ARD kann kein Koreanisch

  10 Februar 2018    Gelesen: 1299
ARD kann kein Koreanisch
In der "Sendung mit der Maus" hieße es: "Das war Koreanisch!" Die ARD war nicht darauf gefasst, dass der OK-Chef der Olympischen Spiele von Pyeongchang in seiner Muttersprache redete - und ließ ihn minutenlang unübersetzt.
 

Sucht man nach Gründen, warum in Ländern wie Schweden oder den Niederlanden so viele Leute so vorzüglich Englisch sprechen, kommt immer wieder die Erklärung, dass dort im Fernsehen die Hollywood-Filme nicht synchronisiert werden. Insofern hat die ARD in ihrer Berichterstattung von der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele einen wertvollen Beitrag zum Spracherwerb des Koreanischen geleistet.


Denn als der Chef des Organisationskomitees, Lee Hee Beom, auf die Bühne trat, waren in der Übertragung der ARD von Simultan-Dolmetscher Jürgen Stähle nur ein, zwei Sätze auf Deutsch zu hören, "wie schön, Sie alle hier zu begrüßen", endete er, während Lee unverdrossen weitersprach. Nach einer kurzen Pause sagte Stähle noch "einen herzlichen Willkommensgruß zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang" - und verstummte komplett.

Minutenlang konnte man als Zuschauer des deutschen Fernsehens dann also ungestört der koreanischen Sprachmelodik lauschen, entdeckte gelegentlich den Namen des IOC-Präsidenten Thomas Bach in ungewöhnlicher Aussprache, studierte die Gesichter der angespannt Lauschenden im Hintergrund, und fragte sich nur am Rande, was Lee Hee Beom da wohl gerade der Jugend der Welt und allen anderen Zuschauern mitzuteilen hatte.

Als Lee schließlich das Mikrofon an Thomas Bach übergab, meldete sich Dolmetscher Stähle wieder aus dem Off: Man sei nicht darauf vorbereitet gewesen, dass der OK-Chef auf Koreanisch sprechen würde: "Wir konnten die Rede deswegen nicht übersetzen", entschuldigte er sich.

Dass Stähle, der schon 1984 bei den Olympischen Spielen von Los Angeles als Übersetzer dabei war, neben dem Englischen und dem Französischen nicht auch das Koreanische so beherrscht, dass er simultan dolmetschen kann, sei ihm nachgesehen. Aber dass die ARD nicht auf die Idee gekommen ist, einen Koreanisch-Übersetzer zu beauftragen, überrascht schon. Die ARD-Programmdirektion konnte auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE zu den Gründen zunächst noch nichts sagen.

In Pyeongchang sprach Thomas Bach (Englisch mit mainfränkischer Färbung), dann eröffnete Südkoreas Präsident Moon Jae In die Winterspiele - auf Koreanisch und in einem in der ARD unübersetzten Satz. In Schweden und den Niederlanden gibt es übrigens wenigstens Untertitel in der Landessprache zu den Hollywoodfilmen.

Quelle : spiegel.de


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