Revoluzzer mit Kultstatus: So wurde aus Che Guevara eine Popikone

  14 Juni 2018    Gelesen: 1078
Revoluzzer mit Kultstatus: So wurde aus Che Guevara eine Popikone

Heute vor genau 90 Jahren wurde der Führer der Kubanischen Revolution und wohl größte romantische Held Lateinamerikas, Ernesto Che Guevara, geboren. Selbst ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod ist der legendäre „Comandante“ enorm populär in der ganzen Welt. Die Popkultur hat den Revolutionär in eine Glamour-Person verwandelt.

Heute vor genau 90 Jahren wurde der Führer der Kubanischen Revolution und wohl größte romantische Held Lateinamerikas, Ernesto Che Guevara, geboren. Selbst ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod ist der legendäre „Comandante“ enorm populär in der ganzen Welt. Die Popkultur hat den Revolutionär in eine Glamour-Person verwandelt.

„Meine Träume kennen keine Grenzen, bis die Kugel ihren Flug unterbricht“, sagte Che Guevara, als hätte er gewusst, wie er sterben würde.

1967 verlor die Welt einen Politiker, der viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, bekam aber gleichzeitig eine unsterbliche Popikone. Aber eigentlich entstand die Legende über Che Guevara erst etwas später. Alles begann mit einem Foto, das der kubanische Fotograf Alberto Corda am 5. März 1960 gemacht hatte und das unter dem Namen „Guerrillero Heroico“ in die Geschichte eingehen sollte.

Heroischer Partisan

Ein Jahr nach Guevaras Tod malte der irische Maler Jim Fitzpatrick anhand dieses Fotos ein stilisiertes zweifarbiges Portrait – eines der wohl bekanntesten Bilder des 20. Jahrhunderts – neben dem Lächeln Marylin Monroes und dem Foto Albert Einsteins mit der ausgestreckten Zunge. Zunächst wurde dieses Portrait zum „Wappen“ der linksorientierten Jugendlichen in Europa, später wurde es auch von den Hippies, Anarchisten und sogar Greenpeace-Aktivisten als Symbol übernommen. Und in den letzten Jahrzehnten wird der „Guerrillero Heroico“ auch in der Werbung oft verwendet.

Geldbringender Stern
Es ist kein Wunder, dass sich Che Guevara mit der Zeit aus einem Protestsymbol in eine Kitschfigur verwandelt hat. Jetzt ist das besagte Bild auf T-Shirts, Bierdosen, Werbeschildern, Feuerzeugen und sogar auf Mousepads zu sehen. Junge Menschen aus aller Welt lassen sich Bildnisse von Che Guevara tätowieren. Che-Plakate sind quasi ein Muss auf allen möglichen Protestkundgebungen, egal wer gegen was protestiert.

Che Guevaras Portrait ist auf den kubanischen Drei-Peso-Geldscheinen, auf Hausfassaden, Briefmarken und unzähligen Graffitis abgebildet. Dabei kann man gegen die „Kommerzialisierung“ dieses Bildes gar nicht kämpfen: Alberto Corda hält es für ein „Gemeingut“ und verlangt keine Tantiemen. Nur ein einziges Mal trat er dagegen auf: nämlich als das Che-Portrait in einer Wodka-Werbung verwendet wurde.

Che gehört zu uns

Eine wichtige Rolle spielte Che Guevara in der sowjetischen bzw. russischen Literatur. Er wurde beispielsweise in der „kubanischen“ Serie von Gedichten Jewgeni Jewtuschenkows, im Poem „Guevaras Hände“ von Jewgeni Dolmatowski, im Gedicht „Major“ von Jaroslaw Smeljakow sowie im Roman „Generation π“ von Viktor Pelewin erwähnt. Aber besonders oft griffen Musiker auf Che Guevaras Gestalt zurück: von Josif Kobson und der Band „Pesnjary“ in Sowjetzeiten bis zu modernen russischen Interpreten wie Uma2rman, Kasta, Alexander F. Skljar. Auch ist die russischsprachige Version des Liedes „Hasta siempre, Comandante“ von Carlos Puebla sehr bekannt.

Zahlreiche Filmmacher wandten sich ebenfalls dem Schicksal Che Guevaras zu: Es wurden viele Dokumentarfilme gedreht, und zu den bekanntesten Spielfilmen gehören „Che!“ mit dem ägyptischen Star Omar Sharif in der Hauptrolle und die gleichnamige Filmbiografie von Steven Soderbergh, wo der Comandante von dem Puerto-Ricaner Benicio del Toro dargestellt wurde.

Heutzutage scheint aus Che Guevara endgültig ein abstraktes Symbol geworden zu sein.

„Che wurde zwei Mal umgebracht: aus der Maschinenpistole von Sergeant Terán und dann durch die Millionen Portraits“, sagte der französische Philosoph Régis Debray.

Inzwischen hat die aufdringliche kommerzielle Gestalt die sozialistischen Ideen Ches in den Hintergrund gedrängt, die einst so populär waren. Aber für junge Rebellen, die sich gerne mit den tragischen und romantischen Helden der Vergangenheit identifizieren, bleibt Che Guevara nach wie vor am Leben.

sputnik.de


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