Der größte Teil der australischen Bevölkerung lebt an nur zwei Orten - Sydney und Melbourne. Auch Einwanderer zieht es in vielen Fällen zunächst dorthin. Alan Tudge will das ändern: Geht es nach dem Minister für Bevölkerung, Städte und städtische Infrastruktur, sollen Neuankömmlinge aus den bevölkerungsreichen Städten verbannt werden. Denn diese seien zu voll, während andere Regionen Zuwachs benötigten.
"Die Schlüsselfrage ist eher die Verteilung des Wachstums als die Zahl des Wachstums", sagte Tudge im Fernsehsender ABC. Bei einer besseren Verteilung des Bevölkerungswachstums "hätten wir nicht den gleichen Druck, den wir auf Melbourne, Sydney und das südöstliche Queensland haben", sagte er weiter.
Das Wachstum der australischen Einwohnerzahl ist enorm. Gerade deshalb sollen die Städte entlastet werden. Ende August überschritt die Bevölkerung die 25-Millionen-Grenze - 24 Jahre früher als noch Anfang des Jahrtausends erwartet. Die Bevölkerungszahl im Land ist allein im vergangenen Jahr um knapp 400.000 Menschen gestiegen. Mehr als die Hälfte (62 Prozent) ging auf Migration zurück. Und den Großteil der Neuankömmlinge zieht es in die Städte an den Küsten wie Melbourne, Sydney oder Brisbane. Dort wird Wohnraum knapp, die Preise steigen dementsprechend, gerade in Sydney.
Ländliche Regionen "schreien nach mehr Arbeitern"
Geht es nach Minister Tudge, soll die geplante Verlagerung andere weniger besiedelte Regionen stärken. Einige kleinere Staaten und ländliche Regionen "schreien nach mehr Arbeitern", sagte Tudge. Der Ministerpräsident von South Australia beispielsweise wolle mindestens 15.000 Menschen, die jährlich in seinem Staat hinzukommen, sagte der Minister weiter. Denn dort sei das Wachstum zuletzt sehr gering gewesen.
Konkrete Pläne, wie die Regierung ihr Ziel erreichen könnte, legte Tudge noch nicht vor. Er stelle sich allerdings geografische Einschränkungen bei Aufenthaltsvisa vor, die für fünf Jahre gelten sollen. Wer in dieser Zeit doch nach Sydney oder Melbourne zieht oder die Stadt nicht verlässt, muss mit Konsequenzen rechnen. So könnte Australien es für entsprechende Personen deutlich komplizierter machen, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung oder die Staatsbürgerschaft zu erlangen.
Ausgenommen von den Einschränkungen sollen Migranten sein, die mit einer konkreten Jobzusage, einem Studienplatz oder im Rahmen einer Familienzusammenführung ins Land kommen. Die Regelung zählt damit auch nicht für Personen, die eine Australierin oder einen Australier heiraten. Sie könnte dann aber immer noch für etwa 45 Prozent der Einwanderer nach Australien gelten.
spiegel
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