Wie geht es weiter mit Air Berlin?
Bislang hat Air Berlin die Insolvenz erst angemeldet, das formelle Verfahren kann dem Unternehmen zufolge am 1. November beginnen. Viel deutet aber darauf hin, dass eine Entscheidung über eine Zerschlagung schon weit früher fallen wird. Dass Air Berlin künftig als eigenständige Gesellschaft oder auch nur als Marke weiterexistieren wird, ist so gut wie ausgeschlossen.
Wer wird Teile von Air Berlin übernehmen?
Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann zufolge wird bereits seit Längerem mit der Lufthansa und zwei weiteren Konkurrenten gesprochen. Dabei geht es um die Aufteilung der Flugrechte, der Maschinen und des Personals.
Nach SPIEGEL-Informationen will die Lufthansa die offiziellen Verhandlungen bereits am Freitag starten und möglichst bereits am Wochenende abschließen. Dabei will sich die Lufthansa rund 70 der 140 Flugzeuge sichern.
Wie lange ist der Flugbetrieb gesichert?
Die Bundesregierung stützt die insolvente Fluggesellschaft mit einem Übergangskredit von 150 Millionen Euro und will den Flugbetrieb so bis Ende November sichern. Einige Experten zweifeln, dass die Summe für diesen Zeitraum ausreicht.
Die Bundesregierung dringt auf eine schnelle Lösung. Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig sagte: "Alle Beteiligten sind jetzt dazu aufgerufen, zügig, aber gewissenhaft zu verhandeln."
Könnte die Aufteilung Air Berlins noch scheitern?
Sollte die Lufthansa sich in den Verhandlungen sehr große Teile sichern, könnten die Wettbewerbshüter tätig werden - wobei offen ist, ob das Bundeskartellamt oder die EU-Kommission prüfen werden. Die irische Billigfluglinie Ryanair hat bereits eine Kartellbeschwerde eingelegt. Sie hält die Insolvenz für arrangiert, damit die Lufthansa Air Berlin schuldenfrei übernehmen könne und kritisiert den Hilfskredit der Bundesregierung.
Achim Wambach als Chef der Monopolkommission rechnet damit, dass die Lufthansa strenge Auflagen auferlegt bekommen wird, um den Wettbewerb zu sichern. Air Berlin und Lufthansa seien auf vielen Flugstrecken direkte Konkurrenten. Die Monopolkommission ist selbst allerdings keine Kartellbehörde, sondern ein Beratungsgremium der Bundesregierung.
Die Bundesregierung sieht dennoch keine kartellrechtlichen Probleme. Es sei völlig klar, dass Air Berlin nicht durch eine einzige andere Fluggesellschaft übernommen werde, sagte Staatssekretär Machnig den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach sich in mehreren Interviews dafür aus, dass ein Großteil von Air Berlin an die Lufthansa geht.
Was wird aus den Mitarbeitern von Air Berlin?
Das hängt von den Ergebnissen der Verhandlungen in den kommenden Tagen ab. Allgemein gelten die Jobs der Piloten und des Bordpersonals als relativ sicher, während beim Bodenpersonal und vor allem in der Verwaltung Arbeitsplätze gefährdet sein könnten.
Doch auch beim fliegenden Personal befürchtet die Flugbegleitergewerkschaft UFO soziale Härten nach der Zerschlagung. Tarifvorstand Nicoley Baublies sagte, die Betroffenen müssten sich seinen Informationen zufolge bei den übernehmenden Airlines als Berufsanfänger neu bewerben. Für altgediente Air-Berlin-Flugbegleiter würde das Einkommensverluste von bis zu 80 Prozent bedeuten, sagte Baublies. Zudem könnten die Verträge befristet sein, was weitere Risiken im Fall einer Arbeitslosigkeit beinhalte.
Baublies appellierte an die Politik, die Arbeitsplätze zu aktuellen Bedingungen zu sichern. "Mit dem 150-Millionen-Kredit sollten schließlich die Jobs gerettet werden." Das müsse nun auch in den Verhandlungen durchgesetzt werden.
Wie wirkt sich die Air-Berlin-Pleite auf den Flughafen BER aus?
Air Berlin sollte eigentlich der größte Kunde des neuen Hauptstadtflughafens werden und wollte dort ein Drehkreuz errichten, also viele Fluggäste auf dem BER umsteigen lassen. Dafür ist ein ganzer Terminaltrakt reserviert. Durch die Insolvenz werden nun voraussichtlich weniger Menschen in den Läden dort einkaufen, was die Einnahmen aus dem Einzelhandel verringern dürfte, wodurch ein profitabler Flughafenbetrieb schwieriger würde.
An Fluggastmangel dürfte der BER dennoch nicht leiden. Der Berliner Luftverkehr wächst stark, die bisher für Air Berlin reservierten Start- und Landerechte sind begehrt und werden weiterhin genutzt werden.
Woran ist Air Berlin gescheitert?
Vor allem an der falschen Strategie. Der langjährige Chef und Großaktionär Joachim Hunold wollte der Lufthansa Konkurrenz machen und setzte auf Expansion auf fast allen Segmenten des Marktes. Im Gegensatz zu spezialisierten Wettbewerbern ist Air Berlin nicht profitabel, seit 2008 ist das Unternehmen bis auf ein einziges Jahr in der Verlustzone und zudem hoch verschuldet. Im Gegenzug für frisches Kapital ist Air Berlin zudem zahlreiche Verpflichtungen eingegangen, die die Verluste weiter erhöhen.
Quelle : spiegel.de
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