Wie kommt Mikroplastik in den Menschen?

  13 November 2018    Gelesen: 878
Wie kommt Mikroplastik in den Menschen?

Sie sind so groß wie ein menschliches Spermium: Mikroplastikteile finden sich längst nicht mehr nur im Meer, sondern werden auch in Mücken und jetzt zum ersten Mal in menschlichem Stuhl nachgewiesen. Wie sind die Teilchen dort hingelangt?

Kleine Plastikteilchen sind mittlerweile fast überall: im Meerwasser, in Schildkröten und auch in unserem Essen. Zum ersten Mal haben Forscher von der Medizinischen Universität Wien sogar Mikropartikel in menschlichem Stuhl entdeckt. Eine "Bestätigung einer langen Vermutung", sagte Studienleiter Philipp Schwabl n-tv.de. Bislang habe das noch keiner bewiesen.

Für die Untersuchung konnten die Wissenschaftler insgesamt acht Testpersonen - Kollegen und Freunde aus der ganzen Welt - gewinnen. Diese schrieben eine Woche lang in einem Ernährungstagebuch auf, was sie gegessen haben und wie das Essen verpackt war. Anschließend schickten sie eine Stuhlprobe nach Wien, die die Forscher dann analysierten.

Im Stuhl fanden die Wissenschaftler insgesamt neun verschiedene Plastikarten, vor allem aber Polypropylen. Daraus werden viele Alltagsdinge hergestellt, wie zum Beispiel Trinkbecher, Verpackungsfolien oder Handyhüllen. Auch PET entdeckten sie, das vor allem für die Herstellung von Plastikflaschen genutzt wird, aber auch in Sportkleidung vorkommt. Zwischen 50 und 500 Mikrometer waren die Plastikteilchen klein. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar hat einen Durchmesser von etwa 100 Mikrometern.

Ob die Mikroplastikteilchen über das Essen in den menschlichen Körper kommen, ist noch nicht ganz geklärt. Gegessen zumindest haben die Studienteilnehmer, was sie sonst auch zu sich nehmen. "Eine ganz normale Ernährung, da gab es von uns keine Vorschriften", sagt Schwabl. "Es waren schon ein paar dabei, die auch Meeresfrüchte und Fisch gegessen haben." Aber einen direkten Zusammenhang könnten die Wissenschaftler aufgrund der kleinen Menge an Messungen noch nicht wirklich herstellen, sagt Schwabl und ergänzt:  "Wenn ich die Studie vor 100 Jahren gemacht hätte, dann hätte ich wahrscheinlich in keiner der Proben Mikroplastik nachweisen können".

Wie viel von dem aufgenommenen Plastik im Körper tatsächlich hängenbleibt und was es dort bewirkt, auch dazu gibt es bisher nur Vermutungen. Wahrscheinlich wird der größte Teil ausgeschieden, meint Schwabl. "Aber es gibt Tierstudien, die zeigen, dass Mikroplastik zum Teil auch aufgenommen wird. Das ist dann in Blut, der Lymphe oder auch in der Leber nachweisbar gewesen und sicherlich ein alarmierendes Zeichen. Was das für die menschliche Gesundheit bedeutet, ist definitiv noch etwas, was weiter erforscht werden muss." Und das hat das Forschungsteam nun auch vor und plant eine größere Studie zu diesem Thema.

Quelle: n-tv.de


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