DITIB - Demonstration gegen "islamistischen Terror" in Köln

  16 Juni 2017    Gelesen: 722
DITIB - Demonstration gegen "islamistischen Terror" in Köln
Muslime wollen am Samstag in Köln ein Zeichen gegen den Terror setzen. Initiatorin der Demo, Lamya Kaddor, freut sich über den Zuspruch, doch Deutschlands größter Islam-Verband, die DITIB, will der Demo fernbleiben.
Kommentar / TP - Geteilte teils scharfe Krtitik über die Nichtteilnahme an einer am Samstag stattfindenden Demonstration in Köln als Zeichen gegen den "islamistischen Terror" werfen einen Schatten auf den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Während die Initiatorin der Demo in Köln, zugleich Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes, Lamya Kaddor, die Gründe des größten Islam-Verbandes DITIB als fadenscheinig wertet, teilt diese mit, dass die Erwartungshaltung an Muslimen in Europa zu kurz greife und die Muslime stigmatisiere. Zudem dürfe man in diesem Zusammenhang den Ramadan nicht ausser acht lassen, denn man verlange von Muslimen in einem besonders anstrengenden Monat etwas, was nicht als Verhandlungsmasse zur Debatte stehe. Kaddor entgegnet, lange Zeit hätten Dachorganisationen keine Demonstrationen organisiert. Dafür erklärt die DITIB, dass die Gesellschaft von der kontinuierlichen und unverzichtbaren Basisarbeit profitiert, damit alle in Deutschland ein friedfertiges und versöhnliches, tolerantes Islamverständnis leben.

Richtig wie ich finde, denn die Kritik an der DITIB und deren ablehnende Haltung zeigt wessen Geistes Kind sie selbst sind. Demonstrationsfreiheit bedeutet auch das Recht, nicht daran teilnehmen zu wollen. Wir leben nicht in einer Deutschen Demokratischen Republik, sprich der DDR, wo alle ohne Ausnahme aufgerufen wurden, unter der prallen Sonne Spalier zu stehen, nur damit man dem "Westen" zeigt, welch starker Zusammenhalt hinsichtlich einer gesellschaftlichen Frage herrscht. Vor allem darf so eine Demonstration nicht als Vakuumierer verstanden werden, der den Kritikern den Wind aus den Segeln nimmt. Die werden auch so ihre Kritik los, wie wir auch jüngst feststellen konnten.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck erklärt nämlich, dass die DITIB mit der Nichtteilnahme an der Kölner Kundgebung "als Teil der Zivilgesellschaft abgemeldet" habe, während Cemile Giousouf (CDU) sagt: "Leider macht sich die Ditib mit einer Absage mal wieder als 'Vertreter der muslimischen Interessen in Deutschland' unglaubwürdig. Eine vertane Chance! Vielleicht sollten sie häufiger mit ihren Mitgliedern sprechen anstatt mit der Türkei!" und Cem Özdemir (Grüne) erklärt: "Es ist doch erst mal Ausdruck einer Geisteshaltung. Und es ist vor allem auch eine verpasste Chance für DITIB zu zeigen, dass sie - gerade jetzt in dem für die Muslime heiligen Monat des Ramadan, der ein Monat des Friedens und der Solidarität mit Armen, Familien, Nachbarschaft ist - ein klares Signal zu senden. Dass man da zusammensteht."

Die eigentliche Frage lautet also nicht, ob die DITIB an der Demonstration teilnimmt, sondern wann sie sich eigentlich von der "Türkei" los reißt. Damit steht nicht die Demo zur Debatte, sondern wo die DITIB steht, wenn sie denn der Demo fernbleibt. Damit hat man schon ein "Wir" und "Ihr" geschaffen. Ein Verband der inzwischen als "Integrationshindernis" gehandelt wird und weniger wie sie zum "islamistischen Terrorismus" in der Welt steht, was eigentlich ausser Frage steht. Hätte die DITIB nämlich eingelenkt, stände spätestens in einer Woche die DITIB in zahlreichen Gazetten erneut am Pranger, vermutlich wieder aus der selben Ecke. Zusammenhalt, Gemeinsamkeiten sind hierbei nur schnöde Worte von Kritikern, was sehr lange Zeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde.
Ausgerechnet diese Kritiker ziehen in einer ersten Reaktion über jene her, denen die Art und Weise nicht gefällt und nicht in einer Zwangsgemeinschaft a`la DDR aufwachen wollen. Es ist eine Ohrfeige für all jene Moschee-Gemeinden, die in der DITIB organisiert sind und allesamt Türken sind, denen das schon lange stinkt und sich nicht verstanden fühlen.

Wenn es um Terrorismus ging, stand die DITIB mit ihren Moschee-Gemeinden lange Zeit unbeachtet, trotz der mahnenden Worte und Demonstrationen innerhalb der Moschee-Gemeinden und der unverständlichen Zurückhaltung des DITIB-Verbandes selbst: der Terrorismus in der Türkei und die gleichgültige Haltung der Bundesregierung gegenüber den Machenschaften der Terrororganisation PKK in Deutschland. Weder die Grünen, noch die Linken noch Lamya Kaddor oder andere konnten je zu Anti-Terror-Demonstrationen bewegt werden, die nicht nur ein Land vereinnahmen, sondern ihre Ausläufer bis heute in die bundesdeutschen Städten ragen. Leidtragende waren die DITIB-Gemeinden im Bundesgebiet selbst. Etliche Moschee-Vereine wurden entweder von Sympathisanten der Terrororganisation aufgesucht und gebrandschatzt oder gar Mitglieder tätlich angegriffen. Aber weit und breit gab es hierzu weder eine Demonstration, noch eine gemeinsam verfasste Antwort oder mahnende Worte, die im Gleichklang zu hören waren.
Angesichts dieser Zustände hat das Treiben nach dem Aufruf zur Anti-IS-Demonstration in Köln am kommenden Samstag mit Opportunismus und Aktionismus zu tun, weniger mit inhaltlichen Zielen. Kaddor mag mit der Demonstration etwas gutes bezweckt haben, doch das Anfangs so leidenschaftlich angestrebte Ziel verschwimmt immer mehr, verliert ihre Konturen, je mehr Politiker daraus ihren Reibach machen und Kaddor schwimmt darin jetzt auch noch mit.

Statt einer terroristischen Vereinigung die im Land aktiv ist, einfach mal die Daumenschrauben anzuziehen, belehrte man bislang lieber die Türken, stigmatisierte man jene die dagegen protestierten. Statt die Lehren aus den jüngsten Moscheeschändungen, Übergriffen auf türkische Organisationen im Land zu ziehen, klüngelte man in Hinterzimmern aus, wie man danach trotzdem rotzfrech verkünden kann, dass die "Kurden" in der Türkei nachwievor benachteiligt werden, weshalb die "Opposition" in den Knast gesteckt wird und wieso Türken in Deutschland derart gegen "Kurden" agieren, auch wenn sie lautstark betonten, dass die PKK nicht die "Kurden" repräsentiert, sondern nur sich selbst.
Statt klassischen Werten wie "Terrorismus ist out" nachzueifern, die einem Land erst die Ruhe zur Versöhnung geben kann, verwässerten deutsche Politiker und Akteure Stück für Stück alles, was den Menschen innerhalb der DITIB-Gemeinden noch an gesellschaftlichen Halt geben konnte, und das schon seit Jahrzehnten. Jetzt so zu tun, als würde sich die DITIB streuben, an einer Anti-Terror-Demonstration teilzunehmen, um die gemeinsamen Werte Deutschlands infrage zu stellen, ist schlichtweg opportun, sitzt nun wie eine Ohrfeige angesichts des selben Terrors in der Türkei oder Deutschland, die ob von der IS oder PKK verübt, Opfern eigentlich gleichgültig ist. Wie viele müssen eigentlich sterben, damit Deutschland geschlossen gegen jeglichen Terrorismus im In- wie Ausland - ob von der NSU, PKK, DHKP-C oder eben der Terrormiliz IS aus geht. - zusammensteht? Wenn Lamya Kaddor unbedingt als Muslimin eine Anti-IS-Demonstration abhalten will, so sei es ihr gegönnt, aber jene für ihre Gründe der Nichtteilnahme abzustrafen, in dem man ihnen "Fadenscheinigkeit" vorwirft, kommt im Ramadan nicht gut an.

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