Teheran hilft Bagdad, das Land wieder unter Kontrolle zu nehmen

  20 Oktober 2017    Gelesen: 700
Teheran hilft Bagdad, das Land wieder unter Kontrolle zu nehmen
Die irakische Armee, die zusammen mit den schiitischen bewaffneten Gruppierungen vorging, hat das Ende der Operation zur Rückkehr der strategisch wichtigen Provinz Kirkuk angekündigt, die sich unter Kontrolle der Behörden des Irakischen Kurdistans befand, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Donnerstag.
Der Verlust Kirkuks, der die Positionen des Anhängers des unabhängigen kurdischen Staates und vor allem des Anführers der irakischen Kurden und US-Verbündeten, Masud Barzani, untergrub, erfolgte unter Teilnahme Irans. Die Hauptrolle beim Verdrängen der Kurden aus Kirkuk spielte die Tatsache, dass die Operation von einem der Leiter der Iranischen Revolutionsgarde, Qassem Soleimani, geführt wurde. Der Blitzkrieg im Irak, der ein sensibler Schlag gegen die Positionen der USA in der Region wurde, war die Antwort Teherans auf den zunehmenden US-Druck und die Versuche, das Atomabkommen von 2015 zu revidieren.

Das Ende der am Montag begonnenen Operation zur Rückholung der Gebiete, die in den vergangenen Jahren von den Kurden kontrolliert wurden, wurde am Mittwoch offiziell vom irakischen Kommando bekanntgegeben. Nach dem Blitzkrieg erhielt Bagdad die Kontrolle über die Gebiete im Norden des Landes, die sich in zwei nördlichen Provinzen befinden – Kirkuk und Najnawa, die ans Irakische Kurdistan grenzen. Die Operation, die das Oberhaupt des kurdischen autonomen Gebiets überraschte, verlief beinahe unblutig. Widerstand wurde nur am ersten Tag des Kampfes geleistet, danach verließen die Peschmerga-Einheiten ihre Stellungen. Damit werden die Befürchtungen, dass die Handlungen des irakischen Premiers Haider al-Abadi zu einem langen Konflikt führen könnten und die Gefahr der Spaltung des Landes in sich bergen, bislang nicht bestätigt.

Der Anführer der irakischen Kurden, Masud Barzani, nannte den Verlust der an Kohlenwasserstoffen reichen Provinz Kirkuk das Ergebnis eines einseitigen Beschlusses, der von einigen Leitern getroffen worden sei, die zu einer bekannten politischen Kraft in Kurdistan gehören. Er sagte nicht, um welche Kraft es gehe, betonte jedoch, dass der Rückzug der kurdischen Einheiten ein erzwungener Schritt und nicht das Zeichen ihrer Schwäche gewesen sei.

Viel eindeutiger äußerte sich Wagdi Suleiman, der das Parlament des Irakischen Kurdistans vertritt. Ihm zufolge war der Verlust Kirkuks das Ergebnis des Verrats des ganzen kurdischen Volkes seitens einer der beiden größten militärpolitischen Kräfte der kurdischen Autonomie – der Patriotischen Union Kurdistans. Laut Suleiman kam es zu einer großen Verschwörung unter Teilnahme der Regionalmächte durch Vertreter der irakischen Regierung, der Führung der Patriotischen Union Kurdistans und des Ende vergangener Woche im Irak eingetroffenen Kommandeurs der Sondereinheit al-Quds der Iranischen Revolutionsgarde, Qassem Soleimani.
Das Thema der Verhandlungen hinter den Kulissen, die der am Montag begonnenen Militäroperation vorausgingen, war Soleimani zufolge die kampflose Übergabe der Provinz Kirkuk. Im Ergebnis folgten die Peschmerga-Einheiten, die der Patriotischen Union angehören, dem Befehl der Parteiführung und verließen ihre Positionen.

Teheran hat Informationen über eine iranische Spur dementiert. „Der Iran nimmt nicht an der Operation in Kirkuk teil“, sagte der Berater des geistlichen Führers Irans, Ali Akbar Welajati.

Doch die Version, dass die Militäroperation in Kirkuk nur ein Teil einer Multivektorenpolitik sei, die die Ablösung des Anführers des Irakischen Kurdistans zum Ziel habe, wurde gestern wieder einmal bestätigt. Nach dem Verlust Kirkuks warf der Parlamentsvorsitzende des Irakischen Kurdistans, Youssef Muhammed, Barzani die Unfähigkeit vor, das autonome Gebiet zu regieren, und rief ihn zum Rücktritt auf. „Sie müssen die Niederlage zugeben und das Volk selbst über sein Schicksal entscheiden lassen“, wandte er sich an Barzani.

„Eine solch schnelle Wiederherstellung der Kontrolle durch die irakischen Behörden über Kirkuk wäre ohne die aktive Rolle des Irans unmöglich gewesen. Mit einer unter seiner unmittelbaren Teilnahme durchgeführten Operation im Norden des benachbarten Staates löst Teheran gleich mehrere Aufgaben. Die Kontroversen zwischen den irakischen Kurden nutzen die Iraner, um die Position ihrer Führung, die die US-geführte Koalition unterstützt, zu schwächen. Zudem nähert sich Teheran Bagdad an, das ebenfalls als Verbündeter Washingtons gilt. Darüber hinaus wird im Irak ein strategisches Aufmarschgebiet geschaffen, indem man sich auf eine neue Welle der Konfrontation mit Washington vorbereitet, das den Iran unter Druck setzt und den Atomdeal revidieren will“, sagte der Politologe Grigori Kossatsch.

Quelle:sputnik.de

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