Die Bundesregierung hatte vergangenes Jahr mehrfach auf die hohe Zahl an freiwilligen Rückreisen verwiesen, um die Abschiebung von Afghanen trotz der schlechten Sicherheitslage zu rechtfertigen. Das Innenressort argumentiert auch grundsätzlich, Abschiebungen und freiwillige Ausreisen gingen immer Hand in Hand. Wenn im Fall einer Nicht-Ausreise keine Abschiebung drohe, senke das den Anreiz für eine freiwillige Rückkehr in die Heimat.
Die Flüchtlingsexpertin der Grünen-Fraktion, Luise Amtsberg, sagte, die neuen Zahlen zeigten, dass die Sammelabschiebungen nach Afghanistan keineswegs zu einer verstärkten freiwilligen Ausreise führten. "Warum? Weil Afghanistan weiter ein unsicheres Land ist, dass Rückkehrenden kaum Überlebensperspektiven bietet."
Nach dem schweren Anschlag auf die deutsche Botschaft in Kabul hatte Kanzlerin Angela Merkel Anfang Juni angekündigt, vorerst nur bestimmte Personen nach Afghanistan abzuschieben, bis eine Neubewertung der Sicherheitslage aus dem Außenamt vorliege. Zurück müssen demnach weiter Straftäter und "Gefährder" - Menschen, denen die Sicherheitsbehörden einen Terrorakt zutrauen - und jene, die "hartnäckig die Mitarbeit an der Identitätsfeststellung" verweigern.
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