Auf frischer Tat ertappt? Iran wirft Israel Wolken-„Diebstahl“ vor

  12 Juli 2018    Gelesen: 981
Auf frischer Tat ertappt? Iran wirft Israel Wolken-„Diebstahl“ vor

Der Leiter der Iranischen Zivilschutzorganisation, General Gholamreza Jalali, hat Tel Aviv vorgeworfen, Wolken, die in Richtung Iran ziehen, zu „stehlen“. Damit wolle Israel das Wetter im Iran negativ beeinflussen. Zwei Experten aus Russland und Israel haben diese Vorwürfe gegenüber Sputnik kommentiert.

„Israel nimmt zusammen mit einem anderen Land in der Region gezielt Regenwolken ins Visier, die sich in Richtung Iran bewegen, und entnimmt ihnen das Wasser. Dieses Land hat kein Recht, die Wolken zu stehlen“, wird Jalali von der Nachrichtenagentur ISNA zitiert.

Der General verwies demnach darauf, dass in den vergangenen vier Jahren auf allen Bergspitzen der Region – von Afghanistan bis zum Mittelmeer – Schnee gelegen habe. Nur im Iran nicht.

Um eine Meinung dazu einzuholen, hat Sputnik Iran russische und israelische Fachkräfte kontaktiert.

Wladimir Semjonow, Vize-Direktor des Ombuchow-Instituts für Atmosphärenphysik bei der Russischen Akademie der Wissenschaften, räumte ein, dass es theoretisch möglich sei, das örtliche Wetter zu beeinflussen.

„Tatsächlich kann man Flugzeuge mit Geräten einsetzen, die mit speziellem Reagenz beladen sind, um Wolken zu zerstreuen“, sagte Semjonow. „In Russland verwenden wir diese Methode, wenn wir uns auf Paraden und Kunstflug-Shows vorbereiten. Besonders bei den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges in Russland am 9. Mai.“

Zugleich äußerte er jedoch Zweifel daran, dass Israel „Wolken stehle“, um die Wetterbedingungen im Iran zu beeinflussen. „Es wäre falsch zu behaupten, dass es Israel gelungen ist, das iranische Klima zu beeinflussen, weil es mehr als 1000 Kilometer vom Iran entfernt liegt“, betont der Experte weiter. Eine solche Operation könne nur lokal durchgeführt werden. „Es ist auch wichtig anzumerken, dass der Einsatz von entsprechenden Technologien nicht unbemerkt im iranischen Luftraum oder sogar in den Nachbarländern geblieben wäre.“

Simon Tsipis, Sicherheitsanalytiker des israelischen Forschungsinstituts für Nationale Sicherheit (INSS), schloss seinerseits jedoch nicht aus, dass Israel eine spezielle Technik oder „Klimawaffen“ einsetze, um die Lage im Iran als „Teil seines Hybridkrieges gegen Teheran“ zu beeinflussen.

Die Vermutung des iranischen Generals, Israel agiere in Kooperation mit einem anderen Land in der Region, hält der Israeli für nicht unbegründet: „Die USA haben ihre eigene Militärinfrastruktur im Nahen Osten: Militärstützpunkte, die in der Nähe des Iran liegen“, betonte er. „Das wird alles höchstwahrscheinlich vom Territorium Saudi-Arabiens aus gemacht.“ Denn Israel werde von den Vereinigten Staaten unterstützt, die die notwendige Ausrüstung besäßen, um die Wolkenbewegung zu manipulieren.

Tsipsis wies zudem darauf hin, der Iran bleibe weiterhin Israels größter Rivale in der Region. Tel Aviv wolle möglicherweise Proteste im Iran schüren oder sogar einen Regimewechsel anzetteln. Vor dem Hintergrund der Wasserengpässe in einigen Teilen des Landes könne das Manipulieren des Wetters ein gutes Mittel sein, um mehr Öl ins Feuer zu gießen. Er könne dieses Szenario auf jeden Fall nicht ausschließen.

sputniknews


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