Der Kampfwert der neuen Flugabwehrsysteme S-400 ist im Vergleich zum Vorgänger S-300 deutlich gestiegen. Das System, das als „F-35-Killer“ bezeichnet werde, beunruhige ihn, sagte neulich General Mike Holmes, Oberbefehlshaber des Air Combat Command, laut dem Portal "military.com".
Durch permanente Weiterentwicklung seiner Abwehrsysteme gelinge es Russland „die Reichweite und die Sensorik seiner Boden-Luft-Raketen“ zu verbessern.
Wohl deshalb braucht die US-Luftwaffe die Hilfe der Bodentruppen: „Bei unseren Multi-Bereichs-Einsätzen, die wir gemeinsam mit der Armee durchführen, versuchen wir Wege zu finden, um diese Systeme zu bekämpfen“, sagte der General. Es gehe dabei darum, zügiger voranzukommen und schneller effektiver zu werden.
Eine der größten Herausforderungen sei die „steigende Reichweite der neuen Systeme“. Dadurch werde der Einsatzradius der Kampfjets der vierten Generation erheblich vermindert. Es gehe darum, „wie nah die Kampfjets an das Ziel herankommen, bevor die Abwehr sie bekämpfen kann.“
Die größere Reichweite russischer Abwehrsysteme bedeute auch, dass die Kampfjets weniger Zeit für die Luftbetankung hätten und infolge nicht so lange eingesetzt werden könnten.
Welche konkreten Maßnahmen die US Air Force und die US Army gemeinsam planen, um dieser Bedrohung gerecht zu werden, sagte General Holms nicht. Er begnügte sich bei der Antwort mit allgemeinen Formulierungen: „Wir arbeiten weiterhin daran, alle unsere Tools zu nutzen, um sicherzugehen, dass wir einen Weg haben“, sagte der Offizier. Jedenfalls sei es notwendig, viele Werkzeuge aufeinander abzustimmen.
Der russische Militärexperte Sergej Wolkow, Oberst der Luftwaffe, sagte im Gespräch mit der Onlinezeitung „Gazeta.ru“, die USA handelten zu kurzsichtig, wenn sie ihre Strategie allein an der Bekämpfung des S-400-Systems ausrichteten. „Bei einem Konflikt kommt es nicht allein zum Zusammenstoß der US-Luftwaffe auf die S-400-Systeme“, so der Experte.
Für den Gegner werde es schnell ungemütlich, wenn die russischen Fernfliegerkräfte und die russische Marine im Konfliktfall „die Führungszentralen, die Flugzeugträgerverbände, die Flugplätze und die Bodenstellungen“ angreifen. Zudem würden russische Fernmeldetruppen mitsamt ihren Eloka-Einheiten die Aufklärung und die Kommunikation des Gegners paralysieren. „Eine ungestrafte Prügelaktion wie im Falle Irak oder Libyens wird es nicht geben“, sagt der Oberst.
Zumal die russischen Streitkräfte sich das Recht vorbehalten, im Falle einer Aggression gegen Russland auch Kernwaffen einzusetzen. Erst zu Einschüchterungszwecken: Abgefeuert würden einzelne Raketen mit nuklearen Gefechtsköpfen geringer Sprengkraft – quasi um die Möglichkeiten zu demonstrieren. Wenn das den Gegner nicht beeindruckt, könnten auch taktische Kernwaffen eingesetzt werden.
Das Flugabwehrsystem S-400 „Triumf“ ist ein Mehrzwecksystem, das die Luftziele sowohl auf kurze als auch auf mittlere und lange Entfernung bekämpfen kann. Mit einer Reichweite von 400 Kilometern ist es gegen Flugzeuge ebenso einsetzbar wie gegen Marschflugkörper und ballistische Raketen.
Am vergangenen Donnerstag ist bekannt geworden, dass der indische Rat für Verteidigungsausgaben unter dem Vorsitz der Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman den Kauf russischer S-400-Systeme genehmigt hat. Das Finanzministerium des Landes und anschließend der Sicherheitsausschuss der indischen Regierung unter dem Vorsitz des Premierministers müssen dem Erwerb der russischen Systeme noch zustimmen.
Anfang Juni hatte die indische Verteidigungsministerin versichert, die Zusammenarbeit mit Russland in Bezug auf die S-400-Lieferungen werde trotz des Drucks aus Washington fortgesetzt.
Der russische Präsident Wladimir Putin und der indische Premierminister Narendra Modi hatten die Lieferung von fünf S-400-Systemen im Oktober 2016 in Goa vertraglich vereinbart. Washington warnte Neu-Delhi daraufhin vor dem Kauf der russischen Abwehrsysteme: dieser könnte sich negativ auf die Zusammenarbeit Indiens mit den USA im Verteidigungsbereich auswirken.
sputnik.de
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