Pegida marschiert ja nicht nur gegen den Islam, mindestens genauso sehr richten die Umzüge sich gegen den Westen, dessen innere Liberalität und ethnisch vielfältige Städte sie bei Pegida als Bedrohung empfinden. "Wir wollen aber nicht, dass es hier so wird wie im Westen", riefen sie empört zurück, wenn man ihnen im vergangenen Jahr sagte, dass es in Dresden nennenswert weder Ausländer noch Islam noch militante Linke gäbe.
Nicht nur die Hotelbuchungen deuten nun darauf hin, dass es inzwischen auch umgekehrt Ermüdungserscheinungen gibt. Der Osten wird in der Wahrnehmung des Westens wieder das, was er lange war: rückwärtsgewandt, gewaltaffin, illiberal. Pegida-Land.
"Der Osten ist ein Problem", schrieb kürzlich der Spiegel-Kolumnist Jakob Augstein, und das war so pauschal gemeint, wie es klingt. Der Osten, das seien "Rassismus, Ignoranz, Engstirnigkeit", die es auf einen Kulturkampf mit dem Westen anlegen, also mit "Liberalismus, Toleranz, Gleichberechtigung".
In Augsteins zweigeteiltem Europa steht der Iwan wieder an der Elbe, dieses Mal nicht mit Panzern ausgerüstet, sondern mit Putins Autoritarismus: Pegida in Dresden, Orbans Ungarn, die Deliberalisierung Polens. Das schreibt er so, als gäbe es im Westen Europas keine Marine Le Pen und keinen Geert Wilders, keinen Nigel Farage und keine AfD.
"War die Wiedervereinigung ein Fehler?", fragte ein paar Wochen zuvor Augsteins Kollege Jan Fleischhauer. Er verlangte mehr Differenzierung in der Frage, ob es einen neuen Rechtspopulismus in Deutschland gebe, um dann wenig differenzierend festzustellen, dass dieser Rechtspopulismus ein ostdeutsches Problem sei. Ein Drittel von ihnen sei einer "Kuhstallwärme der Volksgemeinschaft" verfallen, die sich daran zeige, dass sie Linkspartei oder AfD wählen. Als Erklärung für all das fällt Fleischhauer nur die Abwesenheit des christlichen Glaubens im Osten ein.
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