„Neue Normalität“ bringt noch mehr Leid in Syrien – Rotes-Kreuz-Präsident EXKLUSIV

  05 April 2018    Gelesen: 1417
„Neue Normalität“ bringt noch mehr Leid in Syrien – Rotes-Kreuz-Präsident EXKLUSIV

Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Peter Maurer, ist besorgt über die schlechte humanitäre Lage in Syrien. Am Rande der Sicherheitskonferenz in Moskau hat er mit Sputnik-Korrespondent Nikolai Jolkin über die Arbeit seiner Organisation im Nahen Osten gesprochen.

Besonders besorgt zeigte sich der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer über den Umstand, dass seine Mitarbeiter immer noch einen unzureichenden Zugang zur Zivilbevölkerung in Syrien haben, um humanitäre Hilfe leisten zu können.

Auch die Nichteinhaltung des humanitären Völkerrechts durch alle Kriegsparteien, durch staatliche wie nichtstaatliche Truppen, sei besorgniserregend. Die Zivilbevölkerung leide gerade deshalb immer stärker unter den militärischen Konflikten in der Region.

In seiner Erklärung zur Situation in Syrien, das der IKRK-Präsident im März besuchte, sprach er von einer erschreckenden „neuen Normalität“: „Krieg, Vertreibung, humanitäre Katastrophen sind zum quasi dominierenden Merkmal des Konfliktes im Nahen Osten und damit auch der Weltpolitik in den letzten Jahren geworden. Damit stellt sich etwas wie eine,neue Normalität‘ ein. Man weiß schon fast nicht mehr, wie die Situation ohne diese Konflikte aussieht. Dieser Konflikt und der Krieg sind eigentlich das wesentliche Charakteristikum einer Region geworden, die Besseres verdient hätte.“

Maurer spricht von einer zunehmend flächendeckenden humanitären Krisensituation mit Tendenzen zur Verstetigung:

„Wir sind in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Konflikten konfrontiert, die ungelöst sind und die sich über die Jahre ständig weiterentwickeln. Dadurch haben wir Auswirkungen der humanitären Krise auf die Zivilbevölkerung, die außerordentlich groß sind. Der Nahe Osten ist heute jene Region, die am meisten von den tiefsten humanitären Krisen betroffen ist. Syrien ist der Ort, wo der größte Teil der Bevölkerung vertrieben ist und die größte Not leidet.“

Im Rahmen der Moskauer Sicherheitskonferenz stellte der IKRK-Chef fest, dass die Kriegsparteien in Syrien versuchen, die humanitäre Lage für ihre eigenen Interessen auszunutzen. Die große Zahl von Vertriebenen stellt demnach oft eine unerträgliche Belastung für die gesamte Infrastruktur der Region dar. Die Nachbarländer Syriens sind vom Flüchtlingsstrom stark in Mitleidenschaft gezogen. Viele Familien mussten mehrmals ihren Wohnsitz ändern.

In den letzten zwei Jahren sei Syrien zum Schwerpunkt einer Zusammenarbeit des IKRK mit Russland geworden. Maurer betonte mit Genugtuung, dass das russische Militär den Mitarbeitern des Roten Kreuzes immer entgegenkomme und den Zugang zu den Orten sichere, an denen ihre Arbeit benötigt wird.

sputniknews


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