Wenn die Deutschen ihre Bundeskanzlerin oder ihren Kanzler direkt wählen könnten, wäre die Entscheidung eindeutig: Angela Merkel liegt seit Monaten nahezu unverändert weit vorn - derzeit käme sie auf 47 Prozent. Martin Schulz würden in dieser Woche nur noch 15 Prozent der Bundesbürger wählen.
Forsa-Chef Manfred Güllner sagte gegenüber der Mediengruppe RTL: "Nach dem knappen Votum des SPD-Parteitages für die Aufnahme von Koalitions-Verhandlungen mit CDU und CSU und seinem in vielen Medien als schwach bewerteten Auftritt auf dem Parteitag fällt der SPD-Chef bei der Kanzlerpräferenz um drei Prozentpunkte auf seinen bislang schwächsten Wert. Zum Vergleich: Nach der Nominierung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten der SPD hatte sein Wert im Februar 2017 bei 37 Prozent gelegen."
Schulz rangiert jetzt 32 Prozentpunkte hinter Merkel. Nicht einmal die Hälfte der SPD-Anhänger (46 Prozent) würde sich im Fall einer Kanzlerwahl für Schulz entscheiden, 90 Prozent der Unions-Anhänger würden für Merkel votieren. 38 Prozent der Wahlberechtigten würden sich für keinen von beiden entscheiden.
Kompetenz? Jedenfalls nicht die SPD
Bei der Frage nach der politischen Kompetenz der Parteien trauen nur noch 7 Prozent der Bundesbürger der SPD zu, sie könne mit den Problemen in Deutschland am besten fertig werden. Das ist ein Prozentpunkt weniger als in der Vorwoche und der niedrigste Wert seit einem Jahr. Den Unionsparteien trauen unverändert 27 Prozent der Deutschen Problemlösungs-Kompetenz zu, 53 Prozent der Befragten halten keine Partei für hinreichend kompetent. Unter dem unmittelbaren Eindruck des SPD-Parteitags in Bonn wollten am Montag und Dienstag vergangener Woche nur noch 17 Prozent der Wahlberechtigen der SPD ihre Stimme geben. Im Laufe der gesamten Woche erreicht die SPD aber wieder 18 Prozent – das ist derselbe Wert wie vor dem Parteitag. Die SPD liegt damit 16 Prozentpunkte hinter der Union.
Die Ergebnisse im Einzelnen: CDU/CSU 34 Prozent (Bundestagswahl 32,9), SPD 18 Prozent (20,5), FDP 9 Prozent (10,7), Grüne 12 Prozent (8,9), Linke 10 Prozent (9,2), AfD 12 Prozent (12,6). 5 Prozent würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden (5,2). Der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt bei 25 Prozent und damit etwas über dem Anteil der Nichtwähler (23,8 Prozent) bei der Bundestagswahl im September.
Martin Schulz verliert
Das Ansehen des SPD-Vorsitzenden Martin Schulz geht weiter zurück. Nur ein Drittel der Deutschen (33 Prozent) ist der Überzeugung, Schulz sei noch der richtige Parteichef. 50 Prozent dagegen urteilen: "Nein, ein anderer wäre besser geeignet." Auch von den SPD-Wählern lehnen inzwischen 45 Prozent Schulz ab – nur eine hauchdünne Mehrheit von 46 Prozent der SPD-Wähler hält Schulz für den richtigen Mann an der Parteispitze. 58 Prozent der SPD-Abwanderer – also jenen, die im September letzten Jahres noch sozialdemokratisch gewählt haben, dies aber heute nicht mehr tun würden – halten Schulz für ungeeignet. "Das ist ein Hinweis darauf, dass Martin Schulz inzwischen potenzielle Wähler nicht mehr für die SPD gewinnen kann, sondern sie eher abschreckt", sagte Forsa-Chef Güllner.
Wer könnte sich als Schulz-Nachfolger eignen? Von denjenigen, die den jetzigen SPD-Chef für ungeeignet halten, würden jeweils 20 Prozent am liebsten Andrea Nahles oder Sigmar Gabriel als Vorsitzende sehen. Von den SPD-Wählern würden 23 Prozent Nahles den Vorzug geben, 20 Prozent sind für Gabriel. Auf den weiteren Plätzen als denkbare Schulz-Nachfolger: Olaf Scholz (12 Prozent), Malu Dreyer (11 Prozent), Manuela Schwesig (6 Prozent), der Juso-Chef Kevin Kühnert (5 Prozent), Thorsten Schäfer-Gümbel (2 Prozent).
Die Daten zur Parteien- und Kanzler-Präferenz wurden vom 22. bis 26. Januar 2018 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. Datenbasis: 2505 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte.
Quelle: n-tv.de
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