Im Internet ist das Geschäftsmodell "Gratis-Infrastruktur gegen Nutzerdaten" spätestens seit Facebook etabliert. Im Bereich Spionage noch nicht. Dabei erprobt China es angeblich schon seit Jahren, wie die Afrika-Ausgabe der französischen Zeitung "Le Monde" herausgefunden haben will.
Ihrem Bericht zufolge hat die chinesische Regierung der Afrikanischen Union (AU) im Jahr 2012 ein 200 Millionen Dollar teures Hauptquartier in Addis Abeba errichtet, geschenkt - und vor der Übergabe gründlich verwanzt. Erst vor einem Jahr seien Hinweise darauf entdeckt worden, schrieb die Zeitung am vergangenen Freitag.
Server im Haus sendeten angeblich Daten nach Shanghai - jede Nacht
Den anonymen Quellen der Zeitung zufolge wurden in dem Gebäude versteckte Mikrofone unter Schreibtischen und in Wänden gefunden. Zuvor hätten die Haustechniker festgestellt, dass ihre Server über fünf Jahre hinweg immer zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens überdurchschnittlich große Datenmengen übertrugen. Und zwar an Server in Shanghai.
Das Computersystem sei wie das Gebäude selbst ein Geschenk der Chinesen gewesen. Es habe einen undokumentierten Zugriff von außen erlaubt, heißt es in dem Zeitungsartikel.
Botschafter bezeichnet Bericht als "absurd"
Wie viel verwertbares Material die Chinesen dabei bekommen haben könnten, ist unklar. Die Staatsoberhäupter und Minister der AU - ein Zusammenschluss von 55 afrikanischen Staaten - trifft sich nach Angaben der Zeitung nur zwei Mal jährlich in dem Hauptquartier in der äthiopischen Hauptstadt, um die Lage und Probleme des Kontinents zu besprechen.
Nachdem die AU im vergangenen Jahr neue Server gekauft hatte, boten die Chinesen angeblich an, auch diese einzurichten - was die Afrikaner abgelehnt hätten.
Der chinesische Botschafter bei der AU wies den Bericht im Gespräch mit britischen Reportern als "absurd" und "lächerlich"zurück. Afrikanische Politiker wollten die Angaben ebenfalls nicht bestätigen.
China ist der größte Handelspartner Afrikas, chinesische Firmen investieren viele Milliarden Dollar in Rohstoffvorkommen, Infrastruktur und Produktion.
Quelle : spiegel.de
Tags: