Seit sich US-Justizminister Jeff Sessions wegen Befangenheit aus den Ermittlungen in der Russland-Affäre zurückgezogen hat, sieht sich der 71-Jähriger der Kritik von US-Präsident Donald Trump ausgesetzt. Nachdem Trump Ende Mai die Ernennung Sessions' sogar öffentlich bereut hatte, legte er nun in einem Interview mit dem Fernsehsender Hill.TV nach.
Sessions sei abwesend und mache sich in seiner Rolle als oberster Jurist des Landes schlecht, so Trump. "Ich habe keinen Justizminister. Das ist sehr traurig." Diesmal beschränkte sich der US-Präsident in seiner Kritik nicht auf die Rolle Sessions' in den Russland-Ermittlungen, sondern kritisierte die Arbeit des Republikaners allgemein als schlecht. "Ich bin nicht glücklich mit zahlreichen Dingen, nicht nur mit diesem Fall", sagte Trump. Konkret nannte er die Grenzpolitik, weil nach wie vor illegale Einwanderer über die mexikanische Grenze in die USA kämen.
Sessions hatte kurz nach Amtsantritt wegen seiner Rolle in Trumps Wahlkampfteam seine Befangenheit in den Ermittlungen zur Russland-Affäre erklärt und sich daraus zurückgezogen. Seither führt Vizejustizminister Rod Rosenstein die Ermittlungen - er war es auch, der im Mai 2017 Robert Mueller als Sonderermittler eingesetzt hatte.
Mögliche Entlassung?
Anfang August hatte Trump seinen Justizminister aufgefordert, die Untersuchungen Muellers umgehend zu stoppen - obwohl der offenkundig gar nicht mehr zuständig ist. Im Juli hatte der US-Präsident in einem Interview mit der "New York Times" gesagt, er hätte Sessions nicht mit dem Ministerposten betraut, wenn er gewusst hätte, dass dieser sich in der Affäre um mutmaßliche russische Einmischung in den US-Wahlkampf für befangen erklären würde.
Trumps Berater hatten ihm zuletzt dringend von einer Entlassung des Justizministers abgeraten. Im Interview mit Hill.TV sagte Trump nun auf die Frage, ob er Sessions entlassen werde: "Wir werden sehen, was passiert. Viele Menschen haben mich gebeten, es zu tun. Ich bin sehr enttäuscht von Jeff. Sehr enttäuscht."
n-tv.de
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