Die Deutsche Bank streicht ihr Aktienmarktgeschäft massiv zusammen und will die Zahl ihrer Vollzeitstellen in den nächsten Monaten auf "deutlich unter 90.000" senken. Wie das größte deutsche Geldhaus in Frankfurt mitteilte, sollen alleine im Handel mit Aktien ein Viertel aller Jobs weltweit dem Rotstift zum Opfer fallen. Derzeit bietet das Institut global rund 97.000 Vollzeitstellen an. Durch die Streichungen, die bis zu 800 Millionen Euro kosten dürften, werde das Jahresergebnis 2018 "beeinträchtigt", hieß es.
Bereits zuvor hatte es Medienberichte über geplante Stellenstreichungen gegeben, die aber noch nicht offiziell bestätigt worden waren. Der neue Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing verordnet damit dem kriselnden Geldhaus den heftigsten Job-Kahlschlag in seiner Geschichte. Insidern zufolge sollen bis zu 10.000 Mitarbeiter entlassen werden, beinahe ein Zehntel der gesamten Belegschaft von aktuell 97.100 Mitarbeitern.
Vor allem der schwächelnde Aktienhandel soll massiv eingedampft werden. Das Gros der Kürzungen dürfte auf das Investmentbanking, die einstige Paradedisziplin der Bank, entfallen. Beim Handel mit Aktien waren die Erträge zuletzt weggebrochen. Auch in Zentraleuropa, dem Nahen Osten und Asien soll das Geschäft zurückgefahren werden, sowie in einstmals starken Märkten wie Russland und der Türkei. Sewing, der seit Anfang April auf dem Chefsessel des größten deutschen Geldhauses sitzt, hatte bereits vor einem Monat harte Einschnitte angekündigt und sich von den einstmals globalen Ambitionen des schon länger unter Druck stehenden Instituts verabschiedet.
Ankündigung bereits im April
Auf der Hauptversammlung an diesem Donnerstag steht vor allem Aufsichtsratschef Paul Achleitner unter Druck, nachdem er sich Anfang April in einer Hauruck-Aktion von Sewings glücklosem Vorgänger John Cryan getrennt hatte. Zwei Insidern zufolge haben einige Großaktionäre bislang ihre Stimme zur Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat noch nicht abgegeben, weil sie abwarten wollten, wie die neue Strategie der Bank en detail aussehen soll. Mit diesem sehr ungewöhnlichen Verhalten bringen sie in letzter Minute die Bankführung unter Druck. Normalerweise geben große Anteilseigner einige Zeit vor der Hauptversammlung ihre Stimme ab.
Auch einflussreiche Stimmrechtsberater wie Glass Lewis hatten Achleitner zuletzt scharf kritisiert und sich zum Teil gegen die Entlastung des Österreichers, der seit sechs Jahren an der Spitze des Kontrollgremiums steht, auf der Hauptversammlung ausgesprochen. Der Stimmrechtsberater ISS ist zwar für Achleitners Entlastung, jedoch nur mangels Alternativen. Der Aktionärsberater Hermes forderte den Aufsichtsrat am Dienstag auf, mit der Suche nach einem Nachfolger zu beginnen.
Quelle: n-tv.de
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