Erstmals seit den Anschlägen vom 11. September 2001 hat sich einer der bekanntesten Islamisten aus Deutschland öffentlich geäußert. Mohammed Haydar Zammar, ein enger Freund der Attentäter um Mohammed Atta, will zurück nach Deutschland. "Ich hoffe, dass die Deutschen, die verantwortlich sind für meine Sache, mit mir reden", sagt Zammar im Interview mit dem SPIEGEL und SPIEGEL TV im nordsyrischen Kurdengebiet, "ich bin kein schlechter Mensch."
Allerdings dürfte Zammar bei einer Rückkehr schnell im Gefängnis landen. Der Generalbundesanwalt hat beim Bundesgerichtshof nach SPIEGEL-Informationen einen Haftbefehl wegen Zammars Mitgliedschaft beim IS erwirkt.
Zammar sitzt derzeit in einem Gefängnis der kurdischen Miliz YPG im Norden Syriens. Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 war er während einer Reise nach Marokko von der CIA entführt und nach Syrien gebracht worden. Dort saß er bis 2013 im Gefängnis. Nachdem er befreit worden war, schloss er sich dem IS an. Als die YPG Stellungen des IS in Syrien einnahm, fiel er den Kurden in die Hände. Er war bereits vor dem 11. September mehrfach bei al-Qaida in Afghanistan, hatte dort auch deren Chef Osama Bin Laden getroffen.
Die Mitglieder der Hamburger Zelle um den späteren Todespiloten Mohammed Atta bezeichnet er in dem Gespräch als "meine besten Freunde". Er bestreitet aber jegliche Mitwisserschaft an deren Terrorplänen. "Wahrscheinlich haben sie mich außen vor gehalten, um mich nicht reinzureißen." Ermittler in mehreren Ländern kamen zu ähnlichen Erkenntnissen.
Zammar sagt, er sei in syrischer Haft immer wieder gefoltert worden. Man habe ihm unter anderem den Kiefer gebrochen, ihn mit Plastikkabeln auf die Fußsohlen geschlagen oder in einen Reifen gezwängt, aufgehängt und dann geschlagen. Er habe bereits den deutschen Beamten, die ihn 2002 im Gefängnis befragten, "geschildert, was hier passiert". Er habe sie gebeten, ihm als deutschem Staatsbürger zu helfen, zurück nach Deutschland zu kommen. "Einer sagte nur: Träumen Sie davon!", so Zammar.
Qulle: spiegel
Tags: