Google gibt Millionen für „Forschung“ aus – um Meinungen zu beeinflussen

  13 Juli 2017    Gelesen: 500
Google gibt Millionen für „Forschung“ aus – um Meinungen zu beeinflussen
Google finanziert Wissenschaftler, um sich gewünschte Forschungsergebnisse zu erkaufen und damit eigene Interessen in der Politik durchzusetzen. Zu dieser Erkenntnis kommt ein Anti-Korruptions-Netzwerk aus den USA, wie „The Guardian“ berichtet.
„Google nutzt seine ungeheuren Finanzen und seine Übermacht aus, um Entscheidungsträger auf allen Ebenen zu beeinflussen“, sagt Daniel Stevens. Er ist Geschäftsführer des US-Netzwerks Campaign for Accountability, kurz CfA. Dessen Mission ist es, Großkonzerne für ihre Geschäftspraktiken zur Rechenschaft zu ziehen.

Das Netzwerk berichtet über 329 Studien, die der US-Internetkonzern seit 2005 finanziert hat. Ziel dieser Studien: Wirtschaftsinteressen von Google fördern und bestimmte Gesetzesvorhaben – vor allem zum Datenschutz und zur Kartellbildung – verhindern.

Erstellt wurden diese Studien von renommierten Wissenschaftlern und Wirtschaftsexperten an den führenden Hochschulen dieser Welt, wie etwa Oxford, Edinburgh, Stanford, Harvard, MIT und die Berlin School of Economics. Bezahlt wurden die Wissenschaftler in über 50 Prozent der Fälle direkt von Google. In den restlichen Fällen flossen die Gelder über Stiftungen und Einrichtungen, die Google unterstützt.

Aus dem Bericht des Netzwerks geht laut der Zeitung hervor: Studienautoren erhielten zwischen 4.500 und 365.000 Euro und veröffentlichten die Herkunft dieser Gelder in 66 Prozent der Fälle nicht. Wer direkt von Google finanziert wurde, hielt die Finanzierungsquelle in 26 Prozent der Fälle geheim.

Daniel Stevens vom US-Netzwerk mahnt die Verantwortlichen deshalb zur Vorsicht. „Die Regulatoren müssten zumindest Folgendes im Hinterkopf behalten: Angeblich unabhängige Rechts- und Wissenschaftsgutachten, auf die sie sich verlassen, könnten ihnen von Google bereitgestellt worden sein.“

Google weist diese Vorwürfe indes zurück und bezeichnet die Studie von CfA als „sehr irreführend“. Sie enthalte keine einzige Arbeit, die von einer Organisation gefördert worden sei, an die Google seinerseits Geld gespendet habe.

„Unsere Unterstützung für die Grundsätze eines offenen Internets wird von vielen Wissenschaftlern und Einrichtungen geteilt, die auf lange Erfahrung in der Forschung zurückblicken“, schrieb die Google-Sprecherin Leslie Miller laut der Zeitung in einem Blog-Posting. Google unterstütze die Wissenschaftler in ihrer Forschung „zu Themen wie Urheberrecht, Patentrecht und freie Meinungsäußerung.“

Das Unternehmen erwarte von den Wissenschaftlern jedoch, dass sie die Herkunft ihrer Mittel offenlegten und ihre Unabhängigkeit wahrten, fordert die Google-Sprecherin.

Und dann holt Leslie Miller zum Gegenschlag aus: Dass das US-Netzwerk CfA auf Rechenschaft und Transparenz bestehe, sei schon sehr merkwürdig, wenn es doch seine eigenen Förderer nicht bekanntgebe. Unter ihnen sei nämlich auch Oracle – ein Unternehmen, das „eine Kampagne gegen Google fährt“.

Daniel Stevens ruft Google jedoch dazu auf, sich an die eigene Nase zu fassen, statt den Fehler bei anderen zu suchen. Es sei typisch für Google: „Wenn sein Fehlverhalten ans Tageslicht kommt, zeigt es mit dem Finger auf andere“, so Miller laut dem Blatt.“ Indes spiele der Internetriese bei seinem Umgang mit Forschung in der selben Liga wie große Öl- und Tabakkonzerne, betont Stevens.

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