Kim will Atomanlagen unter Aufsicht stellen

  19 September 2018    Gelesen: 708
Kim will Atomanlagen unter Aufsicht stellen

Südkoreanische Medien sprechen von einem "Durchbruch": Beim mit Spannung erwarteten Staatsbesuch von Südkoreas Präsident Moon im international isolierten Bruderstaat Nordkorea sagt Machthaber Kim zu, internationale Atominspekteure ins Land zu lassen.

Nordkorea hat sich nach Angaben des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In zum Abbau seiner landesweit größten Atomanlage Yongbyon bereit erklärt. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un habe zudem zugesagt, dafür internationale Atominspekteure ins Land zu lassen, sagte Moon nach Gesprächen mit Kim in Pjöngjang.

In dem Komplex von Yongbyon stehen ein Atomreaktor und eine Wiederaufbereitungsanlage, die atomwaffenfähiges Plutonium erzeugen können, sowie eine Anlage zur Anreicherung von Uran, das ebenfalls zum Atomwaffenbau verwendet werden kann.

Am zweiten Tag des auf drei Tage angesetzten Gipfeltreffens mit Moon sagte Kim südkoreanischen Angaben zufolge zu, die wichtigste norddkoreanische Atomanlage Yongbyon komplett zu schließen, wenn die USA im Gegenzug auch zu einem Entgegenkommen bereit seien. Als konkret zugesagte Maßnahme kündigte Moon zudem an, dass Nordkorea die Testanlage für Raketenantriebe in Sohae an der Westküste und die dortige Startrampe unter Aufsicht internationaler Inspekteure abbauen wolle.

Trump: "Sehr spannend"


US-Präsident Donald Trump bezeichnete die jüngsten Vereinbarungen beim Gipfel zwischen Nord- und Südkorea in einer ersten Reaktion als "sehr spannend". Kim hatte zuvor bereits mehrfach seine Bereitschaft zur "Denuklearisierung" bekräftigt. Doch war bislang unklar, wie und bis wann atomar abgerüstet wird und wie die Gegenleistung der USA aussehen sollte. Der Gipfel sei eine "historische Gelegenheit" für Kim, die bei den Gipfeln mit US-Präsident Donald Trump im Juni in Singapur und mit Moon im April und Mai im Grenzort Panmunjom eingegangenen Zusagen umzusetzen, hieß es aus dem US-Außenministerium.

US-Experten hatten im Juli berichtet, Nordkorea habe bereits mit der Demontage wichtiger Teile der umstrittenen Raketenanlage begonnen. Unklar ist allerdings, wann und wie genau der Abbau der Atom- und Raketenanlagen vonstatten gehen soll, und was Kim im Gegenzug von den USA erwartet. Zum Abbau des nordkoreanischen Atom- und Raketenarsenals gab es keine neuen Angaben.

Die zweite Verhandlungsrunde des Gipfeltreffens der beiden koreanischen Bruderstaaten verlief offenbar in einer harmonischen Atmosphäre. Verschiedene Vereinbarungen und Absichtserklärungen weisen auf eine weitere Annäherung hin. Süd- und Nordkorea wollen sich zum Beispiel, wie Moon erklärte, zusammen um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2032 bewerben. Nordkoreas Machthaber Kim will zudem nach eigenen Angaben "bald" die südkoreanische Hauptstadt Seoul besuchen. Es wäre der erste Staatsbesuch Kims in Südkora überhaupt.

Langfristig soll die koreanische Halbinsel - wie bereits zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump bereits beim Gipfel Mitte Juni vereinbart - komplett von Nuklearwaffen befreit werden. Kim und Moon unterzeichneten dazu eine gemeinsame "Erklärung von Pjöngjang". Nord- und Südkorea befinden sich seit den Kämpfen des Korea-Kriegs in den frühen 1950er Jahren noch immer formell im Kriegszustand.

Neue Pufferzone an der Grenze


Zum Abbau der militärischen Spannungen wollen Nord- und Südkorea verschiedene Puffer- und auch Flugverbotszonen nahe der schwer bewachten Grenze einrichten. Das geht nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap aus dem Abkommen hervor, das die Verteidigungsminister beider Länder am Rande des Gipfels in der nordkoreanischen Hauptstadt unterzeichneten.

Beide Seiten wollen demnach ab 1. November nahe der Grenze auch auf den jeweiligen Nachbarn abzielende Militärübungen einstellen. Mit den Flugverbotszonen im Grenzgebiet sollten ungewollte Zwischenfälle vermieden werden, berichtete Yonhap. In einer Pufferzone im Gelben Meer wollten beide Seiten auch Schießübungen und Marinemanöver aussetzen.

Die gemeinsame Landgrenze ist hermetisch abgeriegelt und wird von beiden Seiten mit großem Aufwand bewacht. Während der Süden der Halbinsel unter dem Schutz der Vereinten Nationen und dem wichtigsten Verbündeten, den USA, zu einem modernen Industriestaat aufstieg, blieb das autoritär regierte Nordkorea ein international weitgehend isolierter Militärstaat.

Moon erklärte nach dem zweiten Tag des Gipfels, eine atomwaffenfreie Halbinsel sei nicht mehr allzu weit entfernt. Beide Präsidenten betonten, ihre Bemühungen verstärken zu wollen, um die koreanische Halbinsel von nuklearen Waffen zu befreien. Nach den ersten Verhandlungen am Vortag in der Zentrale der Arbeiterpartei fand die zweite Runde am Mittwoch (Ortszeit) im Staatsgästehaus Paekhwawon statt, wo Moon übernachtet. Es ist der dritte Korea-Gipfel in diesem Jahr und der erste zwischen Moon und Kim in Pjöngjang.

Quelle: n-tv.de


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