War die Bitcoin-Blase bloß Betrug?

  23 November 2018    Gelesen: 581
War die Bitcoin-Blase bloß Betrug?

Die Kursexplosion der digitalen Leitwährung war vielen Investoren suspekt. Nun vermutet die US-Justiz: Kriminelle bei der größten Krypto-Börse könnten den Preis aufgepumpt haben. Fast die Hälfte des Hypes könnte heiße Luft gewesen sein.

JP Morgan-Chef Jamie Dimon vermutet es schon lange: Der Bitcoin "wird nicht gut enden". "Es ist ein Betrug, schlimmer als die Tulpenmanie", sagte der Banker im Herbst 2017. Nach einem rasanten Höhenflug bis auf über 20.000 Dollar kurz vor Weihnachten ist der Bitcoin-Preis nun wieder auf dem Niveau angelangt, bei dem Dimon einst ein mulmiges Gefühl bekam: etwa 4500 Dollar. In weniger als einem Jahr hat die Digitalwährung fast 80 Prozent ihres Wertes verloren.

Die Achterbahnfahrt löste schon damals bei vielen Anlegern Stirnrunzeln aus. Tokens haben zwar eine technologische Revolution ausgelöst: Mehr als 1500 Digitalwährungen gibt es inzwischen, man kann mit ihnen gebührenfrei und anonym Geld um den Globus schicken, unfälschbare Verträge schließen oder Maschinen vernetzen. Doch vieles davon ist noch Zukunftsmusik.

Was also trieb den Preis des wichtigsten Cybergelds, das sich nicht anfassen lässt und mit dem bis heute kaum irgendwo bezahlen kann, in unvorstellbare Höhen? US-Ermittler gehen immer mehr einer Antwort nach, die Coin-Enthusiasten nicht gefallen dürfte: Betrüger könnten den Bitcoin-Kurs manipuliert und illegal aufgepumpt haben. Die US-Justiz nimmt erstmals die Leitwährung der Digitalszene ins Visier.

Pushte mysteriöse Firma den Bitcoin-Kurs?

Vermutungen, dass es beim Kryptoboom nicht mit rechten Dingen zugeht, gibt es schon länger. Das "Wall Street Journal" hat in einer Untersuchung festgestellt, das fast jede fünfte Kryptofirma nach Betrug riecht. Das Blatt fand Renditversprechen von über 1300 Prozent und haufenweise Chefs, die es gar nicht gibt. In China, wo Kryptowährungen verboten sind, führt Bitcoin längst ein kriminelles Eigenleben im Untergrund. Die US-Börsenaufsicht nimmt seit Frühjahr bis zu 100 Hedgefonds unter die Lupe, die mit Krypto-Devisen handeln. Um arglose Anleger wachzurütteln, legte die Behörde sogar selbst einen Fake-Coin auf. Und dann sind da noch die Ermittlungen des US-Justizministeriums, die bereits seit Mai laufen.

In diesem Verfahren robben sich die Staatsanwälte laut "Bloomberg" nun immer dichter ran die Quelle möglicher Kursmanipulation: die weltgrößte Krypto-Börse Bitfinex. Abgesehen davon, dass sie sich vor einem Jahr von Hackern rund 31 Millionen Dollar stehlen ließ, erweckte sie auch sonst bisher nicht gerade Vertrauen.

Ihre AGBs unterliegen dem Recht der britischen Jungferninseln. Die Börse wird von demselben Management-Team geleitet wie Tether, einer Firma in Hongkong, die hinter der gleichnamigen Digitalwährung steht. Experten wie der US-Starökonom Nouriel Roubini vermuten schon lange, dass das Cybergeld nichts weiter ist als ein gigantischer Milliardenbetrug, mit dem der Bitcoin-Kurs künstlich gepusht wurde.

Denn das besondere an Tether ist, dass man jeden der Digitalcoins angeblich jederzeit bei der Firma in Hongkong gegen einen Dollar eintauschen kann. Diese Garantie der Tether-Macher hat den Bitcoin lange gestützt: Immer dann, wenn der Bitcoin-Kurs ins Rutschen geriet, sollen sie über ihre Börse Bitfinex neue Tether ausgegeben und damit Bitcoins gekauft haben. Das kann nur klappen, solange Anleger glauben, dass sie ihre Tether jederzeit zu echtem Geld machen können.

Die Hälfte des Bitcoin-Hypes soll heiße Luft sein

Doch einige Analysten und Investoren zweifeln daran, dass die Dollar-Reserven, die hinter dem Cybergeld stehen sollen, existieren. Dann hätten Tether-Besitzer nichts von Wert in ihren digitalen Geldbörsen. Und ein Großteil der Bitcoin-Nachfrage wäre nichts als heiße, kriminelle Luft.

Die US-Derivateaufsicht CFTC forderte daher von Tether und Bitfinex schon Anfang des Jahres per Vorladung Informationen an. Das Justizministerium will seine Untersuchung mit dieser Ermittlung nun koordinieren. Beide Behörden interessiert laut "Bloomberg" konkret, ob Tether die vorgegebenen Dollar-Reserven wirklich hat. Zudem wollen die Ermittler laut Insidern wissen, wie genau Tether neue Coins ausgibt und warum sie vor allem über Bitfinex auf den Markt kommen.

Hellhörig sind die Ermittler wohl durch die Analyse eines Uni-Professors in Texas geworden. John Griffin und Amin Shams hatten die Tether-Verkäufe untersucht und waren auf manipulative Handelsbewegungen in Bezug auf den Bitcoin-Kurs gestoßen. Sie behaupteten, dass Tether an entscheidenden Punkten genutzt wurde, um Bitcoins zu kaufen und dass etwa die Hälfte des Kursanstiegs von rund 1400 Prozent im vergangenen Jahr auf die Muster zurückgingen.

Quelle: n-tv.de


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