Bundestagswahl: Keine Überraschungen und AfD als Zünglein an der Koalitionswaage?

  24 September 2017    Gelesen: 783
Bundestagswahl: Keine Überraschungen und AfD als Zünglein an der Koalitionswaage?
Das Rennen um die Bundestagswahl scheint schon entscheiden. Laut jüngsten Umfragen liegt die Union mit 36 Prozent weit vor der SPD (22 Prozent). Die AfD rangiert mit 11 Prozent auf Platz Drei. Der Politologe Kai-Uwe Schnapp erwartet nicht, dass sich das am Sonntag ändern wird. Die AfD kann sogar noch mehr Stimmen bekommen, meint er.
Aus statistischer Sicht sei bei Platz drei alles noch offen, erklärte Schnapp, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Hamburg, im Interview. Die Differenzen zwischen dafür in Frage kommenden Parteien, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und AfD befänden sich innerhalb der Schwankungsbreiten. Der Politikwissenschaftler befürchtet allerdings, dass die AfD die drittstärkste Partei im Bundestag werden würde und bisher bei den Umfragen sogar noch unterschätzt worden sei.

„Umfragen haben natürlich grundsätzlich eine gewisse Schwankungsbreite“, hob er hervor. „Bei den großen Differenzen allerdings, die wir zum Beispiel zwischen Union und SPD haben, kann man schon davon ausgehen, dass das tatsächlich die Kräfteverhältnisse einigermaßen wiederspiegelt."

Problemfall AfD

Die AfD im Bundestag sei allerdings ein grundsätzliches Problem für die Koalitionsbildung. Sie ziehe einen relativ großen Teil der Wähler, die für die Koalitionsbildung benötigt werden, auf sich und erzeuge damit erst die Koalitionsbildungsprobleme. „Ich glaube, die AfD selbst wird sich dann einfach in die Brust werfen und sagen, wir sind die größte Oppositionspartei und unabhängig davon wie die Regierungskoalition aussieht, versuchen das zu einem dauerhaften Thema zu machen“, vermutete Schnapp.
Auch der relativ hohe Anteil an unentschlossenen Wählern werde da keinen großen Unterschied mehr machen. Die Wahlumfragen gehen derzeit von rund 40 Prozent Unentschlossenen aus. Doch den Überraschungseffekt, den sich die SPD daraus erhofft, wird es laut dem Politologen nicht geben:

„Man kann davon ausgehen, dass innerhalb der unentschlossenen Wähler die Verteilung auf die einzelnen Parteien doch sehr ähnlich ist zu der Verteilung, die wir bei den schon früher Entschlossenen finden. Es ist auch nicht immer ganz klar, was dahinter steckt, wenn jemand sagt, ich weiß noch nicht so genau, was ich wählen soll.“

Die Leute würden nicht mehr so wie früher sagen: „Ich bin als SPD-Wähler oder Wählerin geboren und werde so sterben.“ Immer mehr Menschen hielten sich stattdessen bis zuletzt offen, wie sie sich entscheidet. Häufig gehe es dann aber doch immer wieder in eine bestimmte Richtung, betonte Schnapp.

Erschien auf sputniknews

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