Krieg von allen Seiten: Warum Trump einen globalen Handelskonflikt mit China startet

  11 Juli 2018    Gelesen: 1169
Krieg von allen Seiten: Warum Trump einen globalen Handelskonflikt mit China startet

Die neuen US-Zölle für Importe aus China im Gesamtwert von 34 Mrd. Dollar sind in Kraft getreten. Peking kündigte bereits eine adäquate Gegenmaßnahme an. Trump drohte damit, dass gegen chinesische Waren Zölle in Höhe von weiteren 0,5 Billionen Dollar verhängt werden könnten. Wird Trump es schaffen, als Sieger aus dem Handelskrieg hervorzugehen?

Erstes Blut
Die Zolltarife für Waren aus China im Gesamtwert von 34 Mrd. Dollar pro Jahr, die von Washington zuvor angekündigt worden waren, traten am 6. Juli in Kraft. 25-prozentige Zölle gelten nun für Waren wie Industrieanlagen und Lebensmittel, darunter Fleisch und Meeresfrüchte.

Die zu erwartende Antwort Chinaskam prompt – Peking kündigte die Einführung von Zöllen für US-Waren in derselben Größenordnung an. Wie es im chinesischen Ministerium für Kommerz hieß, weigerte sich Peking zwar, den ersten Schlag zu versetzen, muss jetzt jedoch eine Antwort geben, nachdem die USA den größten Handelskrieg in der Geschichte der Wirtschaft begannen.

„Das ist ein Akt typischer Handelsaggression“, sagte ein Vertreter des Ministeriums. Ihm zufolge bedrohen solche Maßnahmen des Weißen Hauses das globale Handelsnetz. Die Handlungen der US-Administration verlangsamen die Geschwindigkeit der Wiederherstellung der Weltwirtschaft, führen zur Hektik auf dem globalen Markt und werden die internationalen Unternehmen und die Verbraucher unmittelbar beeinflussen, zitiert CNBC einen Vertreter des Ministeriums für Kommerz. Der TV-Sender führte in diesem Zusammenhang auch die Meinung der Beobachter an, die diesen Kurs der USA kritisierten und betonten, dass eine solche Protektionismus-Rhetorik die politischen Herangehensweisen bei Fragen des freien Handels untergraben, die in den vergangenen Jahrzehnten das globale System des Handelsumsatzes bildeten.

Chinesische Staatsmedien reagieren ziemlich scharf auf das Vorgehen des Weißen Hauses. „China Daily“ verglich die Handlungen der US-Administration mit Aktionen einer Bande. Die Rechtswidrigkeit der US-Politik versetze der internationalen Wirtschaftswelt einen furchtbaren zerstörerischen Schlag, der viele Jahrzehnte nachhallen werde, wenn andere Länder gemeinsam nicht dagegen auftreten, so die Zeitung.

Wie Washington zuvor berichtete, werden höhere Zölle bis Ende Juli gegen einen weiteren Teil der chinesischen Waren eingeführt – im Wert von 16 Mrd. Dollar pro Jahr. Peking würde auf diesen Schritt ebenfalls verhältnismäßig antworten. Laut der chinesischen Zentralbank können zusätzliche Zölle für Waren im Wert von 50 Mrd. Dollar das Wachstum der nationalen Wirtschaft um 0,2 Prozentpunkte senken.

Globale Folgen
Eine große Frage besteht darin, wie weit Washington und Peking bei ihren feindlichen Handlungen gehen werden, wie CNN berichtete. Sollten die gegenseitigen Maßnahmen jetzt gestoppt werden, würden die Auswirkungen für beide Wirtschaften minimal sein, obwohl einigen Sektoren ein Schaden zugefügt werde, so CNN.

Bislang gibt es allerdings keine Hoffnung, dass die USA ihre protektionistischen Maßnahmen lockern werden. Trump sagte bereits am 6. Juli, dass mindestens zwei weitere Runden der Zollerhöhung für China erwogen würden – zunächst für Waren im Wert von 200 Mrd. Dollar und anschließend für Waren im Wert von 300 Mrd. Dollar. Damit würde die Gesamtmenge der mit erhöhten Zöllen belegten chinesischen Waren bei mehr als 505 Mrd. Dollar liegen – so viel machten die chinesische Importe in die USA im vergangenen Jahr aus.

Falls Trumps Drohungen bezüglich der Tarife für chinesische Importe im Wert von 0,5 Billionen Dollar Realität werden, könnte eine solche umfassende Eskalation zur Erschütterung auf Finanzmärkten in der ganzen Welt führen und mit kostspieligen Folgen für US-Hersteller und Verbraucher enden. Nach Bloomberg-Angaben würden Schritte gegen chinesische Erzeugnissen zum riskantesten Wirtschaftsspiel in der Amtszeit Trumps werden, das in eine neue Phase übergeht, in der die Unternehmen und Käufer in der ganzen Welt zur Kasse gebeten werden.

Anlass
Bei der Ankündigung der notwendigen Erhöhung der Zolltarife behaupteten Trump und seine Berater, dass man damit Peking unter Druck setzen wolle, damit es auf Know-how-Diebstahl und der Erpressung von US-Firmen verzichtet, ihre modernen Technologien zu überlassen. China zufolge entsprechen diese Behauptungen nicht der Realität, weil der US-Protektionismus nicht nur die Lieferanten, sondern auch ausländische Firmen treffen wird, die Waren aus China in die USA exportieren.

Zudem will die Trump-Administration mit diesen Maßnahmen das Handelsdefizit in den Beziehungen mit China in Höhe von 375 Mrd. Dollar beseitigen. Bei den Verhandlungen vor der Erhöhung der Zölle versprachen die Vertreter Chinas, den Kauf von US-Waren zu erhöhen, doch der US-Präsident setzte seine Drohungen um.

„Trumps Administration meint auch, dass zumindest der Beginn des Handelskriegs ihren Interessen entspricht“, sagte der Politologe Scott Kennedy.

Dem Experten zufolge ist die US-Wirtschaft hinreichend stark, um das Handelsdefizit zu meistern, die politischen Positionen des Präsidenten in den Augen der Republikaner sind stark wie nie zuvor, und ein hartes Herangehen bei der Handelsfrage mit China könnte bei der Wiederherstellung des Ansehens der USA in anderen Bereichen helfen, so der Experte.Allerdings kann sich die Position Washingtons in absehbarer Zukunft deutlich ändern. Der Enthusiasmus der Administration Trumps bei dem Handelskonflikt könne verschwinden, sobald die negativen wirtschaftlichen Folgen und die politischen Ergebnisse des Handelskriegs deutlich werden, so Kennedy. In dieser Etappe werden die USA mehr an Konsultationen interessiert sein, auch die chinesische Seite will sich dann an den Verhandlungstisch setzen.

sputniknews


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