Warum die Wirtschaft schrumpft

  14 November 2018    Gelesen: 870
Warum die Wirtschaft schrumpft

Die deutsche Wirtschaftsleistung geht zurück. Das klingt dramatisch, ist es aber nicht. Denn die Auto-Industrie bremst das Wachstum zwar aus - allerdings nur vorübergehend.

Erstmals seit dreieinhalb Jahren ist die deutsche Wirtschaftsleistung geschrumpft. Dafür sind vor allem vier Buchstaben verantwortlich: WLTP. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich der neue Abgas-Prüfstandard. Weil nicht alle Auto-Modelle rechtzeitig eine Genehmigung für eine Neuzulassung hatten, mussten Hersteller die Produktion drosseln. Der Standard gilt seit September in der EU. Deutsche Konzerne hatten das Prüfverfahren nicht rechtzeitig für alle Fahrzeugtypen abgeschlossen "Die damit verbundenen zeitweisen Produktionsausfälle hinterließen tiefe Bremsspuren bei der industriellen Erzeugung", so die Bundesbank.

In Zahlen ausgedrückt: Weil die Autoindustrie Schwierigkeiten mit der Einführung neuer Abgastests hatte, brach der Neuwagenmarkt EU-weit um 23,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ein. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte dadurch im dritten Quartal um bis zu 0,4 Prozentpunkte gedämpft worden sein, so das Bundeswirtschaftsministerium. Da es aber anderswo aufwärts ging, verringerte sich das BIP im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent. In den Monaten von April bis Juni hatte die Wirtschaft noch um 0,5 Prozent zugelegt. Zum letzten Mal war die Wirtschaftsleistung im ersten Vierteljahr 2015 rückläufig.

Der Beginn einer Rezession ist der neue Rücksetzer aller Voraussicht nach nicht, denn mittlerweile löst sich der Zulassungsstau auf. "Er ist nicht mehr als ein Ausrutscher. Er ist auch das Resultat der Probleme in der Autoindustrie, deren Produktionsverluste derzeit aber bereits aufgeholt werden", sagt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. "Deutschland hat kein Konjunkturproblem, sondern ein Automobilproblem", ergänzt Andreas Scheuerle von der Deka Bank. "Aufgrund der schleppenden Zertifizierung der Automobiltypen musste die Produktion spürbar gedrosselt werden, mit Kollateralschäden auch für andere Branchen."

Wirtschaft verliert an Dynamik

Die Wirtschaftsweisen rechnen damit, dass das BIP in diesem Jahr um 1,6 Prozent und im kommenden Jahr um 1,5 Prozent wächst. Das heißt aber auch: Der deutsche Daueraufschwung verliert an Tempo. Denn im vergangenen Jahr hatte das BIP noch 2,2 Prozent zugelegt.

Auch ohne den Auto-Effekt hätte sich die Konjunktur im dritten Quartal wohl abgeschwächt. Dafür gibt es mehrere Gründe, beispielsweise die nachlassende Nachfrage aus China. "Mit dem US-Protektionismus, dem haushaltpolitischen Konfrontationskurs Italiens und einem trotz erster Einigungssignale mit der EU noch immer möglichen No-Deal-Brexit sind die Abwärtsrisiken groß", so Jörg Zeuner von der KfW. Hierfür sprechen nicht nur die nachlassenden Impulse aus der Weltwirtschaft, sondern auch die inzwischen engen Kapazitäten, besonders am Arbeitsmarkt. Die Investitionsdynamik in den Firmen bleibt hinter früheren Aufschwüngen zurück." Oder wie es Ökonom Krüger ausdrückt: "Die fetten Wachstumsjahre sind vorbei."

Quelle: n-tv.de


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