Die USA und die Europäische Union stehen vor einem Handelskrieg. Nachdem US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, Strafzölle zu verhängen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die EU zurückschlägt. All das ist so absurd wie frustrierend.
Niemand wird einen solchen Handelskrieg gewinnen. Es wird nur Verlierer geben, da er beide Seiten ärmer macht. Mit anderen Worten: Dieser Konflikt ist ökonomisch völlig unsinnig. Statt Probleme mit seinen Partnern wegzuverhandeln, fährt Trump lieber schwere Geschütze auf. Kollateralschäden sind ihm herzlich egal.
Nicht nur für die betroffenen ausländischen Lieferanten ist die Entscheidung ein Schlag. Besonders teuer kommen die Maßnahmen die USA zu stehen. Werden Zölle verhängt, um eine heimische Industrie zu schützen, dann leiden in der Regel andere Branchen. Die nun verhängten Zölle bedeuteten, dass in den USA die Preise für Aluminium und Stahl steigen. Und das führt dazu, dass es dort teurer wird, etwa Autos, Hochhäuser, Konservendosen oder Kühlschränke zu produzieren und zu kaufen.
In Zahlen ausgedrückt: 2002 hatte George W. Bush Stahl-Zölle erhoben - und sie nach knapp zwei Jahren wieder zurückgenommen. Einer Studie zufolge hatten die Maßnahmen in den USA rund 200.000 Jobs gekostet - und damit mehr Arbeitsplätze vernichtet, als damals Menschen in der gesamten US-Stahlindustrie beschäftigt waren. Schätzungen zufolge sind in den USA 6,5 Millionen Menschen in Unternehmen beschäftigt, die Aluminium oder Stahl verwenden. Jedoch nur 140.000 US-Amerikaner arbeiten an deren Herstellung.
Deshalb läuft - von Stahl- und Aluminiumherstellern abgesehen - die gesamte US-Industrie Sturm gegen Trumps Zölle. Hinzu kommt, dass die EU zurückschlagen wird - und Trump dann sicherlich munter weiter eskalieren wird. Damit droht ein veritabler Handelskrieg zweier Wirtschaftsriesen, den wir alle zu spüren bekommen werden.
Es ist dennoch nachvollziehbar, dass sich die EU die Salve Trumps nicht bieten lässt. Die in Aussicht gestellten Gegenmaßnahmen sind angemessen - ohne Öl ins Feuer zu gießen. Zölle etwa auf Whiskey, Harleys, Orangensaft, Jeans oder Cranberries klingen zwar läppisch, sind aber durchdacht.
Sie zielen nicht nur symbolisch auf den "American Way of Life". Sie treffen auch Branchen, die in den Heimatstaaten republikanischer Politiker sitzen. Die Hoffnung ist, dass sie deshalb Trump und seine Handelskrieger bremsen.
Ein Versuch ist das wert. Doch es ist wahrscheinlich, dass Trump trotzdem wütend nachlegen wird. Bleibt die Hoffnung, dass die Europäer weiterhin besonnen reagieren, sich die Schäden in Grenzen halten - und in den USA spätestens nach der kommenden Wahl Vernunft regiert.
n-tv
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