Russlands Anleihen: Höchsterträge locken Anleger trotz Sanktionen

  25 April 2018    Gelesen: 3064
Russlands Anleihen: Höchsterträge locken Anleger trotz Sanktionen

Der Rubel hat es nach Einführung der US-Sanktionen vor zwei Wochen geschafft, auf den Tiefststand der letzten eineinhalb Jahre zu fallen und sich bald darauf wieder aufzuraffen. Die russische Währung und die russische Wirtschaft zeigen, dass sie ausreichend robust sind. Dies erkennen auch westliche Großinvestoren, erläutern Experten.

Nach der anfänglichen Flucht kehren immer mehr Investmentfonds auf den russischen Wertpapiermarkt zurück. Besonders gefragt sind russische Staatsanleihen, die in Rubel gehandelt werden. Die Anleihen und insbesondere die russische Währung würden die bestehenden Risiken „in vernünftigem Maß“ ausgleichen, sagt Liam Spillane, Chefanalyst für Emerging Markets bei Aviva Investors. „Wir haben die Schwankungen genutzt, um eine Reihe unserer Positionen zu stärken.“ Die Investmentgesellschaft sei dazu bereit, ein wenig zusätzliches Risiko einzugehen.

Die Flucht der Investoren war durch die Einführung weiterer US-Sanktionen gegen 24 russische Geschäftsleute am 6. April ausgelöst worden. Panikartig stießen westliche Anleger und Fonds russische Staatsanleihen ab. Seit einigen Tagen wird jedoch zunehmend erkennbar, dass wieder westliches Geld in die russischen Wertpapiere fließt. Dies sehen auch russische Experten wie der Chefanalyst für Finanzmärkte bei VTB Capital, Maxim Korowin. Die Anleger seien bereit, geopolitische Risiken in Kauf zu nehmen, weil die russischen Staatspapiere hohe Erträge garantieren.

Zusätzlichen Optimismus schöpfen die Investoren aus dem jüngsten Finanzministertreffen der G7. Zwar ist bei dem Gipfel von einer gemeinsamen Front im Kampf gegen Russlands „destabilisierendes Verhalten“ gesprochen worden. Doch die Kernbotschaft der Finanzminister der größten Industrieländer ist eine andere: Die Tür zum Dialog mit Moskau steht offen, haben die Politiker zu verstehen gegeben.

Ausländischen Investoren gehört derzeit rund ein Drittel des Marktes für russische Staatsanleihen, die eine Realrendite von 4,7 Prozent bieten. Dies ist auch im Vergleich zu den Anleiheerträgen anderer Schwellenländer sehr attraktiv: Südafrika etwa wartet mit 4,3, die Türkei mit 2,2 Prozent auf. Gleich nach der Verhängung der jüngsten Anti-Russland-Sanktionen stieg die Rendite der russischen Staatspapiere um 60 Basispunkte, ist seither aber um rund die Hälfte gesunken.

Den größten Druck übten Washingtons April-Sanktionen auf die russische Währung aus. Der Rubel ist in diesem Jahr eine der schwächsten Währungen der Schwellenländer: Er verlor in den vier zurückliegenden Monaten sechs Prozent gegenüber dem Dollar und acht Prozent gegenüber dem Euro. Momentan steht der Kurs bei deutlich über 60 Rubel für einen US-Dollar, obwohl die russische Währung das gesamte letzte Jahr hindurch klar unter dieser Schlüsselmarke gehandelt wurde.

Die Stimmung der Investoren hellt sich also weiter auf, doch sind die Skeptiker weiterhin in der Überzahl. Die Analysten von JP Morgan mahnen in ihrem letzten Finanzmarktbericht, die Fundamentalmodelle stufen Investitionen in russische Staatsanleihen unter derzeitigen Umständen als allzu riskant ein.

sputnik.de


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