Rentenpaket: Von "ungerecht" bis "unsolide"

  12 Oktober 2018    Gelesen: 929
Rentenpaket: Von "ungerecht" bis "unsolide"

Die Bundesregierung will bis 2025 das Rentenniveau bei 48 Prozent festschreiben. Bevor die Regierungspläne im Bundestag debattiert werden, äußern sich Gewerkschaften und Arbeitgebervertreter. Die Stimmung reicht von "Das ist doch ungerecht" bis "Das ist unsolide".

Unmittelbar vor der ersten Beratung eines Rentenpakets der Bundesregierung im Parlament haben die Gewerkschaften weitere Verbesserungen angemahnt. Die Arbeitgeber warfen Union und SPD wegen hoher Kosten dagegen unsolide Politik vor. Unter anderem soll das Sicherungsniveau der gesetzlichen Rente bis 2025 bei mindestens 48 Prozent festgeschrieben werden. Der Beitragssatz soll bis dahin die 20-Prozent-Marke nicht überschreiten. Zu Jahresbeginn soll es auch Verbesserungen bei der Mütterrente geben. Alle Mütter und Väter mit Erziehungszeit, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, sollen zusätzlich einen halben Rentenpunkt gutgeschrieben bekommen.

Erwerbsminderungsrentner, die wegen Krankheit nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten können, sollen künftig mehr Rente bekommen. Und anders als heute sollen Betroffene so behandelt werden, als wenn sie bis zum aktuellen Rentenalter gearbeitet hätten. Verdi-Chef Frank Bsirske begrüßte zwar die Verbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente. "Allerdings ist nicht einzusehen, warum nur künftige Erwerbsminderungsrentner von Leistungsverbesserungen profitieren sollen und die jetzigen nicht", sagte Bsirske in Berlin. "Das ist doch ungerecht." Die dringend notwendigen Verbesserungen müssten auf die heutigen Erwerbsminderungsrentner ausgeweitet werden.

Auch die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Verena Bentele, sagte: "Es ist nicht akzeptabel und nicht vermittelbar, dass diese Verbesserungen nicht für die derzeitigen Erwerbsminderungsrentner gelten sollen."

Die IG Metall lobte das Rentenpaket als Beitrag zur Bekämpfung der Altersarmut. "Das ist in Zeiten tiefgreifender Verunsicherung und wachsender Politikverdrossenheit wichtiger denn je", sagte Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban. Zukunftsfest werde die gesetzliche Alterssicherung so allerdings noch nicht, mahnte er. Dafür müssten weitere Schritte folgen. Urban forderte ein dauerhaft höheres Rentenniveau und den Ausbau zu einer Erwerbstätigenversicherung. "In die sollten auch Selbstständige, Beamte und Abgeordnete einbezogen werden."

Arbeitgeber: Das passt nicht zusammen


Der sozialpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Peter Weiß, sprach von "guten Nachrichten zur Rente in Deutschland". Das Rentenpaket werde für Millionen Menschen konkrete Verbesserungen bringen, sagte er. "Von der sogenannten Mütterrente profitieren vor allem Mütter mit Kindern, die vor 1992 geboren wurden. Ihre Erziehungsleistung wird in der Rente besser honoriert." Aber auch Männer und Frauen, die aus gesundheitlichen Gründen in Zukunft nicht mehr arbeiten können, würden eine höhere Rente erhalten. Die Stabilisierung des Rentenniveaus komme allen Rentnern zugute, die Stabilisierung des Rentenbeitrags vor allem der jungen Generation und allen Beitragszahlern.

Ingo Kramer kritisierte hingegen die Rentenpläne. "Die Bundesregierung verspricht viele neue Sozialleistungen, ohne ein Konzept zu haben, wie sie dauerhaft finanziert werden können", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Das sei unsolide.

"Die Große Koalition korrigiert in dieser Woche ihre Wachstumserwartungen nach unten, beschließt aber zur gleichen Zeit Beitragserhöhungen in der Pflege und bringt ein Gesetz mit Leistungsausweitungen in der Rente in den Bundestag ein", sagte Kramer weiter. Das passe nicht zusammen. Für die Rentenversicherung sollen die Verbesserungen bis 2025 mit knapp 32 Milliarden Euro zu Buche schlagen, am teuersten ist die verbesserte Mütterrente.

"Wir brauchen in der Sozialpolitik eine Kurskorrektur, die dem einfachen Grundsatz 'Denke heute schon an Morgen' gerecht wird", forderte Kramer. "Die Sozialbeiträge für Arbeitgeber und Beschäftigte müssen dauerhaft unter 40 Prozent bleiben. Wir brauchen jetzt aber auch Maßnahmen, damit dieses richtige Ziel auch in Zukunft abgesichert bleiben kann."

Quelle: n-tv.de


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