Löw bleibt Bundestrainer

  03 Juli 2018    Gelesen: 1002
Löw bleibt Bundestrainer

Trotz der schlechtesten deutschen WM der Geschichte: Joachim Löw bleibt Bundestrainer. Damit wiederholt der DFB die gleichen Fehler, die der Coach während des Turniers in Russland machte.

 

Der DFB hat auf seine Art auf die schwächste WM der deutschen Fußball-Geschichte reagiert - mit Nichtstun. Er hatte Bundestrainer Joachim Löw schon im Vorfeld eine Jobgarantie gegeben und nach dem Aus in Russland daran festgehalten. Löw nahm dankend an, der 58-Jährige macht nach kurzer Bedenkzeit weiter. Verständlich von Löw, ein Fehler des Verbands.

Löw hatte als Bundestrainer viel mehr Erfolge als Misserfolge. Seit er im Trainerstab der Nationalmannschaft mitwirkte, erreichte das Team sechsmal in Folge das Halbfinale eines großen Turniers, mit dem Weltmeistertitel 2014 als Krönung. Dennoch gab es in der deutschen Öffentlichkeit immer wieder Kritik an Löw. Viel mehr unberechtigte Kritik als berechtigte.

Lange hielt sich in vielen Medien das Vorurteil, Deutschland gebe seine "Tugenden" auf, wenn es auf Ballbesitz und spielerische Lösungen setze statt auf Zweikämpfe und Kopfballungeheuer. Der vielleicht falscheste Vorwurf ging nach der Halbfinalniederlage gegen Italien bei der EM 2012 an den Bundestrainer: Mit seinem Plan, Toni Kroos als Manndecker gegen Andrea Pirlo einzusetzen, habe er der Mannschaft den Glauben an die eigenen Stärken geraubt. Man dürfe sich nie nach dem Gegner richten, forderte Mehmet Scholl damals in der ARD.

Es ist also nicht ohne Ironie, dass Löw beim unerwarteten Vorrunden-Aus in Russland genau daran scheiterte, was viele Fans für überflüssig hielten: Er hatte keine Antwort auf die Spielweise der Gegner, vom ersten Gruppenspiel an. Fehler kommen auch im Profifußball vor, auch auf höchstem Niveau. Entscheidend ist aber, wie man auf die Fehler reagiert. Und es kam: keine Reaktion. Zumindest keine erfolgreiche.

Auch gegen Schweden hätte Deutschland zur Pause bereits mit mehr als einem Tor zurückliegen können, weil die gegen Mexiko fatale Anfälligkeit für Konter nicht behoben wurde. Warum am Ende sogar gegen Südkorea verloren wurde, lässt sich nicht mit einer simplen Antwort erklären. Das wäre ein Grund mehr gewesen, nach dieser Erklärung zu suchen.

Der DFB aber hatte sich schon vor der WM entschieden, Löws ohnehin bis 2020 laufenden Vertrag um zwei weitere Jahre zu verlängern. Das ließ sich nur auf zwei Weisen interpretieren: Entweder das tatsächliche Abschneiden beim Turnier spielte keine Rolle. Oder der Verband hielt Misserfolg für ausgeschlossen. Das aber erwies sich als Fehleinschätzung.

Keine Analyse, keine Neubewertung

Fehler kommen auch in Sportverbänden vor. Entscheidend ist aber, wie man auf die Fehler reagiert. Das schlechteste Abschneiden einer deutschen Mannschaft bei einer Weltmeisterschaft hätte zu einer Analyse der Gründe führen müssen und zu einer Neubewertung der Situation der Auswahl. Stattdessen stellte Präsident Reinhard Grindel schon vor dem Korea-Spiel klar, dass das Ergebnis keine Auswirkungen auf Löws Vertrag haben werde. Eine Sichtweise, die der DFB zwei Tage später bekräftigte.

Die Auffassung, der Mannschaft habe "der Hunger" gefehlt, es habe an der Mentalität gelegen, ist spekulativ und wohlfeil. Was wir wissen, ist: Das DFB-Team hat in drei Spielen zu schlecht Fußball gespielt. Viel zu schlecht. So wenig man die Mentalität der Spieler wirklich bewerten kann - die Mentalität des Verbands ist in den vergangenen Wochen klar zutage getreten: Die Realität kann nichts an der Bewertung der Arbeit von Joachim Löw ändern.

spiegel


Tags:


Newsticker