde die Gegend allgemein „Garabagh“ genannt.

Im achten Jahrhundert wurde die Bevölkerung Aserbaidschans zum Islam bekehrt. Die Albaner, die den gebirgigen Teil Karabachs (der damals Arsakh hieß) bewohnten, stellten später ihren Staat wieder her ("Khachen Maliklik" - Verwaltungsbezirk) und behielten ihre christliche Religion. Um den Einfluss des Diophysizismus des byzantinischen Reiches im Südkaukasus zu verhindern, wurde die albanische Kirche durch das arabische Kalifat mit Hilfe der Armenischen Kirche zum Monophysizismus bekehrt und der monophysizistischen Armenischen Gregorianischen Kirche untergeordnet, was später zur graduellen Gregorianisierung der Albaner im gebirgigen Teil Karabachs führte. Im Mittelalter war Khachen ein Teil des aserbaidschanischen Karabach (Gandscha) Baylarbayliyi (Verwaltungsbezirk) und ab dem 18. Jahrhundert Vasall des Khanates Karabach. Karabach kam durch den am 14. Mai 1805 vom aserbaidschanischen Khan lbrahim Khalil von Karabach unterzeichneten Vertrag unter russische Kontrolle. Armenier aus dem Iran und aus dem Ottomanischen Reich wurden in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts im gebirgigen Teil Karabachs angesiedelt, wo sie die albanischen Einwohner assimilierten und gregorianisierten, deren orthodoxes Patriarchat 1836 aufgelöst wurde und dessen Eigentum an die Armenische Kirche ging. Die Nachkommen der Albaner leben heute in anderen Gegenden Aserbaidschans.

Berg-Karbach ist ein territorialer Bestandteil Aserbaidschans und war in den vergangen Jahrhunderten Siedlungsgebiet verschiedener Kulturen. Nach den offiziellen russischen Dokumenten und Zählungen der kaukasischen Hauptverwaltung zu diesem Gebiet lebten im Jahr 1810 etwa 12.000 Familien in Berg-Karabach friedlich zusammen. Davon waren 9500 Familien aserbaidschanisch und 2500 Familien armenisch (vgl. Akty, sobrannye Kawkassoj archeografitscheskoj komisseju, herausgegeben unter der Redaktion des Vorsitzenden der DSS-Kommission A.D. Bersche. Tiflis: Tipografija glawnogo uprawlenija Kawkaskogo 1870, Dokument 37, S. 38ff.). Die Ursachen des Berg-Karabach-Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan liegt in der kolonialistischen Siedlungspolitik des Zarenreichs im 19. Jhdt.. Die künstliche Übersiedlung christlicher Völker im Südkaukasus diente der Etablierung der zaristischen Macht in den betroffenen Gebieten. Infolge dieser Politik, änderte sich die demografische Struktur des Südkaukasus erheblich. So wurden zu Beginn des 19. Jhdts. insbesondere christliche Armenier aus dem heutigen Iran und der Türkei auf dem heutigen Gebiet Aserbaidschans besonders in der aserbaidschanischen Region Berg-Karabach angesiedelt. Mit den Umsiedlungen durch die neue zaristische Staatsmacht wurden gleichzeitig Hunderte von aserbaidschanischen Siedlungen zerstört und Tausende Aserbaidschaner vertrieben und ermordet. In den Jahren 1905-1907 kam es dann zu den ersten massenhaften Übergriffen von Armeniern auf Aserbaidschaner im Südkaukasus. Im Jahr 1918 ermordeten armenische Nationalisten über 50.000 Aserbaidschaner. Alleine im Berg-Karabach zerstörten Armenier über 150 aserbaidschanische Dörfer. Infolge dieser Umstände änderte sich die ethnische Zusammensetzung Berg-Karbachs und aus einer armenischen Minderheit in Berg-Karabach wurde eine Mehrheit, die territoriale Ansprüche an dem Gebiet erhob.

Nach der Ausrufung der unabhängigen Republiken in Armenien und Aserbaidschan 1918 erklärte Bergkarabach freiwillig seine Zugehörigkeit zu Aserbaidschan. Aserbaidschan verzichtete im Rahmen seiner friedlichen Nachbarschaftspolitik auf die aserbaidschanische Stadt Eriwan und schenkte es der Republik Armenien. Eriwan ist heute Hauptstadt der Republik Armenien.

Gleichwohl gab es dennoch weiterhin brutale Übergriffe armenischer Daschnaken auf die aserbaidschanischen Bewohner Berg-Karabachs und die damalige armenische Regierung erhob weiterhin Anspruch auf weitere Gebiete, unter ihnen Berg-Karabach, obwohl dessen armenische Volksvertretung 1919 die Herrschaft der Demokratischen Republik Aserbaidschan anerkannt hatten. Diese Auseinandersetzung setzte sich nach der Ausrufung der Sowjetischen Republik in beiden Ländern fort. In einem Moskau-Vertrag vom 16. März 1921, kam es zu einem Kompromiss: Aserbaidschan tritt sein historisches Gebiet Sangesur an Armenien ab und Berg-Karabach bleibt unter der Sowjetischen Sozialistischen Republik Aserbaidschan. Am 7. Juli 1923 wurde Berg-Karabach ein Autonomes Gebiet der Aserbaidschanischen SSR. Jedoch war man von armenischer Seite mit dieser Entscheidung unzufrieden und forderte in der Folgezeit immer wieder den Anschluss Berg-Karabachs an die Armenische SSR. Diese Forderungen wurden seitens der Sowjetunion abgelehnt. Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion hatte die aserbaidschanische Region Berg-Karbach eine politische, ökonomische und kulturelle Autonomie in der SSR Aserbaidschan.

Im Jahre 1988 entschieden sich die armenischen Vertreter Berg-Karabachs zur Sezession von Aserbaidschan. Zur Durchführung dieses Zieles wurden die in Berg-Karbach lebenden Aserbaidschaner systematisch ermordet und vertrieben. Dies führte zu einer aufgeheizten Stimmung in Aserbaidschan und zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Armeniern und Aserbaidschanern in beiden Ländern, in dessen Folge auch auf armenischer Seite Opfer zu beklagen waren. Über 250.000 Aserbaidschaner wurden in dieser Zeit aus Berg-Karabach und der SSR Armenien vertrieben.

Das armenische Parlament verabschiedete dann 1989 eine Resoulution "über die Wiedervereinigung von Armenien und Nagorno-Karabach" und versuchte damit die Angliederung Berg-Karabachs an die Armenische SSR. Diese Entwicklungen führten zum Ausbruch des Berg-Karbachkonfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan nach dem Zerfall der Sowjetuinion.

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