Als Katharina Rieb Anfang der 90er-Jahre wie so viele andere nach Deutschland kam, wurde sie aber als Russin gesehen. Dort nicht russisch genug, hier nicht deutsch – eine doppelte Fremdheit, die eine ganze Generation Russlanddeutsche mit sich trägt. Zum Tag der Russlanddeutschen am heutigen Dienstag erzählt der Anzeiger die Familiengeschichte der Riebs.
Evelyn, Isabell und Jasmin spüren keinen Hauch mehr von dieser Fremdheit. Die Töchter von Katharina Rieb sind in Deutschland geboren und aufgewachsen. Wie für viele russlanddeutsche Burghauser der zweiten Generation gibt es für sie keine Fremdheit. „Ich fühle mich weder russisch noch deutsch“, sagt die 19-Jährige Isabell mit der Unbeschwertheit, die erst ihre Generation erlaubt. Solche Kategorien sind schlicht nicht relevant für die frischgebackene Kumax-Absolventin.
Was für die Kinder kein Problem mehr darstellt, war für die Mutter Katharina Rieb nicht ganz so einfach. Ihre Geschichte erzählt sich exakt so wie die vieler anderer Burghauser, die ihre Wurzeln in Russland haben: Sie wuchs in Kasachstan als Deutsche auf, erlebte Unterdrückung und Diskriminierung, bis ihre Eltern sich 1990 entschieden, zurück in die alte Heimat zu gehen und Katharina als junge Frau mit musste. „In Russland haben wir darunter gelitten, Deutsche zu sein, und Gläubige noch dazu“, erzählt Katharina Rieb. „Als wir hierher kamen, haben wir aber auch gespürt, dass wir anders sind.“ Doch anders als in Russland kam die Familie in Deutschland endlich richtig an. Katharina und ihr Ehemann Sergius arbeiten bei Wacker, verdienen ihr Geld mit dem Fleiß, den man Russlanddeutschen nachsagt. Rassismus begegnete Katharina Rieb – vielleicht auch dank ihrer freundlichen Art – nie in der Weise, wie sie ihn in Russland erleben musste.
Quelle: eurasischepresse
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