Italien fürchtet "Spirale der Gewalt"

  04 Februar 2018    Gelesen: 1059
Italien fürchtet "Spirale der Gewalt"
Am 4. März wählt Italien ein neues Parlament. Im Vorfeld ist die Stimmung aufgeheizt - da erschüttert eine offenbar rassistisch motivierte Tat das Land. Der Regierungschef fürchtet eine "Spirale der Gewalt".  

Mitten im Wahlkampf haben Schüsse auf mehrere Migranten Italien erschüttert. Der Mann, der am Samstag auf sechs Schwarze feuerte, habe "offensichtlich" aus Fremdenhass gehandelt, sagte der italienische Innenminister Marco Minniti am Samstagabend. Die Tat versetzte die Stadt mit etwas mehr als 42.000 Einwohnern in den Marken am Samstagvormittag in einen Ausnahmezustand: Die Bürger sollten Häuser, Büros und Schulen nicht verlassen. Am Mittag dann wurde ein 28-jähriger Italiener als Verdächtiger ausgemacht und gefasst.

Er soll alleine gehandelt, seine Tat aber geplant haben, wie Minniti sagte. Der Verdächtige habe einen "rechtsextremistischen Hintergrund mit klaren Bezügen zum Faschismus und zum Nazismus". Die Stimmung in Macerata war schon seit Tagen angespannt. Der grausame Mord an einer 18-Jährigen hatte die Stadt erschüttert - die Leiche des Mädchens war zerstückelt in zwei Koffern gefunden worden. Verdächtigt wird ein Mann aus Nigeria, der mit Drogen gedealt haben soll. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Italienische Medien berichten über die Vermutung, der Vorfall am Samstag sei eine Reaktion auf den Mord gewesen. Eine direkte Verbindung zwischen dem mutmaßlichen Täter und der Toten soll es aber nicht gegeben haben.

"Klima des Hasses"

Vor der Parlamentswahl am 4. März ist die politische Stimmung in Italien aufgeheizt. Dominierendes Thema ist die Migrationskrise. Mit klaren Positionen gegen Einwanderung bekamen rechte Parteien wie die Lega in den vergangenen Monaten Aufwind. Regierungschef Paolo Gentiloni appellierte am Samstag an die Vernunft aller Parteien im Wahlkampf und rief die Italiener auf, dem Risiko einer Gewaltspirale entgegenzuwirken.

"Leider verheißt das Klima des Hasses, das vor der Wahl im Land zirkuliert, nichts Gutes", sagte der Präsident von Amnesty International in Italien, Antonio Marchesi, laut einer Mitteilung. "Hoffen wir, dass sich von heute an jeder darüber bewusst ist, welche Worte er benutzt und was für einen Effekt sie haben können."

Der Anti-Mafia-Schriftsteller Roberto Saviano kritisierte die Aufrufe von Politikern wie Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi oder Spitzenkandidat der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, Ruhe zu bewahren. Vielmehr müsse beim Namen genannt werden, was passiert sei: "ein terroristischer Akt".

Quelle: n-tv.de


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