Ein herkömmliches Radar funktioniert, vereinfacht gesagt, so: Ein Sender schickt Wellen in den Luftraum, der Rumpf, die Flügel und die Nase eines Flugzeugs reflektieren sie, ein Empfänger am Boden erfasst die zurückgestrahlten Signale. Diese sind dabei deutlich schwächer als die ausgesandten Wellen – unter Normalbedingungen kommt nur ein Viertel davon unten beim Empfänger an.
Die Tarnkappentechnik dient dazu, dieses Signal weiter zu schwächen: Die ungewöhnliche Form der Stealth-Jäger zerstreut die Signale, ein spezieller Anstrich schluckt die Radarwellen, statt sie zurückzuwerfen. Auf dem Radarbildschirm erscheint das Flugobjekt dadurch deutlich kleiner, als es wirklich ist: Ein Kampfjet gibt sich so für eine Drohne aus, eine Drohne oder eine Rakete wird zu einem kleinen Punkt, den das System als unbedeutsam einstuft und nicht weiterverfolgt.
Das russische Ortungssystem Struna-1 funktioniert aber anders als die altbekannten Radare: Der Sender und der Empfänger sind räumlich voneinander getrennt und scannen die Objekte, die zwischen ihnen fliegen. Diese Technik erhöht den Radarquerschnitt eines Flugobjekts um ein Vielfaches. Zudem erfasst Struna-1 exakt die dynamischen Merkmale der Fluggeräte. Selbst Flugobjekte aus Verbund- oder Naturwerkstoffen – also solche ohne eine reflektierende Metallhülle – erkennt das russische System mühelos. Da haben selbst die F-22 und F-35 der USA keine Chance.
„Die russischen bistatischen Radarsysteme sind eine ernsthafte Gefahr für die Luftstreitkräfte der Nato“, schreibt das Fachblatt „The National Interest“: „Die Einsatztaktik von Tarnkappenjägern bei Fronteinsätzen zwingt die Maschinen geradezu in das Netz von Struna-1.“
Der Sender und der Empfänger von Struna-1 werden auf Lastwagen aufgebaut und in einer Entfernung von 50 Kilometern voneinander positioniert. Bis zu einem Dutzend solcher Posten können zu einem System vernetzt werden, sodass ein Frontabschnitt von 500 Kilometern überwacht werden kann. Bis zu 50 Ziele verfolgt so eine Anlage gleichzeitig – auch in Niedrighöhen, die herkömmliche Radare meist gar nicht überwachen können.
Dass Struna-1 sich für den Einsatz in niedriger Höhe eignet, ist seine Stärke und seine Schwäche zugleich. Denn in einer Höhe von über sieben Kilometern ist dieses Radarsystem blind. Um den gesamten Luftraum zu überwachen, muss Struna-1 also stets im Verbund mit anderen Systemen eingesetzt werden.
Bei der Luftfahrtausstellung MAKS-2007 wurde eine Exportvariante vorgestellt: Barjer-E. Einigen Angaben zufolge ist Struna-1 unweit der russischen Hauptstadt aufgestellt.
sputnik.de
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