Endlich ein Lichtblick für Air Berlin

  12 Oktober 2017    Gelesen: 668
Endlich ein Lichtblick für Air Berlin
Im Drama um die Zerschlagung von Air Berlin naht ein versöhnliches Ende. Lufthansa will sich einen großen Teil der insolventen Fluggesellschaft einverleiben. Das ist gut so, selbst wenn sich die Verbraucher auf höhere Ticketpreise einstellen müssen.
Punktlandung bei Air Berlin. Kurz bevor die Frist für exklusive Verhandlungen mit Lufthansa abläuft, steht fest: Die Kranich-Airline wird große Teile der Flotte der insolventen Fluggesellschaft kaufen. Sie schnappt sich die nicht insolventen Air-Berlin-Töchter Niki und LG Walter sowie weitere 38 Airbus-Jets. Außerdem übernimmt sie 1500 Air-Berlin-Mitarbeiter für die eigene Billigtochter Eurowings. Weitere 1500 können sich auf neue Stellen bewerben.

Nachdem es zwischenzeitlich so aussah, als würde das Kind komplett in den Brunnen fallen, gibt es nun Hoffnung. Noch nicht alle Beschäftigten bei Air Berlin, aber viele können endlich aufatmen, die Ungewissheit hat ein Ende. Das ist gut so, denn die Hängepartie in den vergangenen Wochen war unwürdig - vor allem für das Personal, aber auch für die Passagiere.

Analysten reagieren positiv

Auch Analysten reagieren positiv. Lufthansa könne jetzt richtig durchstarten, heißt es in ersten Kommentaren. Die Insolvenz von Air Berlin sowie der jüngste Friedensschluss mit den Piloten würden der Nummer 1 im deutschen Flugverkehr richtig Schwung verleihen.

Lufthansa musste kräftig Federn lassen in den vergangenen Jahren. Sie gehört zwar zu den weltweit größten Airlines, ihr Weltmarktanteil ist aber sukzessive auf drei Prozent zusammengeschrumpft. Aus Sicht von Lufthansa-Chef Carsten Spohr dürfte es deshalb gerne noch ein bisschen mehr Konsolidierung über den Wolken geben.

Ob der Air-Berlin-Deal ein Befreiungsschlag wird, bleibt allerdings abzuwarten. Auch bei Deutschlands Marktführer ist der Druck auf Gehälter und Löhne immens. Spohr musste der guten alten Airline nach Amtsantritt eine schmerzhafte Schlankheitskur verordnen. Der Kölner Konzern zahlt für insgesamt 81 Flugzeuge und 3000 Mitarbeiter 1,5 Milliarden Euro. Das ist etwas weniger, als die Airline im vergangenen Jahr unter den härtesten Bedingungen durch die Konkurrenz durch Billigfluggesellschaften und Staatsairlines vom Golf eingeflogen hat.

Lufthansa übernimmt nicht nur die profitable Niki von Air Berlin, sondern auch unprofitable Strecken. Außerdem wird sich der Konzern mit der Tochter Eurowings selber Konkurrenz machen. Ob diese Rechnung aufgeht, wird sich zeigen.

Verbraucher müssen sich auf höhere Ticketpreise einstellen

Die Verbraucher müssen sich außerdem auf höhere Ticketpreise einstellen: Ein wichtiger Konkurrent ist vom Himmel verschwunden. Laut dem Geschäftsreiseverband VDR hat die Air-Berlin-Pleite schon vor der Übernahme zu höheren Preisen geführt. Selbst Spohr schließt Preiserhöhungen auf einzelnen Strecken nicht aus. Er glaubt zwar, dass der immer schärfere Wettbewerb über den Wolken eher für sinkende Preise sorgen wird. Letztlich werden die Preise aber davon abhängen, wie viel Wettbewerb es auf den einzelnen Strecken gibt.

Zumindest haben Fluggäste nur wieder Planungssicherheit. Für die Beschäftigten ist es allemal gut. Und für Lufthansa mit ihren 124.000 Beschäftigten weltweit ist es zumindest eine Chance, ihre Position am Himmel auszubauen und den eigenen Billigflieger Eurowings voranzubringen. Die geordnete Zerschlagung war am Ende auf jeden Fall besser als eine chaotische Pleite von Air Berlin. Dass dieser Deal nur mit einem fragwürdigen Staatskredit von 150 Millionen Euro möglich war, ist der größte Makel an der Geschichte.

Offen ist nun noch, wie die Verhandlungen mit Easyjet ausgehen. Auch hier läuft die Frist heute ab. Offenbar versucht die britische Airline noch den Preis zu drücken. Auch die Wettbewerbshüter werden sich die Übernahme noch ansehen. Aber am Ende des Tunnels ist nun Licht zu sehen.

Quelle: n-tv.de

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