Grünen-Chef Özdemir sagte deshalb, dass er Glaser nicht wählen könne: "Wer die Religionsfreiheit infrage stellt, hat sich disqualifiziert." Ein geeigneter Kandidat für die Parlamentsposten müsse sich klar zur Verfassung bekennen. Auch die FDP signalisierte Ablehnung. Glaser stehe für eine Reihe von Positionen, "die eine Zumutung für mich darstellen", befand FDP-Parlamentsgeschäftsführer Marco Buschmann. Die Fraktionen seien gehalten, Kandidaten vorzuschlagen, die mehrheitsfähig sind.
Auch aus der Fraktion der Linken hieß es, Glaser könne nicht mit Unterstützung rechnen. Fraktionschef Dietmar Bartsch erklärt: "Für mich steht fest, dass ich Herrn Glaser nicht wählen werde." SPD-Parlamentsgeschäftsführer Carsten Schneider verwies darauf, dass potenzielle Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten "natürlich auf dem Boden des Grundgesetzes stehen und insbesondere die Grundrechte respektieren" müssten. Die Führung der CDU-Fraktion, die die meisten Abgeordneten stellt, wollte sich dagegen zu der Frage nicht äußern.
Der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland bezeichnete die Vorwürfe gegen Glaser als absurd. "Selbstverständlich stehen wir hinter Herrn Glaser als Kandidaten", sagte Gauland der "FAZ".
"Man wird da nicht jeden nehmen"
Diskutiert wurde in den Fraktionen zudem, in wie weit AfD-Abgeordnete in sicherheitsrelevanten Gremien des Bundestages akzeptieren werden sollen. Dazu zählen vor allem das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr), das die Geheimdienste beaufsichtigt, und die G10-Kommission, die Überwachungsmaßnahmen genehmigen muss.
Vertreter von SPD, Linken und Grünen machten gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" deutlich, dass sie nicht jeden AfD-Abgeordneten dort akzeptieren wollten. So sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, der Zeitung: "Die AfD ist gut beraten, nicht ihre größten Scharfmacher in diese Gremien zu schicken." Sonst müssten sie damit rechnen, nicht gewählt zu werden.
Auch der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz erklärte: "Die Mehrheit der Mitglieder des Bundestages kann entscheiden, wer in solche Gremien kommt und dieses Vertrauen verdient hat und wer eben nicht. Man kann auch Nein sagen." Der bisherige stellvertretende PKGr-Vorsitzende André Hahn bestätigte: "Man wird da nicht jeden nehmen." Jemand wie Thüringens AfD-Landesvorsitzender Björn Höcke "würde nicht gewählt", so der Linken-Politiker.
Die Innenpolitiker der Fraktionen befürchten dem Bericht zufolge, dass bestimmte AfD-Mitglieder das für die Ausschüsse geltende Stillschweigen nicht wahren könnten und Interna an die Öffentlichkeit tragen - etwa wenn es um rechtsextremistische Vorgänge geht.
Quelle: n-tv.de
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