Nordkorea zu Abbau von Raketenanlagen unter Aufsicht bereit

  19 September 2018    Gelesen: 788
Nordkorea zu Abbau von Raketenanlagen unter Aufsicht bereit

Nordkorea hat sich zur Schließung seiner größten Raketenanlagen unter internationaler Aufsicht bereiterklärt.

Sie seien sich einig, die koreanische Halbinsel zu einem Gebiet des Friedens ohne Atomwaffen zu machen, erklärten der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un und der südkoreanische Präsident Moon Jae-In am Mittwoch bei ihrem Gipfeltreffen in Pjöngjang. Nordkorea sei auch zur Schließung seiner größten Atomanlage bereit, wenn die USA dem Land ebenfalls entgegenkämen. In welcher Form dies passieren soll, sagte Kim nicht. Er kündigte an, bald Südkorea besuchen zu wollen. Es wäre das erste Mal, dass ein nordkoreanischer Präsident nach Seoul reist.

Nordkorea werde internationalen Experten der “betroffenen Länder” gestatten, die Schließung des Raketentestgeländes und der Abschussrampe in der Stadt Dongchang-ri zu beobachten, hieß es in der gemeinsamen Erklärung Moons und Kims. Auf dem Gelände wurden unter anderem die Interkontinentalraketen getestet, die eine Reichweite bis in die USA haben sollen. Nordkorea sei auch zu weiteren Maßnahmen wie der Schließung seiner wichtigsten Atomanlagen in Yongbyon bereit, falls die USA ebenfalls entsprechende Maßnahmen treffen sollten.

Dabei könnte es sich um eine offizielle Erklärung zur Beendigung des Korea-Kriegs handeln, sagte Südkoreas Nationaler Sicherheitsberater Chung Eui-yong. Nordkorea lehnt die einseitige Aufgabe seines Atomwaffenarsenals bisher strikt ab und betont, dass es vorher eine formale Erklärung zum Ende des Koreakrieges von 1950 bis 1953 geben müsse.

Die Vereinbarungen des dritten Korea-Gipfels in diesem Jahr könnten auch den stockenden Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und Nordkorea neuen Schwung geben und die Basis für eine weitere Begegnung Kims mit US-Präsident Donald Trump legen.

TRUMP: VEREINBARUNG IST “SEHR AUFREGEND”

Trump begrüßte die Vereinbarungen von Pjöngjang als “sehr aufregend”. Kim habe zugestimmt, “Atominspektionen zu erlauben, was noch unter dem Vorbehalt der Abschlussverhandlungen steht, und ein Testgelände sowie eine Startrampe im Beisein internationaler Experten dauerhaft zu demontieren”, erklärte Trump am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter. In der Zwischenzeit werde es keine Raketen- oder Atomwaffentests geben. Auch die russische Regierung begrüßte die Entwicklung. Es handele sich um effektive Schritte hin zu einer politischen Einigung, teilte das Präsidialamt mit.

Satellitenaufnahmen und andere Hinweise deuteten in den vergangenen Monaten darauf hin, dass Nordkorea trotz der Verabredung mit Trump weiter heimlich an seinem Atomprogramm arbeitet. “Wir sollten diese Schritte sehr positiv bewerten, dabei aber im Kopf behalten, dass es trotz allem winzige Schritte sind”, sagte Melissa Hanham vom James-Martin-Zentrum für Abrüstungsstudien. Bislang fehlten ein Zeitplan und jegliche Garantien mit Blick auf das Raketen- und Atomprogramm.

GEMEINSAME BEWERBUNG FÜR OLYMPISCHE SOMMERSPIELE 2032

Die jüngsten Ankündigungen Kims kommen wenige Tage vor einem Treffen Moons mit Trump am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Südkorea hofft, dass Moon Trump überzeugen kann, die Atomverhandlungen mit Nordkorea wiederaufzunehmen. Im August hatte Trump eine Reise von US-Außenminister Mike Pompeo nach Pjöngjang abgesagt, weil es dafür nicht genug Fortschritte gebe.

Bei dem Gipfeltreffen in Pjöngjang beschlossen die Präsidenten zudem, sich gemeinsam um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2032 zu bewerben. Sie verabschiedeten auch ein Militärabkommen, das dazu dienen soll, bewaffnete Zusammenstöße zwischen den beiden Ländern zu verhindern. Schritt für Schritt sollen Wachposten und Ausrüstung von der am schwersten gesicherten Grenze der Welt abgezogen werden.


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